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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Sohn auf seinem Weg zum Küchentisch. »Schön, dass du doch noch zum Essen kommen konntest.«
    »Aber eigentlich hab ich gar keinen Hunger«, gab Tannenberg über seine Schulter hinweg zurück.
    Die Miene der alten Dame nahm einen besorgten Ausdruck an. »Wieso denn? Bist du etwa krank?«
    »Nein, nein, liebe Frau Tannenberg. Kein Grund zur Beunruhigung«, versetzte Dr. Schönthaler grinsend. »Das liegt nur daran, weil ihr Sohn so eine alte Memme ist. Es ist immer dasselbe mit ihm. Jedes Mal, wenn wir eine zerstückelte Leiche finden, schlägt’s ihm auf den Magen.«
    Margot warf entsetzt die Hand vor den Mund. »Eine zerstückelte Leiche?«
    Jacob, der nicht umsonst den Spitznamen ›Sherlock Holmes aus der Beethovenstraße‹ trug, wurde bei diesem Thema sofort hellhörig. Er legte die Zeitung beiseite. Sein Gesicht blitzte geradezu vor Neugierde. »Komm, Rainer, setze dich zu uns und erzähle mal ein bisschen was über euren neuen Fall.«
    Mit einem abschätzigen Blick auf seinen jüngsten Sohn schob er nach: »Der Herr Hauptkommissar sagt ja seinem alten Vater nie etwas über seine Arbeit. Weil er Angst hat, dass ich es im ›Tchibo‹ ausplaudern könnte.« Seine Stimme gewann bedeutend an Schärfe. »Dabei ist es genau umgekehrt: Ich besorge ihm im ›Tchibo‹ wichtige Informationen, die in keinem seiner komischen Polizei-Computer zu finden sind.«
    »Ruhe! Jetzt wird nicht gestritten, sondern gegessen«, sprach die Seniorin ein energisches Machtwort.
    Nachdem sich alle am Tisch eingefunden hatten, schenkte Margot die Nudelsuppe aus und lud jedem einen reichlich mit Zucker und Zimt bestreuten Kartäuserkloß auf einen Kuchenteller.
    Emma saß bei ihrer Mutter auf dem Schoß. Als sie das in gesüßter Milch eingeweichte Brötchen entdeckte, fing sie sogleich an zu schmatzen. Sie gab erst Ruhe, als ihr Marieke ein kleines Stückchen der Leckerei in den Mund schob. Tannenberg dagegen stocherte lustlos in seinem ›rostigen Ritter‹ herum.
    Der Rechtsmediziner konnte offensichtlich nicht mehr mit ansehen, wie sein Freund diese Köstlichkeit verschmähte. »So schlimm war’s doch nun auch wieder nicht, alter Junge«, redete er ihm gut zu, während er sich den letzten Rest seines Kartäuserkloßes auf die Gabel schob. »Und das mit dem fehlenden Gesicht kriegen wir bestimmt hin. Du weißt doch, dass es wahre Rekonstruktionsexperten gibt. Außerdem haben wir ja noch sein Gebiss zur Erhebung des Zahnstatus.«
    Entsetzt ließ Margot ihren Löffel in die Nudelsuppe sinken. Mit offenem Mund starrte sie Dr. Schönthaler an. Sie kannte ihn schon als kleinen Jungen und mochte ihn sehr. Er war derselbe Jahrgang wie ihr Sohn Wolfram und hatte mit ihm dieselbe Schulklasse besucht. Die beiden Freunde waren schon damals unzertrennlich gewesen. Selbst in der Zeit, als Rainer Schönthaler nach seinem Medizinstudium einige Jahre in Norddeutschland gearbeitet hatte, war ihr Kontakt nie abgerissen. Vor über zwanzig Jahren hatten ihn eine gescheiterte Ehe und die Sehnsucht nach seiner geliebten pfälzischen Heimat in die Barbarossastadt zurückgetrieben.
    »Kann ich deinen ›rostigen Ritter‹ auch noch haben?«, fragte Dr. Schönthaler und zeigte mit seiner Gabel auf Tannenbergs Teller. »Wäre doch eigentlich schade drum.«
    »Klar, kannst du den haben«, mischte sich Jacob ein. Er raubte seinem Sohn den Kloß und legte ihn dem Pathologen auf den Teller. »Außerdem kriegst du ein zweites Glas Wein von mir, wenn …«
    »Nein, das geht doch nicht«, protestierte Margot. »Rainer muss nachher bestimmt noch ins Krankenhaus fahren und arbeiten.«
    »Ja, das stimmt. Aber machen Sie sich mal keine Gedanken, meine Liebe. Wissen Sie, bei mir kommt es nicht so genau drauf an. Bei meinen chirurgischen Eingriffen kann ich ja keinem mehr wehtun.«
    Nun verstummte die alte Dame gänzlich.
    Jacob dagegen hatte endgültig Blut geleckt. »Und wenn du mir ein bisschen was über euren neuen Fall erzählst, kriegst du als Belohnung auch noch die zwei da.« Er deutete auf die Servierplatte, die in der Tischmitte stand.
    »Das erfüllt ja fast den Tatbestand der Erpressung, Herr Tannenberg«, bemerkte der Rechtsmediziner lächelnd. »Also gut, ich gebe mich geschlagen.«
    »Wo habt ihr den Toten denn gefunden?«, nutzte der Senior sofort die Gunst der Stunde.
    »Den Leichnam haben wir …«
    »Stopp, Rainer, nicht weiter!«, knurrte sein Freund dazwischen.
    »Wieso denn nicht, Wolf? Steht morgen früh ja sowieso alles in der Zeitung.«
    Jacob

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