James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)
Schuss. Sie hatten Glück, dass es keine Granate war. In diesem Paket war jede Menge Platz dafür. Sie wären schwer verletzt worden. Sehen wir uns das hier mal an.« Er griff nach dem Aluminiumzylinder, schraubte ihn auf, nahm eine kleine Papierrolle heraus und zog sie mit seinen Pinzetten auseinander.
Er breitete sie vorsichtig auf dem Teppich aus und befestigte die Ecken mit vier Werkzeugen aus seiner schwarzen Kiste am Boden. Auf dem Papier standen drei mit Schreibmaschine geschriebene Sätze. Bond und Dexter beugten sich vor.
»DAS HERZ DIESER UHR HAT AUFGEHÖRT ZU TICKEN«, lasen sie. »DIE SCHLÄGE IHRES EIGENEN HERZENS SIND GEZÄHLT. ICH KENNE DIESE ZAHL UND ICH HABE ANGEFANGEN HERUNTERZUZÄHLEN.«
Die Botschaft war mit »1234567 …?« unterschrieben. Sie erhoben sich.
»Hm«, murmelte Bond. »Da will mir jemand Angst einjagen.«
»Aber woher zum Teufel wusste er, dass Sie hier sind?«, fragte Dexter.
Bond erzählte ihm von der schwarzen Limousine auf der Fünfundfünfzigsten Straße.
»Aber viel wichtiger ist die Frage«, sagte Bond, »woher er wusste,
weswegen
ich hier bin. Das deutet darauf hin, dass er Kontakte in Washington hat. Irgendwo muss sich ein Informationsleck von der Größe des Grand Canyon befinden.«
»Warum sollte es ausgerechnet Washington sein?«, fragte Dexter gereizt. »Na egal«, fügte er mit einem gezwungenen Lachen hinzu und riss sich zusammen. »Teufel noch mal. Ich muss diese Sache in einem Bericht für das Hauptquartier festhalten. Bis bald, Mr Bond. Ich bin froh, dass Ihnen nichts passiert ist.«
»Danke«, sagte Bond. »Es war nur eine Visitenkarte. Ich muss diesen Gruß erwidern.«
DAS GROSSE SCHALTBRETT
Nachdem Dexter und sein Kollege mit den Überresten der Bombe im Gepäck gegangen waren, nahm Bond ein feuchtes Handtuch und rieb den Rußfleck von der Wand. Dann ließ er den Kellner kommen und wies ihn ohne Erklärung an, die zerbrochenen Gläser auf seine Rechnung zu setzen und die Überreste des Frühstücks abzuräumen. Danach nahm er seinen Hut und seinen Mantel und ging nach draußen auf die Straße.
Er verbrachte den Morgen damit, ziellos auf der Fifth Avenue und dem Broadway herumzuwandern, in Schaufenster zu starren und die vorbeigehenden Menschen zu beobachten. Nach und nach eignete er sich den lässigen Gang und das Benehmen eines Besuchers von außerhalb an, und als er seine neue Identität in ein paar Geschäften ausprobierte, indem er mehrere Leute nach dem Weg fragte, stellte er fest, dass ihn niemand eines zweiten Blickes würdigte.
In einem Restaurant namens »Glorified Ham-N-Eggs« (»Die Eier, die wir morgen servieren, befinden sich noch in den Hennen«) in der Lexington Avenue aß er eine typisch amerikanisches Mahlzeit und nahm danach ein Taxi nach Downtown zum Polizeihauptquartier, wo er sich um vierzehn Uhr dreißig mit Leiter und Dexter treffen sollte.
Ein Lieutenant Binswanger vom Morddezernat, ein argwöhnischer und mürrischer Polizist Ende vierzig, erklärte, Commissioner Monahan habe zugesagt, dass das Polizeidezernat ihnen seine vollständige Kooperation gewähren werde. Was könne er für sie tun? Sie sahen sich Mr Bigs Polizeiakte an, in der mehr oder weniger die gleichen Informationen standen, die Dexter geliefert hatte. Dann zeigte man ihnen die Aufzeichnungen und Fotografien der meisten seiner bekannten Mitarbeiter.
Sie gingen die Berichte der US-Küstenwache durch, die sich mit den Ankünften und Abfahrten der Jacht
Secatur
beschäftigten, und begutachteten außerdem die Kommentare der US-Zollbehörde, die das Boot genau im Auge behielten, wann immer es in Saint Petersburg anlegte.
Diese Berichte bestätigten, dass die Jacht die Strecke in den vergangenen sechs Monaten mehrfach in unregelmäßigen Abständen zurückgelegt hatte und dass sie im Hafen von Saint Petersburg immer am Anlegeplatz von »Uroboros Wurm- und Köderspedition Inc.« vor Anker ging. Dabei handelte es sich um eine scheinbar unschuldige Firma, deren Hauptgeschäft darin bestand, Lebendköder an Anglervereine in ganz Florida, im Golf von Mexiko und darüber hinaus zu verkaufen. Außerdem erwirtschaftete die Firma einen lukrativen Nebenertrag durch den Verkauf von Muscheln und Korallen zur Innendekoration und handelte zudem mit tropischen Aquariumsfischen – besonders mit seltenen, giftigen Arten, die sie an die Forschungsabteilungen medizinischer und chemischer Stiftungen verkaufte.
Dem Inhaber, einem griechischen Schwammfischer aus dem benachbarten
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