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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Schmerz und Verzweiflung ihre Spuren hinterlassen hatten, und bei den einfachen zärtlichen Worten, in denen sie ihre kleine herzzerbrechende Geschichte erzählte. Da sie aber nicht in Ohnmacht fiel, als die zitternde Mutter Osborne zu ihr führte, und da sie ihrem übermäßigen Schmerz erst Luft machen konnte, als sie den Kopf an die Schulter des Geliebten lehnte und dort eine Weile freigebig zärtliche und erfrischende Tränen weinte, dachte die alte Mrs. Sedley ebenfalls sehr erleichtert, es sei wohl das beste, die jungen Leute sich selbst zu überlassen. So ging sie hinaus, während Emmy unter Tränen demütig Georges Hand küßte, als wäre er ihr oberster Herr und Meister, sie aber ein schuldiges und unwürdiges Wesen, das seiner Gunst und Gnade bedürfe.
    Diese Demut und süße, widerspruchslose Unterwerfung rührten George Osborne ebenso, wie sie ihm schmeichelten. Er sah in dem einfachen, nachgiebigen, treuen Geschöpf eine Sklavin vor sich, und seine Seele erschauerte insgeheim in der Erkenntnis seiner Macht. Er wollte ein großmütiger Sultan sein und seine kniende Esther 2 aufheben und zur Königin machen. Auch ihre Traurigkeit und Schönheit rührten ihn. Daher tröstete er sie, richtete sie auf und verzieh ihr sozusagen. All ihre Hoffnungen und Gefühle, die dahinwelkten und vergingen, als sie von ihrer Sonne verbannt war, blühten plötzlich wieder, als ihnen das Licht zurückgegeben war. Man hätte an jenem Abend wohl schwerlich das kleine strahlende Gesicht auf Amelias Kissen als das gleiche wiedererkannt, das in der Nacht zuvor so bleich, leblos und gleichgültig für alles um sie her dort gelegen hatte. Das ehrliche irische Dienstmädchen bat, entzückt von der Veränderung, das plötzlich so rosig gewordene Gesicht küssen zu dürfen. Amelia schlang die Arme um den Hals des Mädchens und küßte sie aus tiefstem Herzen wie ein Kind. Sie war auch kaum mehr als ein Kind. In dieser Nacht war ihr Schlaf süß und erquickend wie selten – und welch ein Quell unaussprechlichen Glückes, als sie im Morgensonnenschein erwachte.
    Heute kommt er wieder, dachte Amelia. Er ist der größte und beste aller Männer. In Wirklichkeit dachte auch George, er sei eines der edelmütigsten Geschöpfe auf der Welt und er bringe ein ungeheures Opfer, wenn er dieses junge Wesen heirate.
    Während sie und Osborne oben ihr entzückendes Tête-à-tête hatten, sprachen die alte Mrs. Sedley und Hauptmann Dobbin über den Stand der Dinge sowie über die Aussichten und das künftige Leben der jungen Leute. Nachdem Mrs. Sedley nun die beiden Liebenden zusammengeführt und sie in inniger Umarmung zurückgelassen hatte, glaubte sie als echte Frau, daß keine Macht auf der Welt Mr. Sedley bewegen würde, der Heirat zwischen seiner Tochter und dem Sohn eines Mannes zuzustimmen, der ihn so schändlich, böse und scheußlich behandelt hatte. Sie erzählte eine lange Geschichte von glücklicheren Tagen und früherem Glanz, als Osborne noch bescheiden in der New Road gelebt hatte und seine Frau nur zu glücklich gewesen war, ein paar von Joes Kindersachen zu bekommen, die Mrs. Sedley ihr bei der Geburt eines der Osborneschen Kinder geschenkt hatte. Die teuflische Undankbarkeit Osbornes hatte Mr. Sedley das Herz gebrochen, davon war sie überzeugt, und er würde nie, nie, nie, niemals in eine Heirat einwilligen.
    »Dann müssen sie eben miteinander fliehen, Madame«, sagte Dobbin lachend, »müssen dem Beispiel von Hauptmann Rawdon Crawley und Miss Emmys Freundin, der kleinen Gouvernante, folgen.«
    War es möglich? Niemals hätte sie ...! Mrs. Sedley war ganz aufgeregt über diese Nachricht. Sie wünschte, die Blenkinsop wäre da, um es ebenfalls zu hören, die Blenkinsop habe dieser Miss Sharp immer mißtraut. Ein Glück, daß Joe noch davongekommen war! Und nun beschrieb sie die bereits bekannten Liebesabenteuer zwischen Rebekka und dem Steuereinnehmer von Boggley Wollah.
    Dobbin fürchtete allerdings Mr. Sedleys Zorn nicht so sehr wie den des anderen beteiligten Vaters, und er gestand sich, daß er erhebliche Zweifel und Besorgnisse hegte, wie sich der finstere alte Tyrann von einem Kaufmann am Russell Square verhalten werde. Er hat die Heirat entschieden verboten, dachte Dobbin. Er wußte, was für ein wilder, entschlossener Mann Osborne war und wie er zu seinem Wort stand. George darf nur dann auf Versöhnung hoffen, meinte sein Freund, wenn er sich in dem bevorstehenden Feldzug auszeichnet. Fällt er, so gehen beide. Zeichnet

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