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Jagdfieber

Jagdfieber

Titel: Jagdfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vivian Hall
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einsam fühlte. Ross war jetzt sechsundvierzig, ein Mann auf dem Höhepunkt seiner Attraktivität, die durch Macht und Erfolg noch zusätzlich verstärkt wurde.
    An weiblicher Begleitung mangelte es ihm jedenfalls nie. Die Frauen standen Schlange und gaben sich die Klinke in die Hand. Wenigstens hatte sie sich bei dem schwindelerregenden Wechsel seiner Geliebten nie allzu sehr umstellen müssen, denn Ross bevorzugte stets den gleichen Typ Frau. Blond, langbeinig und klug. Er hatte offensichtlich eine Schwäche für Akademikerinnen, für Frauen, die sich verbal und geistig auf Augenhöhe mit ihm bewegten, und sie hatte wirklich ausnahmslos jede von ihnen voller Inbrunst gehasst. Keine war ihrer Meinung nach gut genug für ihn gewesen, jede wirkte farbloser und langweiliger als die andere. Ross brauchte eine Frau mit Feuer, eine, die ihn seine Arbeit endlich mal vergessen ließ, und keine blutleere Professorin, die selbst dann ihr Laptop auspackte, wenn sie neben ihm im Bett lag.
    „Dad, ich will jetzt wirklich keine Predigt von dir hören“, murrte sie ihn wegen seiner Bemerkung ungnädig an. Dass er so selbstverständlich davon ausging, dass sie schon wieder Mist gebaut hatte, ärgerte sie. Trotzdem setzte sie hinzu: „Du hast es zwar nicht verdient, aber zu deiner Beruhigung: Ich habe nichts Schlimmes angestellt.“
    „Noch nicht“, brummte er leise.
    „Dad!“
    Sie hörte Ross resigniert seufzen.
    „Schon gut, ich verkneife mir eine Moralpredigt. Ich denke, nach der Geschichte mit Emily siehst du wahrscheinlich selbst ein, dass du dich zusammennehmen und vorerst die Finger von den Männern lassen solltest. Zumindest von den Verheirateten“, fügte er tadelnd hinzu.
    Paige zuckte innerlich zusammen. Die zentnerschwere Schuld lastete wieder wie ein übergroßer Gesteinsbrocken auf ihren Schultern und drückte sie hinunter.
    „Können wir das Thema bitte lassen?“, bat sie ihn mit belegter Stimme.
    Nicht daran denken … nicht daran denken.
    Es war umsonst, sich das ständig vorzusagen. Die Geschehnisse rund um Emily und Jason kehrten zurück in ihre Gedanken, als wären sie nie weg gewesen. Das war so frustrierend. Warum musste Ross erneut das Feuer entfachen, das sie so erfolgreich in Schach gehalten hatte? Ein scharfer Stich in der Herzgegend ließ sie die Lider schließen, und sie hatte die beiden sofort wieder vor Augen.
    Emily und Jason Mancini. Die beiden waren einst das Traumpaar von Dallas gewesen, bevor sie in die Ehe eingebrochen war und alles zerstört hatte. Er dunkelhaarig, sehr sexy und erfolgreich als Staatsanwalt, während die aparte Blondine perfekt seine imponierende Männlichkeit ergänzt hatte. Zusammen schienen die beiden unschlagbar zu sein, ein perfektes Team, das keiner auseinanderreißen konnte. Paige hatte genau dieses Kunststück geschafft, auch wenn das nie in ihrer Absicht gelegen hatte. Doch wie hätte sie sich gegen die Anziehung wehren können, die Emilys Ehemann auf sie ausgeübt hatte? Sie hatte sich seiner Männlichkeit hilflos ausgeliefert gefühlt und rasch festgestellt, dass er innerhalb weniger Monate zum männlichen Hauptakteuer ihrer sexuellen Fantasien geworden war, dass sie ihn begehrte …
    Heute wünschte sie sich, sie hätte mehr Charakter bewiesen und rigoros abgelehnt, als Emily sie arglos darum bat, ein Auge auf ihren Mann zu halten, während sie für unbestimmte Zeit zu ihrer sterbenden Großmutter nach Illinois fahren musste. Sie hätte sich weigern sollen, vor allem, da auch Jason immer öfter hatte durchblicken lassen, wie sehr er sich von ihr angezogen fühlte. Trotz all dieser Warnzeichen hatte sie Emilys Bitte zugestimmt, überzeugt davon, ihn auf Abstand halten zu können. Doch sie hatte Jasons Anziehungskraft genauso unterschätzt wie ihre Unfähigkeit, Nein zu sagen, als er eines Abends bei ihr aufkreuzte und sie mit seinen Küssen um den Verstand brachte. Nach einer leidenschaftlichen Nacht war sie in Jasons Armen aufgewacht, befriedigt wie selten zuvor in ihrem Leben, aber mit so heftigen Schuldgefühlen, dass sie seitdem ihren eigenen Anblick im Spiegel kaum ertragen konnte. Ihm ging es ähnlich, doch der Reiz des Verbotenen war zu stark gewesen, und so hatten sie sich heimlich weiter getroffen. Trotz ihres schlechten Gewissens war es unglaublich aufregend gewesen, mit ihm zu schlafen. Zumindest solange, bis er seine Frau eigenmächtig informierte und damit eine unaufhaltsame Lawine aus Schuldzuweisungen und Vorwürfen in Gang setzte. Emilys

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