Jahrmarkt der Eitelkeit
neuen Rang und ihrem neuen Wohnsitz niemanden, der sie willkommen hieß. Wer wäre aber auch in Frage gekommen? Sir Huddleston Fuddleston hatte drei Töchter, die alle gehofft hatten, Lady Crawley zu werden. Sir Giles Wapshots Familie fühlte sich beleidigt, daß keins der Wapshotschen Mädchen bei der Heirat berücksichtigt worden war, und die übrigen Baronets der Grafschaft waren empört über die Mißheirat ihres Standesgenossen. Die Bürgerlichen ziehen wir gar nicht in Betracht, die mögen anonym grollen.
Sir Pitt kümmerte sich, wie er sagte, keinen Pfifferling um jemanden dabei. Er hatte seine hübsche Rose, und was braucht ein Mann mehr, als zu tun, was ihm gefällt? Er betrank sich daher jeden Abend, prügelte ab und zu seine hübsche Rose und ließ sie mutterseelenallein zurück, wenn er nach London zu den Parlamentssitzungen fuhr. Selbst Mrs. Bute Crawley, die Pfarrersfrau, weigerte sich, sie zu besuchen, da sie, wie sie sagte, niemals einer Krämerstochter den Vortritt lassen würde.
Die einzigen Gaben, mit denen die Natur Lady Crawley ausgestattet hatte, waren rosige Wangen und eine weiße Haut, und da sie keinen Charakter und keine Talente, keine Meinung, keine Beschäftigung und keinen Zeitvertreib hatte und ihr jene Seelenstärke und jenes wilde Temperament fehlten, die oftmals sonst ganz törichten Frauen eigen sind, so gelang es ihr nicht, Sir Pitt sonderlich zu fesseln. Die Rosen verschwanden von ihren Wangen, und ihre Gestalt verlor die hübsche Frische nach der Geburt einiger Kinder; sie wurde zu einer bloßen Maschine im Hause ihres Mannes, ebenso unnütz wie das große Klavier der verstorbenen Lady Crawley. Da sie einen hellen Teint hatte, so trug sie helle Kleider, wie die meisten Blondinen, und erschien vornehmlich in einem schmutzigen Meergrün oder schlampigen Himmelblau. Tag und Nacht war sie mit diesem Strickzeug oder einem ähnlichen beschäftigt. Im Laufe weniger Jahre hatte sie Bettdecken für ganz Queen's Crawley gestrickt. Ihr gehörte ein Blumengärtchen, das sie ganz gern hatte; sonst aber empfand sie weder Zuneigung noch Abneigung für etwas. War ihr Mann grob gegen sie, so war sie apathisch; schlug er sie, so weinte sie. Sie hatte nicht Charakter genug, um sich dem Trunke zu ergeben, und schlurfte seufzend den ganzen Tag mit Lockenwickeln umher. Oh, Jahrmarkt der Eitelkeit – Jahrmarkt der Eitelkeit! Ohne dich hätte sie ein frohes junges Mädchen sein können: Peter Butt und Rose, ein glückliches Ehepaar auf einem hübschen kleinen Bauernhof inmitten einer gesunden Kinderschar und einem ehrlichen Paket Freuden, Sorgen, Hoffnungen und Kämpfen. Aber ein Titel und ein Vierspänner sind auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit kostbarer als Glück, und wenn Heinrich VIII. oder Blaubart 1 noch lebte und die zehnte Frau suchte – glaubt ihr nicht, er könnte das hübscheste Mädchen der Saison bekommen?
Das schlaffe, mißmutige Wesen ihrer Mama erweckte natürlich bei den kleinen Töchtern keine große Zuneigung. Die Kinder waren jedoch glücklich in der Gesindestube und in den Ställen; und da der schottische Gärtner glücklicherweise eine nette Frau und nette Kinder besaß, so fanden sie gute Gesellschaft und ein wenig Unterweisung in seinem Häuschen – und dies war die einzige Erziehung, die ihnen zuteil wurde, bis Miss Sharp kam.
Sie war einzig und allein auf die Vorstellungen von Mr. Pitt Crawley eingestellt worden; er war der einzige Freund oder Beschützer, den Lady Crawley je besessen hatte, und der einzige Mensch außer ihren Kindern, zu dem sie eine schwache Zuneigung empfand. Mr. Pitt schlug den edlen Binkies nach, von denen er abstammte, und war ein sehr höflicher und anständiger Herr. Als er vom Christchurch College zurückgekehrt war und ins Mannesalter kam, begann er, die gelockerte Disziplin im Hause wiederherzustellen, ohne auf seinen Vater, der ihn fürchtete, Rücksicht zu nehmen. Er war ein Mann von so strenger Förmlichkeit, daß er lieber verhungert wäre, als ohne weiße Halsbinde zum Essen zu gehen; einmal, als er gerade von der Universität zurück war, überbrachte ihm Horrocks, der Butler, einen Brief ohne Präsentierbrett und empfing dafür einen so schneidenden Blick und einen so scharfen Verweis, daß der Diener sein Leben lang vor ihm zitterte. Das ganze Haus beugte sich vor ihm: Lady Crawleys Lockenwickel wurden schneller beseitigt, wenn er zu Hause war, Sir Pitts schmutzige Gamaschen verschwanden, und wenn auch der unverbesserliche alte Mann noch
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