James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
Ledertaschen meines Motorrads.« Ihm kam ein Geistesblitz. »Sie werden in ziemlich große Schwierigkeiten geraten, wenn Sie Ihrem Geheimdienst nicht Bescheid sagen.«
Der Offizier sagte etwas zu den Soldaten, und sie traten einen Schritt zurück. »Wir haben keinen Geheimdienst«, erklärte er in gestelztem Englisch. »Setzen Sie sich und füllen Sie das hier aus.«
Grant setzte sich an den Schreibtisch und ging ein langes Formular durch, in dem nach Informationen über die Person gefragt wurde, die die Ostzone besuchen wollte – Name, Adresse, Art des Anliegens und so weiter. Währenddessen sprach der Offizier leise und kurz in ein Telefon.
Als Grant fertig war, betraten zwei weitere Soldaten mit grünen Rangabzeichen auf ihren khakifarbenen Uniformen den Raum. Der Grenzoffizier übergab ihnen das Formular, ohne einen Blick darauf zu werfen, und sie nahmen Grant mit hinaus. Dort steckten sie ihn und sein Motorrad in einen Transporter und verschlossen die Tür. Nach einer schnellen viertelstündigen Fahrt hielt der Wagen an. Grant fand sich auf dem Vorplatz eines großen neuen Gebäudes wieder. Er wurde hineingebracht, mit einem Aufzug hinaufgefahren und in einer Zelle ohne Fenster, in der sich lediglich eine eiserne Bank befand, zurückgelassen. Nach einer Stunde, in der sie, wie er annahm, die geheimen Papiere durchgingen, wurde er in ein bequemes Büro gebracht, in dem ein Offizier mit drei Reihen voller Auszeichnungen und den goldenen Abzeichen eines Obersts an einem Schreibtisch saß.
Auf dem Schreibtisch stand nichts außer einer Vase mit Rosen.
Zehn Jahre später blickte Grant aus dem Fenster des Flugzeugs auf eine große Ansammlung von Lichtern etwa sechstausend Meter unter ihm, die er für Charkiw hielt, und grinste freudlos sein Spiegelbild im Fenster an.
Rosen. Von diesem Moment an war er wie auf Rosen gebettet gewesen. Rosen, Rosen, nichts als Rosen.
EIN WEITERFÜHRENDES
STUDIUM
»Sie würden also gerne in der Sowjetunion arbeiten, Mister Grant?«
Eine halbe Stunde war vergangen, und der MGB-Oberst war von dem Verhör gelangweilt. Er war der Meinung, dass er diesem recht unangenehmen britischen Soldaten jedes militärische Detail aus der Nase gezogen hatte, das auch nur im Entferntesten von Interesse sein könnte. Nur noch ein paar kleine Höflichkeiten, um dem Mann für die fette Beute aus Geheimnissen zu danken, die seine Kurierbeutel enthalten hatten, und dann würde dieser Grant erst in eine Zelle und dann später nach Workuta oder in ein anderes Arbeitslager befördert werden.
»Ja, ich würde gerne für Sie arbeiten.«
»Und was könnten Sie für uns tun, Mister Grant? Wir haben genug ungelernte Arbeitskräfte. Wir brauchen keine Lastwagenfahrer und«, der Oberst lächelte flüchtig, »wenn wir jemanden zum Boxen brauchen, haben wir auch dafür eine Menge Männer, die boxen können. Darunter zufälligerweise auch zwei mögliche Olympiagewinner.«
»Ich bin ein Experte im Töten von Menschen. Das kann ich sehr gut. Es gefällt mir.«
Für einen kurzen Augenblick sah der Oberst die rote Flamme hinter den hellblauen Augen unter den rotblonden Wimpern aufflackern. Er dachte: Der Kerl meint, was er sagt. Er ist genauso verrückt wie unangenehm. Er blickte Grant kühl an und fragte sich, ob es sich lohnte, in Workuta Nahrung an ihn zu verschwenden. Vielleicht sollte man ihn besser gleich erschießen. Oder in den Britischen Sektor zurückwerfen, damit sich seine eigenen Leute um ihn kümmern konnten.
»Sie glauben mir nicht«, stellte Grant ungeduldig fest. Dies war der falsche Mann, die falsche Abteilung. »Wer erledigt die Drecksarbeit für Sie?« Er war davon überzeugt, dass die Russen eine Art Mordtruppe hatten. Das hörte man überall. »Lassen Sie mich mit denen sprechen. Ich werde jemanden für sie töten. Egal wen. Jetzt sofort.«
Der Oberst sah ihn säuerlich an. Vielleicht sollte er die Angelegenheit besser melden. »Warten Sie hier.« Er stand auf und verließ den Raum. Die Tür ließ er offen. Eine Wache stellte sich in den Türrahmen und beobachtete mit der Hand an der Pistole Grants Rücken.
Der Oberst ging ins Nebenzimmer. Es war leer. Auf einem Tisch standen drei Telefone. Er nahm den Hörer der MGB-Direktleitung nach Moskau ab. Als sich eine Telefonistin meldete, sagte er: »SMERSCH.« Als jemand von SMERSCH dranging, fragte er nach dem Einsatzleiter.
Zehn Minuten später legte er den Hörer wieder auf. Was für ein Glück! Eine einfache konstruktive Lösung, was auch
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