Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)
dass sie auch noch einen Einbrecher in ihrem Haus wähnte. Gerade als er die Eingangstür erreicht hatte, bemerkte er ein Fahrzeug, das in die Straße einbog. Der Wagen steuerte genau in seine Richtung. Im letzten Moment, bevor der Lichtkegel der Scheinwerfer ihn erreichen konnte, schaffte er es, die wenigen Meter bis zu der Hecke des Nachbargrundstückes zu überwinden. Mit einem gewaltigen Satz sprang er hinüber und ging in Deckung. Er hörte, wie der Wagen sein Tempo verringerte und schließlich anhielt. Der Motor und die Scheinwerfer gingen aus. Für einen Moment blieb alles ruhig. Kerner bewegte sich nicht. Dann hörte er, wie die Türen des Wagens geöffnet wurden, um kurz darauf mit einem dumpfen Geräusch wieder ins Schloss zu fallen.
Undeutlich drang das Gemurmel zweier Männer bis zu ihm, während er vorsichtig versuchte, durch die Hecke hindurch etwas zu erkennen. Das Narbengesicht war unverkennbar. Das war Merten, einer der Kommissare aus Marquarts Abteilung. Der andere war Kommissar Bange. Die beiden standen dort und unterhielten sich. Dann sahen sie sich um als suchten sie etwas Bestimmtes. Plötzlich stieß Merten seinen Kollegen an und deutete mit der Hand genau in die Richtung des Leihwagens, mit dem Kerner gekommen war und der jetzt schräg gegenüber parkte. HH- ich Idiot! Kerner biss sich auf die Lippen. Der Wagen hatte das Standardschild einer Leihwagengruppe, die es in ganz Deutschland gab. Zulassungsort ihrer Wagen war die Hansestadt Hamburg: HH. Er war also von Merten sofort als ein fremdes Fahrzeug in dieser Straße ausgemacht worden. Dann setzte er sich auch schon in Bewegung und ging auf den Wagen zu. Davor blieb er stehen. Er streckte die Hand aus und legte sie auf die Motorhaube. Abrupt drehte er sich um und kam zurück. Merten flüsterte seinem Kollegen etwas ins Ohr. Dann schaute er zu Herzogs Haus und zog seine Waffe aus dem Holster. Langsam bewegte er sich zu dem Grundstück und blickte sich immer wieder nach allen Seiten um. Bange blieb stehen und beobachtete die Straße. Auch er hatte seine Waffe gezogen. Kerner wurde es heiß. Merten streifte über das Grundstück und sah immer wieder zum Haus. Schließlich kam er direkt auf die Hecke zu, hinter der Kerner sich versteckt hielt. Fast in Zeitlupe zog Kerner den 38er, den er bei sich trug. Er wog ihn in seiner Hand. Natürlich konnte er nicht auf Merten schießen, aber festnehmen lassen konnte er sich gerade jetzt auch nicht.
Irgendwie musste er die beiden unschädlich machen und sehen, dass er hier schnellstens fortkam. Wie er das anstellen wollte, wusste er aber selbst noch nicht genau. »Merten.« Zischend drang der Name zu Kerner herüber. Das war Bange. Er winkte Merten von der Straße aus zu sich. »Hey, Merten, der Alte hat angerufen. Wir sollen beide sofort zu ihm ins BKA kommen.« Merten blieb stehen und drehte sich zu seinem Kollegen um. »Moment, ich komme gleich.« Dann hob er die Waffe an und ging weiter. Fast hatte er die Hecke erreicht. Wieder hörte Kerner Banges Stimme. »Nun mach schon. Ich habe keine Lust, wieder Sonderschichten einzulegen. Marquart hat unsere Ablösung bereits losgeschickt. Der kleine Giftzwerg ist auf hundertachtzig. Also lass uns endlich fahren. Hier ist sowieso nichts.« Mertens Haltung entspannte sich. »Schon gut, ich komm ja schon.« Noch einmal sah er zum Haus, dann drehte er sich um und ging zurück. Die beiden stiegen in ihren Wagen und fuhren davon.
Kerner atmete tief durch. Nicht auszudenken, wenn er bemerkt worden wäre. Er konnte nicht riskieren, sich noch lange hier aufzuhalten. Jeden Moment würde die Ablösung von Merten und Bange auftauchen. Kurz überlegte er. Das Risiko, dass die Akte gefunden würde, war einfach zu g roß. Da sie sowohl seine neue Identität als auch die gesamten Aufzeichnungen über die Operation Vigiani enthielt, würde es nicht nur das sichere Aus für ihn bedeuten. Auch die Grabritter würden wohl nicht mehr an den Clan herankommen können. So schnell Kerner konnte, schlich er ins Haus und holte die Unterlagen aus dem Versteck. Da er bereits mehrmals bei Herzogs zu Gast gewesen war, fand er sich auch in der Dunkelheit ganz gut zurecht. Bereits nach wenigen Minuten schloss er leise die Haustür wieder hinter sich, legte die Schatulle mit dem Schlüssel zurück und lief zum Wagen.
Keinen Moment zu früh. Als Kerner gerade aus der Straße heraus abbog, erkannte er in einem Wagen, der zur gleichen Zeit hineinfuhr zwei Kollegen aus dem BKA.
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