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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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sofort das Netz aus Kontakten, Mittelsmännern, Kurieren und Briefkästen, und er bekam ausgezeichnete Noten im Fach Feldeinsatz, in dem jeder Student Testoperationen in den Vororten von Leningrad planen und ausführen musste. Als schließlich Prüfungen zu den Themen Wachsamkeit, Diskretion, Sicherheit, Geistesgegenwart, Mut und Kaltblütigkeit anstanden, bekam er die besten Noten der ganzen Schule.
    Am Ende des Jahres fasste der Bericht, der zurück an SMERSCH geschickt wurde, zusammen: »Politischer Wert null. Einsatzwert hervorragend« – genau das, was Otdiel II hatte hören wollen.
    Das folgende Jahr verbrachte er mit nur zwei anderen ausländischen Studenten unter mehreren Hundert Russen an der Schule für Terror und Ablenkung in Kuchino außerhalb Moskaus. Hier absolvierte Grant erfolgreich Kurse in Judo, Boxen, Leichtathletik, Fotografie und Funk unter der allgemeinen Leitung des berühmten Oberst Arkadi Fotojew, Vater des modernen sowjetischen Agenten, und schloss seine Kleinwaffenausbildung unter Oberstleutnant Nikolai Godlowski ab, dem sowjetischen Meister im Gewehrschießen.
    Zwei Mal fuhr in jenem Jahr während einer Vollmondnacht ein Wagen des MGBs vor und brachte ihn in ein Moskauer Gefängnis. Dort durfte er mit einer schwarzen Kapuze über dem Kopf Hinrichtungen mit verschiedenen Waffen durchführen – dem Seil, der Axt, der Maschinenpistole. Davor, während und nach diesen Anlässen wurden bei ihm EKGs, Blutdruckmessungen und andere medizinische Tests durchgeführt, aber ihr Zweck und ihre Ergebnisse wurden ihm nicht mitgeteilt.
    Es war ein gutes Jahr, und er hatte berechtigterweise das Gefühl, zufriedenstellend zu sein.
    1949 und ’50 gestattete man Grant, mit mobilen Gruppen oder
Avanposts
für kleinere Operationen in die Satellitenländer zu gehen. Es ging um das Verprügeln von Zielpersonen oder die einfache Ermordung russischer Spione und Geheimdienstmitarbeiter, die des Verrats oder anderer Vergehen verdächtigt wurden. Grant führte diese Aufgaben stets sauber, genau und unverdächtig aus, und obwohl er immer genau überwacht wurde, zeigte er niemals auch nur die kleinste Abweichung von den von ihm geforderten Standards, und auch keine Schwäche im Charakter oder in seinen technischen Fähigkeiten. Vielleicht wäre es schwieriger gewesen, wenn von ihm verlangt worden wäre, während des Vollmonds eine Einzelaufgabe zu bewältigen, doch seine Vorgesetzten, denen klar war, dass er sich in dieser Zeit außerhalb ihrer und auch seiner eigenen Kontrolle befand, wählten sichere Termine für seine Einsätze. Die Mondperiode war ausschließlich für die Metzelei in den Gefängnissen reserviert. Und ab und an wurde es für ihn sogar als Belohnung für eine erfolgreich ausgeführte Operation arrangiert.
    1951 und ’52 wurde Grants Nützlichkeit immer stärker offiziell anerkannt. Als Ergebnis ausgezeichneter Arbeit, besonders in Ostberlin, wurden ihm die sowjetische Staatsbürgerschaft und eine Lohnerhöhung gewährt, die sich 1953 bereits auf stolze fünftausend Rubel im Monat belief. 1953 wurde ihm auch der Rang des Majors verliehen, mit Pensionsansprüchen, die bis zu dem Tag seines ersten Kontakts mit »Oberst Boris« zurückreichten. Darüber hinaus wurde ihm das Ferienhaus auf der Krim zugewiesen. Er bekam zwei Leibwächter, teils um ihn zu schützen, und teils um die Möglichkeit eines erneuten Überlaufens zu verhindern. Und einmal im Monat wurde er ins nächstgelegene Gefängnis gebracht, wo er so viele Hinrichtungen durchführen durfte, wie Kandidaten verfügbar waren.
    Natürlich hatte Grant keine Freunde. Er wurde von jedem, der mit ihm in Kontakt kam, gehasst, gefürchtet oder beneidet. Er verfügte nicht einmal über berufliche Bekanntschaften, die in der diskreten und vorsichtigen Welt der sowjetischen Bürokratie als Freundschaften durchgehen konnten. Doch wenn ihm diese Tatsache überhaupt bewusst war, kümmerte sie ihn nicht. Die einzigen Personen, die ihn interessierten, waren seine Opfer. Sein übriges Leben fand in seinem Inneren statt. Und seine Gedanken waren zahlreich und aufregend.
    Dann hatte er natürlich noch SMERSCH. Niemand in der Sowjetunion, der SMERSCH auf seiner Seite hatte, musste sich um Freunde oder sonst etwas kümmern, außer darum, unter den schwarzen Flügeln von SMERSCH zu bleiben.
    Grant dachte immer noch darüber nach, wie er zu seinen Arbeitgebern stand, als das Flugzeug an Höhe verlor und den Radarstrahl des Flughafens Tuschino aufnahm, gleich

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