James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)
Abzug der kleinen
cagnotte
sogar gleich –, aber ich könnte eine Pechsträhne haben und rausfliegen. Der Spieleinsatz wird recht hoch gehen. Ich schätze, die Startsumme wird sich auf etwa eine halbe Million belaufen.«
Bond wurde von einem kalten Blick gestoppt. M wusste all diese Dinge bereits und kannte die Risiken genauso gut wie Bond. Das war schließlich seine Aufgabe – immer die Risiken zu kennen. Und die Agenten zu kennen, seine eigenen wie die der Gegenseite. Bond wünschte, er hätte seine Zweifel für sich behalten.
»Er könnte ebenfalls eine Pechsträhne haben«, sagte M. »Sie haben jede Menge Kapital. Bis zu fünfundzwanzig Millionen, das gleiche wie er. Wir geben Ihnen erst mal zehn und schicken Ihnen weitere zehn, wenn Sie sich umgesehen haben. Die zusätzlichen fünf können Sie sich selbst erspielen.« Er lächelte. »Fahren Sie schon ein paar Tage vor dem großen Spiel hin und akklimatisieren Sie sich. Sprechen Sie mit Q über Unterkunft, Anreise und die Ausrüstung, die Sie benötigen. Der Zahlmeister wird das Kapital zur Verfügung stellen. Ich werde dem Deuxième mitteilen, dass sie sich bereithalten sollen. Es ist ihr Territorium, und so wie die Dinge stehen, können wir uns glücklich schätzen, wenn sie keinen Ärger machen. Ich versuche, sie zu überreden, Mathis zu schicken. Sie scheinen in Monte Carlo bei diesem anderen Casinoauftrag gut mit ihm zurechtgekommen zu sein. Und wegen des NATO-Aspekts werde ich Washington informieren müssen. Die CIA hat in Fontainebleau auch ein paar gute Männer. Sonst noch etwas?«
Bond schüttelte den Kopf. »Ich würde sehr gerne wieder mit Mathis zusammenarbeiten, Sir.«
»Nun, wir werden sehen. Versuchen Sie, es hinzubekommen. Wenn Sie scheitern, stehen wir ganz schön dumm da. Und passen Sie auf sich auf. Es klingt wie ein entspannter Auftrag, aber ich glaube nicht, dass es das sein wird. Le Chiffre ist ein gefährlicher Gegner. Dann mal viel Glück.«
»Danke, Sir«, sagte Bond und ging zur Tür.
»Einen Moment noch.«
Bond drehte sich um.
»Ich denke, ich werde Ihnen Rückendeckung mitschicken. Vier Augen sehen mehr als zwei, und Sie werden jemanden brauchen, der Ihren Nachrichtenaustausch erledigt. Ich werde darüber nachdenken. Man wird Sie in Royale kontaktieren. Machen Sie sich keine Sorgen. Es wird jemand Fähiges sein.«
Bond hätte lieber allein gearbeitet, aber mit M diskutierte man nicht. Er verließ das Büro in der Hoffnung, dass der Mann, den sie schicken würden, loyal sein würde und nicht dämlich oder, schlimmer noch, ambitioniert.
L’ENNEMI ÉCOUTE
Zwei Wochen später erwachte James Bond in seinem Zimmer im Hôtel Splendide.
Als er zwei Tage zuvor in Royale-les-Eaux gerade rechtzeitig zum Mittagessen angekommen war, hatte es keinen Versuch gegeben, ihn zu kontaktieren. Und es hatte auch keine Neugier erregt, als er ins Gästebuch »James Bond, Port Maria, Jamaika« eingetragen hatte.
M hatte kein Interesse an seiner Tarnung gezeigt.
»Sobald Sie Le Chiffre am Spieltisch gegenübersitzen, spielt Ihre Tarnung ohnehin keine Rolle mehr«, sagte er. »Aber wählen Sie trotzdem eine, die dort zur allgemeinen Öffentlichkeit passt.«
Bond kannte Jamaika gut, also bat er darum, seine Anweisungen von dort aus zu erhalten. Er würde sich als jamaikanischer Plantagenbesitzer ausgeben, dessen Vater durch Tabak- und Zuckeranbau reich geworden war. Der Sohn zog es jedoch vor, diesen Reichtum an der Börse und in Casinos zu verspielen. Sollte jemand nachhaken, würde er auf Charles DaSilva von Chaffery’s, Kingston, als seinen Anwalt verweisen. Charles würde die Geschichte schon glaubhaft machen.
Bond hatte die beiden vergangenen Nachmittage und einen Großteil der Nächte im Casino verbracht und mit einem komplizierten Progressionssystem auf die geraden Zahlen gesetzt. Immer, wenn beim Chemin de fer ein hohes Banco angeboten wurde, spielte er mit. Wenn er verlor, sagte er einmal
suivi
, verfolgte es aber nicht weiter, wenn er ein zweites Mal verlor.
Auf diese Weise hatte er drei Millionen Franc zusammenbekommen und sowohl seinen Nerven als auch seinem Kartensinn ein gründliches Training verpasst. Den Grundriss des Casinos hatte er sich bereits eingeprägt. Doch vor allem hatte er Le Chiffre am Spieltisch beobachten können und voller Bedauern festgestellt, dass es sich um einen Spieler handelte, der keine Fehler beging und das Glück gepachtet zu haben schien.
Bond frühstückte gerne ausgiebig. Nach einer kalten Dusche
Weitere Kostenlose Bücher