Jagt das rote Geister-Auto!
Mit
Deckel. Man benutzt Koffer auf Reisen. Kennst du doch?“
„Ich weiß, was ein Koffer ist. Aber du
hast dich sicherlich verguckt. Wahrscheinlich liegt dort ein großer Karton.“
„Ich kann einen Karton von einem Koffer
unterscheiden“, wehrte sich Klößchen.
„Naja, Abfall“ meinte Tim. „Es gibt
leider viele Zeitgenossen, die ihren Sperrmüll nicht auf die Müllkippe bringen,
sondern in freier Natur abladen. Was interessiert uns ein weggeworfener, alter
Koffer?“
Klößchen seufzte. „Alt ist er. Stimmt.
Aber er wurde nicht weggeworfen, sondern vergessen. Ich habe nämlich
reingeguckt. Anzüge sind drin, Hemden, Wäsche, eine Schnapsflasche, eine echte
Pistole, eine Damenhandtasche, eine dicke Brieftasche und was-weiß-ich-noch.“
„Wo?“ fragte Tim verblüfft.
Klößchen führte sie hin.
Der Koffer lag hinter Büschen an einer
Stelle, wo das Mondlicht nicht hinreichte.
„Erst habe ich ihn gar nicht bemerkt“,
erklärte Klößchen und holte seine Taschenlampe hervor. „Dann... naja. Warte,
laß mich!“ kam er Tim zuvor. „Der Deckel ist nicht ganz trocken.“
Er leuchtete den Koffer an und klappte
ihn auf.
22. Später Besuch
Im Fernsehen wurde ein spannender Spätfilm
gezeigt.
Marga Heinze hatte sich vorgenommen,
ihn nicht anzusehen. Sonst würde sie morgen früh wieder todmüde sein und die
Berieselung bereuen. Doch es kam anders.
Eine Viertelstunde vor ihrer
Gute-Nacht-Zeit schlief Marga im Fernsehsessel ein. Als sie aufwachte, hatte
sich der Krimi bereits zur Hälfte abgespult, und das Telefon klingelte.
Nanu?
Marga griff zum Hörer und meldete sich.
Das Freizeichen ertönte. Kein Anruf.
Dann klingelte es zum zweiten Mal, und die schlaftrunkene Marga erkannte, daß
es sich um die Türglocke handelte.
„Wer ist da?“ fragte die Chefsekretärin
durch die Gegensprechanlage.
Unten vor der Haustür räusperte sich
ein Mann.
„Verzeihen Sie, Frau Heinze, daß ich
Sie zu so später Stunde störe. Aber... ich bin verzweifelt. Mein Name ist
Rudolf Bracht. Das sagt Ihnen sicherlich nichts. Ich bin der Vater von Ilona.
Aber die kennen Sie auch nicht. Was ich mit Ihnen besprechen muß, betrifft den
Kriminellen Jan Zeckel.“
„Woher kennen Sie meinen Namen?“
„Von Kommissar Glockner.“
Das beruhigte Marga ein bißchen.
Trotzdem...
„Sie erwarten doch nicht, Herr Bracht,
daß ich Sie um diese Zeit in meine Wohnung einlasse.“
„Ich möchte nur mit Ihnen reden. Von
mir aus im Treppenhaus.“
Marga zögerte, beschloß dann, kein
Hasenfuß zu sein und sagte: „Gut, ich komme runter.“
Sie wohnte in der dritten Etage.
In allen Wohnungen war man noch auf.
Als Marga vorsichtig die Haustür
öffnete, lächelte ihr Rudolf Brachts bleiches Dreiecks-Gesicht entgegen.
„Ich bitte nochmals um Entschuldigung.“
Sie musterte ihn. Wie ein Räuber sah er
nicht aus.
Dann standen sie unten im Treppenhaus,
und Marga ließ die Hand am Schalter des Fünf-Minuten-Lichts, um der
programmierten Dunkelheit sofort entgegenzuwirken.
„Frau Heinze“, sagte Bracht leise, „ich
bitte Sie, Ihre Aussage bei Kommissar Glockner zurückzunehmen. Nein, anders!
Ich meine: Sie müssen sagen, daß es nicht Jan Zeckel war, der sie überfallen
hat. Sagen Sie, Sie hätten ihn mit jemanden verwechselt, der ihm ähnlich sieht.“
„Wie bitte?“ Entgeisterung breitete
sich über Margas Gesicht.
Bracht nickte. „Bitte! Ich bitte Sie
darum.“
„Warum um-alles-in-der-Welt sollte ich
das tun?“
„Weil Jan Zeckel nicht der Täter ist.“
„Ich glaube, er ist es.“
Bracht schüttelte energisch den Kopf. „Sie
verhelfen diesem Saukerl zu einem Alibi.“
„Wie bitte?“
„Wenn er Sie überfallen hätte, Frau
Heinze, wäre das schlimm. Aber er hat’s nicht getan. Was er stattdessen getan
hat, ist noch viel schlimmer. Ein Mordversuch. Oder versuchter Totschlag.
Juristische Spitzfindigkeiten interessieren mich nicht.“
„Ich begreife kein Wort.“
„Es ist ganz einfach, Frau Heinze.
Leider kann ich noch nichts beweisen. Aber ich fühle die Wahrheit. Hier, in
meiner Brust. Ich, als Ilonas Vater, fühle die Wahrheit. Sie müssen wissen:
Meine Tochter hat sich um Jan Zeckel gekümmert, Ilona hat die Fürsorge zu ihrem
Anliegen gemacht — Fürsorge, die sie gestrauchelten jungen Leuten angedeihen
läßt. Gut! Aber Jan Zeckel ist ein unverbesserlicher Schweinehund. Ich war
dagegen, daß sie sich ihm widmet. Besonders, als ich merkte, daß Zeckel über
ihr Bemühen nur lacht. Der
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