Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)
unterstützten.
Eines war absolut richtig. Das Meisterwerk von Rubens hing in der Eremitage. Richtig war auch, dass es eine Reproduktion gab. Allerdings befanden sich beide Gemälde in Händen der Moskauer Behörden. Sie hatten dem BKA die Reproduktion überlassen, nachdem Kerner und Herzog ihren Plan vorgetragen hatten. Sie war in der Tat so gut, dass es Untersuchungen von Expertenteams über mehrere Wochen hinweg gebraucht hatte, um das Bild als Fälschung auszuweisen. Natürlich versprachen sich die Moskauer etwas von der Aktion.
Als Gegenleistung sollten sie alle Ergebnisse bekommen, die ihnen bei ihren Ermittlungen gegen die Russenmafia weiterhelfen konnten. Herzog hatte bei den Vorbereitungen der Operation diesmal darauf bestanden, auf Nummer sicher zu gehen. Zuviel wies darauf hin, dass es einen Maulwurf in den eigenen Reihen gab. Niemand wusste von Kerners verdecktem Einsatz, außer Herzog und Kerner selbst. Die Berliner Wohnung, in der Kerner jetzt saß, war sauber. Keine Spur konnte zum BKA zurückverfolgt werden. Die Dienstwaffe hatte er in seinem Büro gelassen und sich dafür eine nicht registrierte Waffe aus der Asservatenkammer besorgt. Ebenso hatte er sein Diensthandy gegen ein anders ausgetauscht. Bevor er nach Berlin gereist war, hatte er sogar einen ganz offiziellen Urlaubsantrag eingereicht. Kerner durfte sich ziemlich sicher sein, diesmal ungestört arbeiten zu können. Es gab aber auch weit und breit niemandem, der ihm bei Gefahr den Rücken freihalten konnte. Er war von nun an ganz und gar auf sich allein gestellt.
Den ganzen Morgen über hatte er gelesen. Nun war es fast Mittag, und noch immer hatte sein Telefon nicht geläutet. Er stand auf und schaltete den Fernseher ein, um die Nachrichten zu sehen. Mit ein paar Lebensmitteln hatte er sich auch eingedeckt, und gerade wollte er hinüber zu der kleinen Küchenzeile in einer Ecke des Apartments, um sich ein paar Eier in eine Pfanne zu schlagen. Plötzlich verharrte er in seinen Bewegungen und starrte auf den Fernseher.
Es liefen Bilder, die man in einer ihm vertrauten Umgebung aufgenommen hatte. Kerner holte die Fernbedienung und stellte den Ton lauter. Reglos stand er da und verfolgte den Bericht des Nachrichtensprechers. Die Rede war von einem hochrangigen Beamten des BKA Meckenheim, der schwer verunfallt war und zurzeit in der Uni Klinik Bonn im Koma lag. Dann schossen Tränen in Kerners Augen. Er erkannte das Haus von Christa Berendt. Zwei Zinksärge wurden hinausgetragen. Christa und ihr Sohn Joachim waren tot. Kaltblütig ermordet. Dann las der Sprecher einen Fahndungsaufruf des BKA vor. Das ganze Land jagte ab sofort den Mann, der wegen dieser schrecklichen Verbrechen unter dringendem Tatverdacht stand. Ihn, ... Hauptkommissar Marcus Kerner vom BKA.
29
Es war schon nach Mitternacht, als das Telefon in dem Zimmer läutete, in dem Samuel Rosenbaum der Referatsleiter bei Europol in Den Haag stundenlang nervös auf und ab gegangen war. Er sprang zum Telefon und nahm den Hörer ab. »Rosenbaum.«
Der Mann am anderen Ende zögerte. Dann meldete er sich. »Hallo Sam, Marcus hier. Es ist etwas Furchtbares passiert.« Sam seufzte erleichtert. Schon seit den Mittagsstunden hatte er auf ein Lebenszeichen seines Freundes gewartet. »Gott sei Dank, Du lebst also. Ich hatte die schlimmsten Befürchtungen. Ich weiß doch längst, was passiert ist. Ich habe es heute Mittag aus den Nachrichten erfahren. Wo bist Du?« Wieder brauchte Kerner einige Sekunden. »Bist Du sicher, dass die Leitung sauber ist, Sam?« Sam grummelte ins Telefon. »Bin ich sicher, dass der Papst Katholik ist!? Ja, ich bin sicher. Wenn meine Leitungen nicht sicher sind, dann überhaupt keine mehr.«
Kerner nahm es Sam nicht übel. Bei jedem anderen hätte die Frage wohl durchaus ihre Berechtigung. Bei Sam allerdings war sie eine glatte Beleidigung. »Ich bin in Berlin, Sam. Das, was hier gerade passiert, ist einfach unfassbar. Die haben mich kalt erwischt.« Sam versuchte , seinen Freund zu beruhigen. »Hör zu Marcus, ich weiß ganz genau, dass Du nicht das Geringste mit der Sache zu tun hast. Denkst Du, ich hätte es auch nur eine Sekunde für möglich gehalten, dass Du diese Verbrechen begangen hast? Ich habe sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Dich zu finden und jetzt werde ich Dir helfen. Wir decken die Schweinerei auf, die da inszeniert worden ist. Du, ich ... und ein paar sehr gute Freunde von mir. Ich weiß nämlich ein paar Dinge,
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