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Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Titel: Jahrmarkt der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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«In manchen Dingen unterschätzt du dich, Joe; utid du verstehst nicht viel von Frauen. Ich habe dir schon mal gesagt, für mich bist du mutig genug.»
    Sears lachte auf. «Und ich wiederhole, als es dort oben in Syrien unangenehm wurde, zog ich mich feige zurück und ließ die anderen kämpfen.»
    Clary sagte: «Ach, wirklich? Ich kann mich gar nicht erinnern. Das einzige, was ich weiß, ist, als das Schießen anfing, galt dein einziger Gedanke mir und Hannahs Sicherheit. Du hast dein Leben für uns beide riskiert.»
    Sears erwiderte mit plötzlicher Heftigkeit: «Ich wollte nur nicht, daß mir mein Mittagstisch von einer arabischen Kugel kaputtgeschossen wurde.»
    «War ich auch dein Mittagstisch?»
    Sears antwortete nicht, und Clary fragte: «Warum bist du so hart, Joe?»
    Statt darauf einzugehen, kehrte er zu seinen Befürchtungen zurück: «Was würden wir für ein Leben miteinander führen — solche Leute, wie wir es nun einmal sind? Eine Stellung, die Schinderei, die Plackerei, mit dem auszukommen, was ich verdiene — das wäre die eine Seite, und die andere: ich lebe von den Resten, die an Hannahs Tisch für dich abfallen. Wo können wir uns da finden? Wo wäre Raum für die Wärme, die wir irgendwann einmal erfahren haben?»
    Als er innehielt, sagte Clary: «Weiter, Joe, sprich weiter.»
    Er sagte: «Wir würden feilschen wie so ein Paar Gauner aus einer Stellenvermittlung. Keiner von uns wäre bereit, etwas schießen zu lassen, wenn wir glaubten, wir könnten etwas erreichen oder hätten etwas erreicht. Wohin würde das führen? Bei der ganzen Schufterei, die gleiche Sache immer und immer wieder tun und in dieser gottverdammten Tretmühle arbeiten zu müssen, würden wir hin und wieder im Bett nacheinander greifen und uns dabei vielleicht finden, vielleicht auch nicht. Diese Plackerei macht all das tot, was man sich an einer Frau wünscht. Und bald wäre nichts mehr übrig, nicht einmal die Erinnerung an die Tage hier am See und wie es damals war...»
    Clary fragte: «Kann man so rasch vergessen, was man erfahren hat — und all die Erinnerungen, das Land, das Gefühl von der Nähe des Himmels, Ben-Isaak, Doktor Levi und was er über Gott gesagt hat?»
    Sears drückte die Ruder so heftig ins Wasser, daß sie aus den Dollen sprangen und ihn fast rücklings hinwarfen. Er fluchte, hängte sie wieder ein und ruderte hart und ungleichmäßig; doch allmählich wurden die Schläge glatter und ruhiger, und schließlich hielt er an und ließ das Boot geräuschlos den Silberpfad des Mondes auf der gläsernen Fläche des Galiläischen Meers entlanggleiten.
    Er sagte: «Es hat keinen Sinn, Clary. Ich trage Scheuklappen. Ich habe Angst hinzusehen. Ich will auch gar nicht sehen. Ich will nicht zugeben, daß ich gern glauben möchte und mir Hilfe wünsche. Ich kann es einfach nicht ertragen, daß ich einen Denkzettel von Doktor Levi einstecken mußte und daß ich mich an ihn gewandt habe, als ich in der Klemme saß. In mir ist ein Loch, so groß wie dieser Berg dort, und durch dieses Loch ist mein ganzer Stolz herausgeflossen.»
    «Und trotzdem weißt du», sprach Clary aus der Dunkelheit, «daß dies die Zeit ist, da ich glaube, dich am meisten lieben zu können, und überzeugt bin, daß es nichts gibt, was ich nicht für dich zu tun bereit wäre.»
    «Einschließlich, mich zu heiraten?»
    «Jetzt... ja.»
    «Jetzt? Seit wann? Was hat dich zu diesem Entschluß gebracht?»
    Clary erwiderte zu rasch: «Seit dem Abend in der Höhle am Hermon in Beit Jebel.»
    Sofort war er auf der Hut. «Als ich mich selber zum Narren machte? Was hat das damit zu tun?»
    Clary rief: «Nein, Joe, nein. Verstehst du es denn nicht? Als du eingestandest, was für ein Mensch du bist, als du...»
    Er unterbrach sie heiser: «Eingestehen ist ein Wort, das ich nicht schlucke. Ich habe mich wie ein Esel benommen, und ich hatte Angst. Aber einmal Angst zu haben verändert einen Menschen noch nicht. Ich bin nicht anders als vorher. Ich werde immer die Kurve schneiden...»
    «Aber du bist anders, Joe, du bist wirklich anders.»
    «Nun sag mir eins: Wenn ich dich vor jener Nacht gefragt hätte, ob du mich heiraten willst, hättest du es dann getan?»
    Alle Fasern ihres Herzens drängten Clary, ihm die Lüge zu sagen, die er hören wollte, doch ihre eigene Widerspenstigkeit wollte sie nicht gutheißen und ihre Lippen sie nicht formen. Sie sagte: «Nein.»
    Er glaubte fest, sie nun in der Falle zu haben. «Und warum nicht?»
    Nun war auch ihre Geduld

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