Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)
»Verdammt, das war knapp!« Kerner gab Gas und war kurze Zeit später wieder auf der Autobahn. Sein Ziel war der Kölner Hauptbahnhof. Er brauchte jetzt die schnellstmögliche Verbindung nach Berlin. Seine Gedanken wanderten zurück zu der kleinen Kapelle, in der er am Morgen dieses sonderbare Treffen hatte. Was Graf Siegfied von Löwenberg ihm dort erzählt hatte, waren Dinge von denen er bisher keine Ahnung hatte. Es war eine lange Unterhaltung, und Kerner war auf ganz seltsame Weise beeindruckt von dem Mann und dem Ritterorden, über den er gesprochen hatte. Eine unglaubliche innere Kraft ging von diesem Graf Siegfried aus. Kerner kam es vor wie eine Offenbarung. Seit sie sich getrennt hatten, war er davon überzeugt, dass er es gemeinsam mit diesen Grabrittern schaffen konnte. Sie würden dem Treiben der Vigianis und ihrer verbrecherischen Organisation ein Ende bereiten. Mit der Hilfe des BKA oder anderer Behörden konnte er nicht mehr rechnen. Im Gegenteil, für sie galt er als gesuchter Hauptverdächtiger in zwei Mordfällen. Darüber hinaus wurde ihm der Mordversuch an Herzog zugeschrieben. Jemand musste wohl glauben, ihn damit endgültig ausgeschaltet zu haben. Derjenige sollte sich furchtbar getäuscht haben.
35
Kerner hatte es gerade noch geschafft. Kurz vor Abfahrt des ICE nach Berlin war er mit dem Wagen am Hauptbahnhof in Köln angekommen. Er gab den Wagen ab und rannte zum Gleis. Im Zug suchte er ein Abteil auf, von dem aus er ungestört telefonieren konnte. Er rief Graf Siegfried von Löwenberg an und berichtete ihm von der nächtlichen Aktion. Auch dem Grafen war klar, welches Risiko diese Akte für ihre Pläne hätte bedeuten können.
»Also Graf Siegfried, in sechs Stunden bin ich wieder in Berlin, und die Operation kann wie geplant weiterlaufen. Was ist mit Herzog? Haben Sie schon etwas in die Wege geleitet? Ich sagte Ihnen ja, dass er wahrscheinlich in großer Gefahr ist. Zugleich ist er wahrscheinlich mein einziger Entlastungszeuge. Egal, wer den Anschlag auf ihn verübt hat, derjenige wird nicht riskieren, dass er am Leben bleibt.« Graf Siegfried beruhigte Kerner. »Keine Sorge, mein Freund. Ich habe mich schon darum gekümmert. Zwei zuverlässige Leute sind mit seiner Bewachung beauftragt. Sie treffen gerade im Moment alle Vorbereitungen. Vertrauen Sie uns einfach. Sie müssen sich jetzt auf Ferruccio Vigiani konzentrieren, und dafür sollten Sie unbedingt Ihren Kopf freihaben. Wie ich Ihnen bereits eindringlich versichert habe, ist der Mann sehr gefährlich. Sobald ich hier noch ein paar Sachen erledigt habe, reise ich nach Rom. Dort treffe ich die anderen Grabritter. Ab diesem Zeitpunkt werden wir Sie unterstützen, wo immer es geht. Ein paar von uns werden sich dann immer in der Nähe vom Anwesen der Vigianis aufhalten. Also mein Freund, viel Glück. Wir sehen uns bald.«
Auf den Fluren der Uniklinik in Bonn herrschte reges Treiben. Viele Unfälle waren an diesem Tag gemeldet worden. Ärzte und Schwestern hatten alle Hände voll zu tun. Ein Mann von etwa dreißig Jahren ging über den Flur der Intensivstation und hielt eine Patientenkarte in der Hand. An dem grünen Kittel hing ein Namensschild: Dr. Rütten. Zielstrebig ging er auf das Zimmer zu, in dem Kriminalrat Herzog noch immer nicht aus seinem Koma erwacht war.
Vor der Tür stand ein Beamter des BKA. Freundlich lächelte der Mann den jungen Polizisten an. »Guten Tag. Na dann wollen wir mal sehen, wie es Ihrem Chef geht. Machen Sie sich keine allzu großen Sorgen. Er hat eine sehr gute Konstitution. Ich bin sicher, er kommt durch.« Mit diesen Worten ging er an dem Bewacher vorbei und öffnete die Tür. Dann drehte er sich noch einmal zu dem Beamten um. »Ich werde mindestens eine viertel Stunde brauchen. Alles muss gecheckt werden. Sie sehen ziemlich müde aus. Holen Sie sich einen Kaffee aus der Kantine. Ich werde auf keinen Fall weggehen, bevor Sie nicht zurück sind.«
Die Aussicht auf einen heißen Kaffee schien für den übermüdeten jungen Mann ziemlich verlockend, dennoch zögerte er. »Das könnte Ärger geben. Bis zu meiner Ablösung darf ich eigentlich nicht hier weg, aber ... wenn Sie so lange hier sind … ?! Der Arzt lachte. »Ja, bin ich. Sie können sich darauf verlassen. Also, machen Sie schon.« Froh über die kleine Pause, ließ der Beamte sich nicht noch einmal bitten. »Okay, bin gleich zurück.« Schnell verließ er durch die Schleuse die Station in Richtung Fahrstuhl. Das Lächeln aus dem
Weitere Kostenlose Bücher