Jagt das rote Geister-Auto!
sondern blieb
am äußersten Fahrbahnrand rechts.
Dann heulte der Motor auf, und Otto
Panrich spürte den Anprall für den tausendsten Teil einer Sekunde.
Der Ganove wurde in die Büsche
geschleudert. Zweige fingen ihn auf. Doch er war bewußtlos. Und später würde
man feststellen, daß der linke Hüftknochen gebrochen war und das Schienbein.
Am Steuer des Wagens, der Panrich
angefahren hatte, saß Katrin Hasenpatz.
Jetzt hielt sie an. Sie zitterte. Aber
sie faßte den Schwerverletzten und schleifte ihn hinter die Sträucher.
Dann öffnete sie den Koffer.
Das Geld!
Sie nahm es heraus, warf es in den
Kofferraum des roten Mercedes und rührte sonst nichts an.
Die Dämmerung war inzwischen
angebrochen. Deshalb erkannte Katrin nicht, was der Koffer außerdem enthielt.
Niemand, dachte sie, kann uns mit dem
hier in Verbindung bringen. Mich nicht und Paul nicht.
Sie zerrte auch den Koffer hinter die
Büsche, stieg in ihren Wagen und fuhr ab.
Unfall mit Fahrerflucht, dachte sie.
Das passiert doch jetzt dauernd. Und im Zweifelsfall kommt es auf das Konto des
Geisterfahrers. Der mit seinem roten Auto. O weh! Auch mein Mercedes ist rot.
Aber mich hat niemand gesehen. Wie schön, daß es da einen Sündenbock gibt.
Einen Fall mehr oder weniger — was macht das dem Irren aus! Hoffentlich
erwischen sie diesen Verrückten nicht so bald. Nein, den nicht! Der ist
schlauer als die Polizei.
20. Polizeifunk
In Bruchseidls verwildertem Garten
schienen sich Gestalten zu bewegen — im Mondlicht. Aber das war natürlich eine
Täuschung. Die Schatten der Sträucher und Bäume geisterten. Zweige und Wipfel
wurden vom Wind geschüttelt.
Klößchen hatte lange auf Vorrat
geschlafen — sogar das Abendessen verpennt, was er sich, wie er sagte, nie
verzeihen werde. Trotzdem war er immer noch oder schon wieder müde.
Ab und zu gähnte er so laut in die
Nacht, daß Karl, der in seiner Nähe saß, ihn zu mehr Ruhe ermahnen mußte.
Tim schlich umher.
Den gesamten Garten, nein, Park hatte
er erkundet — mit gebotener Vorsicht, um den Geisterraser, falls er heute kam,
nicht zu verscheuchen.
Tim kannte jetzt jeden Winkel, hatte
die Villa mehrfach umrundet und überprüft, ob alle Fenster verschlossen waren.
Hoffentlich, dachte er, wird das keine
abendfüllende Beschäftigung für die nächsten drei Wochen.
Jetzt, nach der vorerst letzten
Patrouille ( Kundschafterei ), schnürte Tim zu seinen Freunden zurück.
„Es ist schon Viertel vor elf“,
wisperte Karl. „Und wieder nichts.“
„Vielleicht kommt er noch“, erwiderte
Tim.
„Aber wir können das nicht jeden Abend
machen.“
„Sondern?“
„Vielleicht wäre es besser, wir sagen
Kommissar Glockner, daß hier das Geisterauto steht.“
„Finde ich auch“, nickte Klößchen. „Er
könnte jeden Abend andere Beamte lauern lassen. Die kriegen ihre Überstunden
wenigstens bezahlt. Für Jugendliche wie uns ist Nachtarbeit verboten.“
„Ihr gebt zu schnell auf“, meinte Tim. „Bis,
sagen wir, Sonntag sollten wir ausharren. Dann, meinetwegen, können sich die
Ordnungshüter verdient machen.“
„Noch vier Abende“, seufzte Klößchen. „Da
komme ich ja ganz aus meinem Rhythmus und werde noch zum Nachtmenschen.“
„Was bist du denn jetzt?“ fragte Tim. „Morgenmensch?“
„Total.“
„Dann erklär mir mal, warum ich immer
grob werden muß, damit du aufstehst.“
„Ein Morgenmensch genießt eben den
Morgen. Für mich bedeutet das: weiterschlafen.“
Sie schwiegen eine Weile.
Der Nachtwind fauchte heftig.
In den Parks und Gärten ringsum
kreischten dann und wann Katzen.
„Hast du den Käuzchen-Schrei noch gut
drauf?“ fragte Tim jetzt Karl, den Computer.
„Mal sehen.“
Karl probierte es.
„Nicht schlecht!“ lachte Tim. „Anfangs
klang es wie eine Schnee-Eule, dann wie ein Uhu, zuletzt wie ein echter
Waldkauz.“
„Dann liege ich ja richtig“, meinte
Karl. „Die gehören nämlich alle zur Familie der Schleiereulen — lateinisch
Tytonidae.“
„Es wäre hilfreich, Karl, wenn du dich
vorn am Straßentor postierst. Sobald jemand kommt, stimmst du einen der Tytonidaen
an — um mich zu warnen. Ich denke mir nämlich, daß wir den Ferrari nicht
gründlich genug untersucht haben.“
„Du willst die Garage öffnen und
nochmal schnüffeln?“
„Will ich.“
„Gute Idee!“ lobte Klößchen. „Vielleicht
liegt der Geisterfahrer auf dem Rücksitz und pennt. Und wir haben ihn gestern
total übersehen.“
Karl schlug den Kragen hoch und
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