James Bomb jagt das geklonte Monster
Hochsprungstabes drangen ihm in den Schädel und zerstörten wichtige Partien seines Gehirns. Sein Leben war nicht mehr zu retten. Sein Körper aber wird seit dieser Zeit für Transplantationszwecke mittels einer Herz-Lungen-Maschine künstlich durchblutet und beatmet.
Das alles wäre an und für sich noch nichts Besonderes. Aber nun kommt das Alarmierende: Dr. Saccharinowa teilte uns in ihrem Schreiben weiter mit, daß das für die Verpflanzung in Juri Andrejews Schädel vorgesehene Gehirn von einem gewissen Iwan Kirlakoff stammt.“
M. machte eine Pause.
„Dieser Iwan Kirlakoff aber“, fuhr er dann fort, „ist, nein, war ein ehemaliger Hauptmann und Kompaniechef der sowjetischen Infanterie. Einer der höchstdekorierten Offiziere während der Invasion Afghanistans, ein Soldat von unerbittlicher Härte und Grausamkeit - er hat unzählige Afghanen auf dem Gewissen. Wir haben in Erfahrung gebracht, daß Iwan Kirlakoff vor etwa zwei Monaten bei einem Veteranentreffen in Moskau nach überreichlichem Wodkagenuß unter mysteriösen Umständen aus dem ersten Stock eines Restaurants auf die Straße stürzte oder gestürzt wurde. Jedenfalls lag seine Leiche mit gebrochenem Genick auf der Straße. Merkwürdigerweise war in Minutenfrist eine Notambulanz zur Stelle, Kirlakoff wurde sofort weggeschafft. Sein Gehirn wird seither laut Dr. Saccharinowa ebenfalls künstlich am Leben erhalten.“
M unterbrach sich wieder und kaute heftig an seiner Pfeife.
„Der junge Juri Andrejew war ein Superathlet, aber auf seinem Modellkörper voll ungeheurer Kraft saß ein gutmütiges Spatzengehirn.
Iwan Kirlakoff dagegen war von eher mickriger Statur, aber sein Gehirn war das eines eiskalten Killers, mit einem nahezu krankhaften Tötungstrieb. Es soll also das Gehirn eines Superkillers in den Körper eines Superathleten verpflanzt werden.
Begreifen Sie jetzt, James, was eine Kombination dieser beiden Individuen bedeutet? Durch diese Gehirntransplantation erhoffen sich die Russen die ideale Kampfmaschine schlechthin, sie schaffen sich dadurch einen riesenhaften, muskelbepackten
Berserker. Das ist eine furchtbare Bedrohung der freien Welt!“
M sah Bomb herausfordernd an.
„Nun“, sagte Bomb zögernd, „Überschätzen Sie das Ganze nicht doch etwas, Sir? Was soll so ein einzelner Killer denn schon anrichten? Ja, wenn es eine ganze Armee solcher Ungeheuer gäbe, dann...“
M schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. Er erhob sich und ging mit schweren Schritten zum Fenster hinüber, wobei ihm die abgewetzte Hose um den Hintern schlotterte. Schweigend starrte er sekundenlang in den morgendlichen Nebel hinaus.
Endlich wandte er sich um. Tiefe Sorge lag über seinem wettergegerbten Gesicht.
„Haben Sie schon etwas über Klonen gehört, James?“ fragte er.
„Klonen, Sir?“ erwiderte Bomb verständnislos.
„Ja, Klonen“, sagte M. „Eine Bezeichnung aus der Biogenetik für Reproduktion oder Vervielfältigung. Auch ungeschlechtliche Fortpflanzung genannt oder Jungfernzeugung!“
„Jungfernzeugung, Sir?“ grinste Bomb und war mit einemmal voll bei der Sache. „Verzeihung, Sir, ich bin mir nicht sicher, ob wir da dasselbe meinen ..
„Ganz sicher nicht“, sagte M humorlos. „Hören Sie zu, James! Dieses Klonen ist eine besondere Art der Fortpflanzung, so eine Art Baby aus der Retorte. Die Medizinmänner haben da einen neuen Trick ausgeknobelt. Prof. Eggbone hat es mir erklärt.“
„Prof. Eggbone, Sir?“ fragte Bomb.
„Prof. Archibald David Eggbone ist Biogenetiker in Oxford, eine der bedeutendsten Kapazitäten im ganzen United Kingdom“, sagte M.
Er nahm wieder am Schreibtisch Platz: „Wie gesagt, er hat es mir erklärt, aber fragen Sie mich um Himmels willen nicht nach Einzelheiten, James. Jedenfalls erschaffen die Laborfritzen neues Leben oder neue Individuen, ohne daß... äh... ohne daß... ohne daß sich Männlein und Weiblein, äh... also verdammt noch mal, James, Sie wissen schon, was ich meine, eben ohne...“
„Ohne Kopulation, Sir?“ fragte Bomb, amüsiert über Ms altjüngferliche Prüderie.
„Kopu... was?“ fragte M.
„Kopulation, Sir!“
„Also gut, meinetwegen ohne Kopulation“, sagte M ärgerlich. „Jedenfalls kann man dieses Klonen unter dem Mikroskop bewerkstelligen... beliebig oft. Was dabei herauskommt, gleicht wie ein Ei dem anderen, alle diese Nachkommen haben die gleichen Eigenschaften. Durch diese Klonerei kann man also Menschen vervielfältigen, und die Russen haben das
Weitere Kostenlose Bücher