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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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unserer gütigen Freundin ganz unnötig und opfern Ihre Gesundheit zu verschwenderisch in ihrem Dienste.«
    »Ich würde mein Leben für meine Pflicht oder für einen Angehörigen meines Gatten opfern«, entgegnete Mrs. Bute.
    »Ja, Madame, wenn es nötig wäre, allein wir wollen nicht, daß Mrs. Bute Crawley zur Märtyrerin wird«, sagte Clump galant. »Sie können glauben, daß Doktor Squills und ich Miss Crawleys Zustand mit ängstlicher Sorgfalt untersucht haben. Wir sehen sie niedergeschlagen und angegriffen. Familienereignisse haben sie erschüttert ...«
    »Ihr Neffe wird der Verdammnis anheimfallen«, rief Mrs. Crawley.
    »... haben sie erschüttert. Und Sie erscheinen wie ein Schutzengel, meine liebe Dame, wie ein wahrer Schutzengel, das können Sie glauben, um sie im Unglück aufzurichten. Aber Doktor Squills und ich waren der Ansicht, daß der Zustand unserer liebenswürdigen Freundin nicht so ernst ist, daß sie unbedingt das Bett hüten muß. Sie ist zwar niedergeschlagen, aber diese Abgeschlossenheit trägt wahrscheinlich noch zu ihrer Niedergeschlagenheit bei. Sie sollte Abwechslung haben, frische Luft, Fröhlichkeit – die köstlichsten Arzneien der Pharmakologie«, sagte Mr. Clump lächelnd und zeigte seine schönen Zähne. »Lassen Sie sie aufstehen, liebe Dame, befreien Sie sie von ihrem Bett und ihrer Niedergeschlagenheit, bestehen Sie darauf, daß sie jeden Tag kurze Ausfahrten unternimmt. Das wird auch auf Ihre Wangen die Rosen zurückbringen, wenn ich das zu Mrs. Bute Crawley sagen darf.«
    »Der Anblick ihres schrecklichen Neffen im Park, wo der Entsetzliche mit seiner unverschämten Spießgesellin herumfahren soll«, sagte Mrs. Bute und ließ damit die Katze der Selbstsucht aus dem Sack der Geheimnisse, »würde ihr einen solchen Schock verursachen, daß wir sie sofort ins Bett zurückbringen müssen. Sie darf nicht hinaus, Mr. Clump. Solange ich da bin, um über sie zu wachen, soll sie mir nicht aus dem Hause. Und was meine Gesundheit betrifft – was macht das schon? Freudig gebe ich sie hin, Sir, und opfere sie auf dem Altar der Pflicht.«
    »Auf mein Wort, Madame«, sagte jetzt Mr. Clump geradeheraus, »ich kann nicht für ihr Leben garantieren, wenn sie in diesem dunklen Zimmer eingesperrt bleibt. Sie ist so angegriffen, daß wir sie jeden Tag verlieren können. Und wenn Sie wollen, daß Hauptmann Crawley ihr Erbe wird, so verkünde ich Ihnen ganz offen, Madame, daß Sie Ihr Bestes tun, um ihm zu helfen.«
    »Gütiger Himmel! Ist denn ihr Leben in Gefahr?« rief Mrs. Bute. »Warum, warum, Mr. Clump, haben Sie mir das nicht früher gesagt.«
    Am Abend vorher hatten Clump und Doktor Squills (bei einer Flasche Wein im Hause von Sir Lapin Warren, dessen Gemahlin ihm eben ein dreizehntes Geschenk bescheren wollte) den Fall Miss Crawley besprochen.
    »Na, Clump«, bemerkte Squills, »so eine kleine Harpyie 4 , diese Frau aus Hampshire, die die alte Tilly Crawley mit Beschlag belegt hat. Verteufelt guter Madeira!«
    »Was für ein Narr doch dieser Rawdon Crawley ist! Eine Gouvernante zu heiraten!« erwiderte Clump. »Das Mädchen hat aber auch etwas an sich.«
    »Grüne Augen, weiße Haut, hübsche Figur, famose Frontalentwicklung«, bemerkte Squills. »Es ist tatsächlich etwas an ihr, aber Crawley ist wirklich ein Narr, Clump.«
    »Ein verdammter Narr; war er schon immer«, erwiderte der Apotheker.
    »Natürlich wirft ihn die alte Jungfer jetzt über Bord«, sagte der Doktor und setzte nach einer Pause hinzu: »Sie wird ganz schön was hinterlassen.«
    »Hinterlassen?« sagte Clump lachend, »wegen der zweihundert pro Jahr möchte ich eigentlich nicht, daß sie jetzt schon zum Hinterlassen kommt.«
    »Diese Frau aus Hampshire bringt sie in zwei Monaten unter die Erde, Clump, mein Junge, wenn sie bei ihr bleibt«, sagte Doktor Squills. »Alte Frau, starke Esserin, nervöse Patientin, Herzklopfen, Gehirndruck, Schlaganfall – und aus ist es. Erreiche, daß sie aufsteht, Clump, und ausgeht, sonst bleiben für deine zweihundert pro Jahr bloß noch ein paar Wochen.«
    Auf diesen Wink hin sprach der würdige Apotheker so offen mit Mrs. Bute Crawley.
    Mrs. Bute hatte, solange die alte Dame unter ihrer Regierung im Bett lag und sonst niemand um sie war, öfter einen Angriff unternommen, um sie zu veranlassen, ihr Testament zu ändern. Aber Miss Crawleys gewöhnliche Todesfurcht vergrößerte sich bedeutend, sobald man ihr solche trübseligen Vorschläge machte. Mrs. Bute sah daher ein, daß sie

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