Jagd auf Roter Oktober
Mitte, gerade vorm Kontrollraum. Eine Millisekunde später explodierte der Sprengkopf.
Roter Oktober
Ryan wurde von der Wucht der Explosion von seinem Sitz geschleudert und schlug sich am Deck den Kopf an. Er verlor kurz die Besinnung und kam mit dröhnenden Ohren in der Finsternis wieder zu sich. Der Druck der Explosion hatte in mehreren Schaltanlagen zu Kurzschlüssen geführt. Die rote Notbeleuchtung ging erst nach einigen Sekunden an. Achtern hatte sich Jones gerade noch rechtzeitig den Kopfhörer heruntergerissen, doch Bugajew, bis zuletzt bemüht, den herankommenden Torpedo zu täuschen, lag mit geplatztem Trommelfell am Boden und wand sich vor Schmerzen. Im Maschinenraum kamen die Männer wieder auf die Beine. Hier war die Beleuchtung angeblieben. Melechin sah sofort auf seine Instrumente, um das Ausmaß des Schadens festzustellen.
Die Explosion hatte sich an der äußeren Hülle ereignet, die nur aus dünnem Stahl bestand. Dahinter befand sich ein wassergefüllter Ballasttank, in wabenförmige Zellen aufgeteilt und gut zwei Meter dick. Hinter dem Tank lagen aufgestapelt schwere Pressluftflaschen. Dann kamen die Batterien von Roter Oktober und schließlich der innere Druckkörper. Der Torpedo war in der Mitte einer Stahlplatte der Außenhülle aufgeschlagen, gut einen Meter von den Schweißnähten entfernt. Die Gewalt der Explosion hatte ein vier Meter breites Loch gerissen, die Zellen im Ballasttank zerfetzt und ein halbes Dutzend Pressluftflaschen bersten lassen, aber damit war ihre Wucht schon zum größten Teil verpufft. Beschädigt worden waren nur noch dreißig große Nickel-Kadmium-Batterien, die von den sowjetischen Ingenieuren mit Absicht hier untergebracht worden waren. Gewiss, an dieser Stelle waren sie schwer zu warten und zu laden und, schlimmer noch, der Kontamination durch Seewasser ausgesetzt, doch man hatte diese Nachteile in Kauf genommen, da die Batterien eine zusätzliche Panzerung darstellten. Roter Oktober war von seinen Batterien gerettet worden. Ohne sie hätte die Wucht der Explosion direkt auf den Druckkörper gewirkt. So aber war sie von einem in Schichten arrangierten Schutzsystem stark reduziert worden, zu dem es im Westen kein Gegenstück gab. Zwar war eine Schweißnaht im Druckkörper geplatzt und ließ Wasser wie aus einem Hochdruckschlauch in die Funkerkabine sprühen, aber ansonsten hielt die innere Hülle dicht.
Im Kontrollraum war Ryan bald wieder an seinem Platz und sah nach, ob seine Instrumente noch funktionierten. In der nächsten Abteilung zum Bug hin hörte er Wasser plätschern. Was tun? Bloß keine Panik, sagte er sich.
»Was mache ich jetzt?«
»Ah, Sie sind noch unter uns.« Mancusos Gesicht sah im roten Licht satanisch aus.
»Nein, ich bin tot. Was mache ich jetzt?«
»Ramius?« Mancuso sah den Kapitän eine Taschenlampe aus einem Halter am Schott nehmen.
»Zum Grund abtauchen.« Ramius ging ans Telefon und ließ die Maschinen stoppen. Melechin hatte den Befehl bereits gegeben.
Ryan schob den Knüppel von sich weg. Da sitz ich in einem lecken U-Boot, sagte er sich, und man befiehlt mir abzutauchen.
W. K. Konowalow
»Volltreffer, Genosse Kapitän«, meldete der Mitschman. »Er hat die Maschinen gestoppt. Ich höre den Rumpf knarren, er taucht.« Er gab einige Peilsignale, aber ohne Resultat. Die Explosion hatte im Wasser zu schweren Störungen geführt. Noch immer hallten Echos des Knalls durch die See. Trillionen von Luftblasen bildeten eine »sonifizierte« Zone um das Ziel und hüllten es ein. Seine Aktiv-Signale wurden von der Bläschenwolke zurückgeworfen, sein Passiv-Sonar beeinträchtigte das Nachgrummeln der Explosion. Mit Sicherheit konnte er nur sagen, dass ein Torpedo getroffen hatte, vermutlich der zweite.
USS Dallas
»Ein Punkt für die Mächte des Bösen«, sagte Laval. Dallas lief noch zu schnell, um ihr Sonar richtig einsetzen zu können, aber die Explosion war nicht zu überhören gewesen. Die ganze Mannschaft war zusammengefahren.
In der Angriffszentrale bestimmte Chambers ihre Position – zwei Meilen von der Stelle entfernt, an der sich Roter Oktober befunden hatte. Die anderen Männer behielten gleichmütig ihre Instrumente im Auge. Zehn ihrer Schiffskameraden waren gerade torpediert worden. Und der Feind lag auf der anderen Seite der Lärmbarriere.
»Geschwindigkeit auf ein Drittel herabsetzen«, wies Chambers an. Der Wachhabende bestätigte den Befehl.
»Sonar, ich brauche Daten«, sagte Chambers dann.
»Bin
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