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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Tatsächlich war das Familiengut sehr verschuldet, und das Einkommen aus dem Wahlflecken war für den Haushalt von Queen's Crawley von großem Nutzen.
    Die Familie hatte sich nie mehr von der harten Geldstrafe erholt, die Walpole Crawley, dem ersten Baronet, wegen Veruntreuungen im Schnur- und Siegellackamt auferlegt worden war. Sir Walpole war ein lustiger Bursche gewesen, der erpicht war, Geld zu haben und es auszugeben (»alieni appetens, sui profusus« 5 , wie Mr. Crawley stets seufzend bemerkte). Er war zu seiner Zeit in der ganzen Grafschaft beliebt wegen der Trunkenheit und der Gastfreundschaft, die beständig in Queen's Crawley herrschte. Damals waren die Keller mit Burgunder gefüllt, die Zwinger mit Jagdhunden und die Ställe mit prachtvollen Jagdpferden; jetzt mußten die Pferde von Queen's Crawley vor dem Pflug gehen oder die Trafalgarkutsche ziehen. Ein Gespann dieser Pferde hatte eines Tages, als es nicht woanders benötigt wurde, Miss Sharp ins Schloß gebracht; denn obgleich Sir Pitt durch und durch ein ungeschlachter Bauer war, so hielt er doch große Stücke auf sein Ansehen, solange er zu Hause war; selten fuhr er mit weniger als vier Pferden aus, und obgleich nur gekochtes Hammelfleisch auf den Tisch kam, mußten es doch stets drei Diener servieren.
    Wenn bloßer Geiz einen Mann reich machen könnte – Sir Pitt Crawley wäre sehr reich geworden. Wäre er Rechtsanwalt in einer Provinzstadt geworden ohne anderes Kapital als seinen Kopf, so hätte er wahrscheinlich Nutzen daraus geschlagen und sich einen bedeutenden Einfluß und ein gutes Auskommen verschafft. Statt dessen hatte er unglücklicherweise einen wohlklingenden Namen und einen großen, aber belasteten Besitz, was ihm eher Schaden als Nutzen brachte. Er hatte eine Schwäche fürs Prozessieren, und das kostete ihn jährlich viele Tausende. Da er, wie er sagte, viel zu gescheit war, um von einem einzigen Verwalter ausgeraubt zu werden, ließ er ein ganzes Dutzend in seinen Geschäften mißwirtschaften, denen er allen gleichermaßen mißtraute. Er war ein so strenger Gutsherr, daß er fast nur bankrotte Pächter finden konnte, und ein so geiziger Landwirt, daß er dem Boden die Saat mißgönnte, worauf ihm die rächende Natur die Ernte vorenthielt, die sie freigebigeren Bauern spendete. Er spekulierte, wo er nur konnte, besaß Bergwerke, kaufte Kanalaktien, lieferte Pferde für Postkutschen, übernahm Regierungsaufträge und war der geschäftigste Mann und Friedensrichter der ganzen Grafschaft. Da er in seinem Granitbruch keinen ehrlichen Verwalter bezahlen wollte, so konnte er mit Genugtuung feststellen, daß ihm vier Aufseher nach Amerika durchgingen und ein Vermögen mitnahmen. Da er die nötigen Vorsichtsmaßregeln nicht beachtete, füllten sich seine Bergwerke mit Wasser; die Regierung nahm ihm die Lieferung verdorbenen Rindfleisches nicht ab; und was seine Postpferde betrifft, so wußte jeder Posthalter im Königreich, daß er mehr Pferde verlor als jeder andere, weil er zu billig kaufte und nicht genug fütterte. Von Natur aus war er gesellig und weit entfernt, hochmütig zu sein, er zog die Gesellschaft eines Bauern oder eines Pferdehändlers der eines Gentleman, wie seines Sohnes, vor; er trank und fluchte gern und liebte es, mit den Bauerntöchtern zu scherzen. Man konnte sich nicht entsinnen, daß er je einen Shilling verschenkt oder eine gute Tat vollbracht hätte, aber er war immer guter Laune, hinterlistig und lachlustig. Er konnte mit seinem Pächter ein Gläschen trinken und Witze reißen und ihn tags darauf pfänden lassen; er konnte mit dem Wilddieb spaßen, den er in ebenso guter Laune deportieren ließ. Seine Höflichkeit gegenüber dem schönen Geschlecht hat Miss Rebekka Sharp bereits angedeutet – mit einem Wort: England besaß unter allen seinen Baronets, Peers und einfachen Leuten keinen listigeren, knauserigeren, selbstsüchtigeren, törichteren, verrufeneren alten Mann. Sir Pitt Crawleys adlige Hand war in jedermanns Tasche, nur nicht in seiner eigenen; und zu unserem großen Kummer und Schmerz sehen wir als Bewunderer der britischen Aristokratie uns gezwungen, so viele schlimme Eigenschaften bei einer Person zugeben zu müssen, deren Name im »Debrett« 6 aufgeführt ist.
    Eine Hauptursache der Zuneigung von Sir Pitt zu seinem Sohn lag in Geldangelegenheiten. Der Baronet schuldete seinem Sohn aus der Mitgift seiner Mutter eine Summe Geldes, die zu bezahlen ihm nicht einfiel. In der Tat hatte er einen fast

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