Jagt das rote Geister-Auto!
wollte was anderes: ein Mädchen zum Vergnügen. Ilona
ist hübsch. Er wollte sie als Freundin. Alles hat er versucht. Zum Schluß sogar
mit Drohungen. Natürlich ohne Erfolg.“
„Ja, aber..
„Ich bin noch nicht fertig, Frau Heinze.
Am Montagabend wurden Sie überfallen. Etwa zur gleichen Zeit verunglückte meine
Tochter schwer — auf der anderen Seite der Stadt. Bis jetzt hat Ilona das
Bewußtsein noch nicht wiedererlangt. Die Polizei vermutet, sie wurde angefahren
von diesem roten Geisterauto, über das die Presse jetzt soviel schreibt. Ich
weiß es anders. Meine Tochter wollte sich mit Zeckel treffen — zu einer
Aussprache. Das hätte gleichzeitig das Ende ihres kameradschaftlichen
Verhältnisses bedeutet. Denn Ilona hatte eingesehen, daß sie mit diesem Typ
nicht fertig wird. Ich bin überzeugt, Frau Heinze, die beiden haben sich
getroffen, obwohl es dafür keinen Zeugen gibt. Und in einem Wutanfall hat Jan
Zeckel meine Tochter dann mit dem Wagen angefahren, gerammt — jedenfalls schwer
verletzt. Der Kerl kann nicht gleichzeitig beim Central-Kino gewesen sein. Aber
der Verdacht wegen des Raubüberfalls kam ihm, Zeckel, wie gerufen. Ein besseres
Alibi kann er sich nicht wünschen. Natürlich sieht er einer Strafe entgegen.
Doch es ist ein Unterschied, ob er verknackt wird wegen Handtaschenraubs oder
wegen eines versuchten Tötungsdeliktes.“
„Um Gottes willen!“ flüsterte Marga.
„Werden Sie mir helfen?“
„Was wollen Sie machen, wenn man Zeckel
freiläßt? Denn darauf liefe es doch hinaus, wenn ich meine Identifizierung
zurückziehe.“
Brachts Gesicht wurde hart. Seine Brust
hob sich. „Lassen Sie das meine Sorge sein. Ich kaufe ihn mir. Dann wird er
gestehen.“
„Das wäre... Selbstjustiz.“
„Nein. Nur ein verschärftes Verhör.
Sobald er gestanden hat, übergebe ich ihn der Polizei.“
„Ich weiß nicht...“
„Bitte, helfen Sie mir.“
„Ich muß darüber nachdenken. Lassen Sie
mir Zeit. Bis morgen. Morgen abend habe ich mich entschieden.“
Brachts Gesicht verzog sich in
schmerzlicher Enttäuschung. Doch dann nickte er.
„Gut, morgen abend rufe ich Sie an.“
Marga schloß hinter Bracht die Haustür
ab.
23. Bei Glockners
Sie hatten eine lange Fahrt hinter
sich: von der Rohrdommel-Allee bis ins Altstadtviertel.
Tim balancierte den Koffer auf dem
oberen Rahmenrohr. Leicht war das nicht.
Die Fenster der Glocknerschen Wohnung
über dem Lebensmittelgeschäft, das Gabys Mutter gehörte, waren noch erleuchtet.
„Pfote schläft schon“, sagte Klößchen. „Ihr
Zimmer ist dunkel.“
„Schon — sagst du?“ fragte Karl. „Weißt
du, wie spät es ist.“
Er hatte an der Haustür geklingelt.
Oben wurde ein Fenster geöffnet. Margot
Glockner, der Gaby erfreulicherweise wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich
sieht, beugte sich heraus.
„Entschuldigung!“ sagte Tim. „Aber wir
müssen Ihren Mann sprechen, Frau Glockner. Es ist wichtig. Geradezu
unaufschiebbar.“
„Für euch ist er immer zu sprechen“,
lachte Gabys aparte Mutter. „Ich drücke auf den Summer.“
Die Jungs sicherten ihre Drahtesel mit
dem Kabelschloß, denn vor dem Haus eines Kommissars wird genauso oft und soviel
geklaut wie vor Kirchen oder vor dem Finanzamt.
Tim trug den Koffer.
Als sie durch die Wohnungstür
marschierten, wurden sie von Frau Glockner begrüßt. Und von Oskar, Gabys
schwarzweißem Cocker-Spaniel, der sich vor Freude wie toll benahm. Tim mußte
ihn kraulen.
Klößchen hatte die Nasenflügel geweitet
und witterte in Richtung Küche. Er wollte — beiläufig zwar, aber gleich als
erstes — sagen, daß er das Abendessen verpaßt habe. Aber Tim stieß ihm in die
Rippen und warnte mit stahlhartem Blick.
Gaby kam aus ihrem Zimmer, trug einen
flauschig-weißen Bademantel über dem blauen Pyjama, hatte nackte Füße auf dem
Teppich und eine total zerzauste Bett-Frisur. Aber auch die stand Tims Freundin
hervorragend. Das Herz des TKKG-Häuptlings hüpfte bei ihrem Anblick.
„Ach, ihr?“
Gaby pustete so kräftig gegen ihren
Goldpony, daß sich auch die dunklen Wimpern hoben.
Der Kommissar war im Wohnzimmer.
Wenig später lag der Koffer, der jetzt
trocken war, auf dem Teppich, und alle hatten sich — sitzend, kniend oder
hockend — um ihn versammelt.
Nur Margot Glockner kam fünf Sekunden
später hinzu — und brachte eine große Schale mit Butterkeksen, die sie in
Klößchens Reichweite auf stellte.
„Bis an mein Lebensende, Frau Glockner,
werde ich Ihnen das nicht
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