James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)
aufgeschraubt haben.«
Misstrauisch ging Bond zum Kamin und untersuchte die Schrauben, mit denen die Platte an der Wand befestigt war. Die Schraubenschlitze wiesen winzige Kratzer auf.
»Jetzt müssen wir wieder ein bisschen schauspielern«, sagte Mathis. Er ging zum Radio, das seinem dreiköpfigen Publikum immer noch ein Lied vorspielte, und schaltete es aus.
»Sind Sie zufrieden, Monsieur?«, fragte er. »Sie haben selbst gehört, was für einen klaren Klang es hat. Ist das nicht eine tolle Truppe?« Er machte mit seiner rechten Hand eine kreisende Bewegung und hob seine Augenbrauen.
»Sie sind so gut«, erwiderte Bond, »dass ich gerne den Rest des Programms hören würde.« Er grinste bei dem Gedanken an die wütenden Blicke, die sich die beiden Agenten im Zimmer über ihm wahrscheinlich zuwarfen. »Das Gerät selbst scheint großartig zu sein. Genau das, was ich mit nach Jamaika nehmen wollte.«
Mathis verzog sarkastisch das Gesicht und schaltete den Rom-Sender wieder ein.
»Sie und Ihr Jamaika«, bemerkte er und setzte sich erneut aufs Bett.
Bond sah ihn schräg an. »Tja, was geschehen ist, ist geschehen«, erwiderte er. »Wir haben ohnehin nicht erwartet, dass meine Tarnung ewig hält. Aber es ist schon ein wenig beunruhigend, dass sie so schnell durchschaut wurde.« Vergeblich durchforstete er sein Gehirn nach Hinweisen. Hatten die Russen einen ihrer Codes entschlüsselt? Wenn ja, konnten sie genauso gut einpacken und nach Hause gehen. Er und seine Mission wären dann im Eimer.
Mathis schien seine Gedanken lesen zu können. »Es kann kein Code gewesen sein«, erklärte er. »Jedenfalls haben wir London sofort informiert, und sie werden sie inzwischen geändert haben. Wir haben da eine ganz schöne Panik verursacht, das kann ich Ihnen sagen.« Er lächelte mit der Zufriedenheit eines freundlichen Rivalen. »Und jetzt zum Geschäftlichen, bevor unseren guten Compagnons die Luft ausgeht. Zuerst einmal«, sagte er und nahm einen tiefen Zug von seiner Caporal, »werden Sie mit Ihrer Nummer zwei äußerst zufrieden sein. Sie ist schön« – Bond runzelte die Stirn – »wirklich sehr schön.« Erfreut über Bonds Reaktion fuhr Mathis fort. »Sie hat schwarzes Haar, blaue Augen und ist … ähm … gut gebaut. Vorne und hinten«, fügte er hinzu. »Und sie ist Funkexpertin, was sexuell zwar weniger interessant ist, sie aber zu einer perfekten Mitarbeiterin von Radio Stentor macht. Sie wird hier während der Sommersaison die Assistentin meines Radiovertreters darstellen.« Er grinste. »Wir sind beide in diesem Hotel abgestiegen, und daher wird meine Assistentin stets zur Verfügung stehen, sollte mit Ihrem neuen Radio etwas nicht stimmen. Alle neuen Geräte, selbst die französischen, sind in den ersten paar Tagen extrem störanfällig. Gelegentlich sogar in den Nächten«, fügte er mit einem übertriebenen Augenzwinkern hinzu.
Bond fand das gar nicht witzig. »Warum zum Teufel schicken die mir eine Frau?«, stieß er verbittert hervor. »Halten die das hier für ein verdammtes Picknick?«
Mathis unterbrach ihn. »Beruhigen Sie sich, mein lieber James. Sie ist so professionell, wie man es sich nur wünschen kann, und kalt wie ein Eiszapfen. Sie spricht fließend Französisch und kennt ihre Aufgabe in- und auswendig. Ihre Tarnung ist perfekt, und ich habe es so eingerichtet, dass sie ganz unauffällig mit Ihnen zusammenarbeiten kann. Was wäre natürlicher, als hier ein hübsches Mädchen aufzureißen? Als heißblütiger jamaikanischer Millionär sähen Sie ohne Frau im Arm doch nackt aus.«
Bond brummte zweifelnd.
»Irgendwelche anderen Überraschungen?«, fragte er misstrauisch.
»Keine allzu großen«, antwortete Mathis. »Le Chiffre hat seine Villa bezogen. Sie liegt etwa sechzehn Kilometer die Küstenstraße hinunter. Er hat zwei Leibwächter dabei. Sie wirken äußerst kompetent. Einer der beiden hat eine kleine ‚Pension‘ in der Stadt besucht, in die vor zwei Tagen drei mysteriöse und recht unmenschlich wirkende Gestalten eingezogen sind. Die könnten Teil ihres Teams sein. Ihre Papiere sind in Ordnung – offenbar handelt es sich um staatenlose Tschechen –, aber einer unserer Männer sagt, dass sie in ihrem Zimmer Bulgarisch sprechen. Von denen sieht man hier sonst nicht viele. Sie werden hauptsächlich gegen die Türken und Jugoslawen eingesetzt. Sie sind dumm, aber gehorsam. Die Russen setzen sie für einfache Morde oder als Sündenbock für die komplizierteren ein.«
»Na vielen Dank
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