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Jagdsaison. Roman.

Jagdsaison. Roman.

Titel: Jagdsaison. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Besinnung. Eines Sonntagmorgens gegen neun Uhr trat sie durch das Eingangstor und begab sich in Begleitung von Peppinella in die Kirche. Natürlich war sie noch immer in Schwarz gekleidet, aber sie benahm sich nicht mehr seltsam. Sie ging ordnungsgemäß und erwiderte mit einer Kopfbewegung den Gruß der Leute. Manche behaupteten, sie hätte sogar versucht, hinter dem Trauerschleier zu lächeln. Sie kniete auf dem Beichtstuhl nieder, empfing das Abendmahl und kehrte in ihren Palazzo zurück. Nachts blieben die großen Fenster jetzt verschlossen.
    Bis in die späten Nachtstunden sah man jedoch eine andere Person, selbst bei rauhestem Nordwind, am Meeresufer auf und ab gehen. Das war Padre Macaluso. Etwas stimmte ganz und gar nicht mit ihm, denn er sprach wild gestikulierend mit sich selbst.
    ›Ich will die Beichte ablegen.‹
    ›Haben Sie den Herrn im Himmel mit Worten oder Taten beleidigt?‹
    ›Ja. Ich war grob zu meinem Diener Mimì, und bei meiner Dienerin Peppinella ist mir der Geduldsfaden gerissen.‹
    ›Das ist eine verzeihliche Sünde, aber es ist und bleibt eine Sünde. Marchesa, Sie müssen einfach achtsamer sein. Fünf Avemaria und fünf Paternoster. Ego te… ‹
    Er hob die Hand zum Segnen, weil er wußte, daß das die größten Sünden der jungen Frau waren. Doch Ntontòs Stimme ließ ihn innehalten: ›Da ist noch eine Sache.‹
    ›Sprechen Sie.‹
    ›Abends im Bett fasse ich mich an‹, sagte die Marchesina in völlig verändertem Ton, kehlig und heiser klang ihre Summe jetzt.
    ›Was heißt das, ich fasse mich an?‹
    ›Ich fasse mich an, heißt das.‹
    ›Wo?‹
    ›Vorne und hinten, oben und unten. Und anschließend schlafe ich tief und fest. Bis zum Morgen.‹
    ›Und Sie tun das, um besser einzuschlafen?‹
    ›Auch deshalb.‹
    ›Aber beim Heiland im Himmel, Sie können doch eine Sünde nicht wie ein Beruhigungsmittel verwenden!‹
    ›Was kann ich dafür, wenn es mir guttut? Und Lust verspüre ich auch.‹
    ›Sie berühren sich nur einmal?‹
    ›Nein, in manchen Nächten viele Male.‹
    ›Vielmals?‹
    ›Vielmals.‹
    ›Und diese Dinge tun Sie nur, um besseren Schlaf zu finden, oder denken Sie dabei an jemanden bestimmten?‹
    ›Ich denke dabei an einen.‹
    ›An wen?‹
    ›Ich schäme mich, das zu sagen.‹
    ›Sie müssen es sagen, sonst kann ich Ihnen die Sünde nicht erlassen.‹
    ›Ich denke an Fofò La Matina.‹
    Das war der Dialog, den Padre Macaluso sich selbst wiederholte, wenn er am Strand entlangging. Er konnte sich einfach nicht beruhigen. Das Gewissen Ntontòs, stets wie ein großes, reines Blatt Papier, war jetzt durch einen widerlichen Tintenfleck beschmutzt.
     
    »Ich will meine Sünden beichten.«
    »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Sprechen Sie, Marchesa.«
    »Vorgestern habe ich Peppinella eine Ohrfeige verpaßt, weil sie gewagt hat, mir zu widersprechen.«
    »Marchesa, beim Herrgott im Himmel, erzählen Sie mir doch keinen solchen Mist. Kommen wir zur Sache. Haben Sie es wieder gemacht?«
    »Ja.«
    »Jede Nacht?«
    »Ja.«
    »Und in manchen Nächten mehrmals hintereinander.«
    »Ja.«
    »Und Sie denken dabei immer an denselben Mann?«
    »Ja.«
    »Das habe ich erwartet, Marchesa. In dieser Woche habe ich darüber nachgedacht. Ich habe die Pflicht, Ihre Seele zu retten, verstehen Sie mich?«
    »Ja.«
    »Und ich habe mir da etwas überlegt. Hören Sie mir gut zu.«
    »Ja.«
    »Würden Sie den Apotheker zum Mann nehmen?«
    »Ja.«
     
    Fofò La Matina hatte sich eben zu Tisch gesetzt, als er hörte, wie jemand fluchend gegen seine Tür bollerte. Er kletterte die Holzstiege hinunter, entriegelte die Tür, und im Handumdrehen wurde er auch schon am Hemdkragen gepackt und gegen die Ladentheke gedrückt. Padre Macaluso raste.
    »Schwein! Schurke! Auf diese Art und Weise in die Phantasie eines jungen Mädchens einzudringen! Schämen Sie sich!«
    »In wessen Phantasie?« brachte der Apotheker würgend heraus.
    »Ach, das wissen Sie nicht, Sie Unschuldsengel!«
    »Ich schwöre, ich weiß von nichts.«
    »Wenn Sie es nicht wissen, ich verrate es Ihnen bestimmt nicht. Aber Sie werden tun, was ich Ihnen sage, oder ich reiße Ihnen den Kopf ab, Sie Gottloser.«
    »Aber wollen Sie mir vielleicht sagen, was ich zu tun habe?«
    »Die Marchesina Ntontò heiraten«, sagte Padre Macaluso kurz und bündig und gab endlich Fofòs Hals frei.
    Der Apotheker erstarrte zu Stein. »Spinnen Sie jetzt?«
    »Nein, der Herr.«
    »Aber sehen Sie doch: Der

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