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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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permanenten Triebstaus eben.«
    »So, so. Erzähl mal.«
    Um die Spannung noch ein wenig zu steigern, zögerte Dr. Schönthaler seine Antwort eine Weile hinaus. Er legte den Kopf schief und schien darüber nachzudenken, welche seiner Informationen er nun preisgeben sollte.
    Grinsend fuhr er fort: »Besonders heftig traten diese animalischen Schübe dann zu Tage, wenn dein Beifahrer Alkohol in höheren Dosen zu sich genommen hatte. Und das kam durchaus häufiger vor.« Er veränderte die Tonlage. »Nicht wahr, mein armes, einsames Wölfchen?«
    »Kaum zu glauben«, versetzte Sabrina Schauß, während sie ihren arg malträtierten Vorgesetzten von der Seite her betrachtete.
    Tannenberg versank immer tiefer in seinem Sitz.
    Ohne jegliche Rücksicht auf die Höllenqualen seines besten Freundes legte der Rechtsmediziner nach: »Ich kann dir flüstern, Sabrina. Das war vielleicht einer. Ich weiß noch sehr gut, wie oft er mit seiner blauen Zündapp«, er deutete mit dem Zeigefinger schräg hinter sich in Richtung des Heckfensters, »da oben über das Asphaltsträßchen nach Dansenberg geknattert ist. Nur damit er diesen potthässlichen Bauerntrampel ins Unterholz zerren konnte.«
    »Fahr mal ein bisschen flotter«, forderte der Leiter des K 1, dem diese delikate Zeitreise zusehends unangenehmer wurde. Aus leidiger Erfahrung wusste er nämlich nur zu gut, dass der Rechtsmediziner, wenn er sich verbal erst einmal warmgelaufen hatte, kaum mehr zu bremsen war.
    Bekanntermaßen gebärdete sich Wolfram Tannenberg im emotionalen Bereich eher als Grobmotoriker denn als Filigrantechniker. Im Gegensatz zu seinen Mitmenschen belastete ihn diese Facette seiner rustikalen, kantigen Persönlichkeit normalerweise nicht sonderlich.
    In Sabrinas Gegenwart war das allerdings anders, denn mit seiner jungen Kollegin, deren väterlicher Freund und Trauzeuge er war, führte er eine für seine Verhältnisse ausgesprochen offenherzige, rücksichtsvolle Beziehung. Sie wusste weit mehr über ihn und seine Probleme mit dem weiblichen Geschlecht, als ihm manchmal lieb war. Nur alles musste sie nun wirklich nicht über seine ereignisreiche Vergangenheit wissen – fand er jedenfalls.
    In seiner Not entschloss er sich zu einem Ablenkungsmanöver: »Sag mal, Rainer, hast du zufällig die Geschichte parat, woher die Jammerhalde ihren Namen hat?«
    »Ach, der Herr Hauptkommissar versucht mal wieder die Strategie ›Themenwechsel‹.« Dr. Schönthaler tätschelte seine Schulter. »Aber es sei dir gestattet, mein liebes Wölfchen. Du hast ja heute Morgen schon genug Fett abbekommen.«
    Tannenberg ignorierte die Bemerkung. »Wisst ihr, als Kinder sind Heiner und ich zwar manchmal mit meinem Vater beim Pilzsuchen …« Den Rest ließ er unausgesprochen. Er krauste die Stirn. »Stand da nicht auch irgendwo ein Gedenkstein herum?«
    »Ja, diesen Sandsteinfindling gibt’s immer noch. Und darauf ist eine Gedenk tafel angebracht, mein alter Junge. Das ist so ein Metallschild mit mysteriösen Zeichen und Symbolen drauf – ich glaube, man nennt diese kleinen Dinger Buchstaben, oder so ähnlich.«
    »Ach ja, davon hab ich auch schon mal was gehört. Diese Geheimschrift kann nur von superschlauen Leichenschnibblern entziffert werden, stimmt’s?«
    »Exakt. Und deshalb kann ich dir jetzt auch erzählen, wie die Jammerhalde zu ihrem schaurigen Namen kam. Also spitz die Ohren: Irgendwann im 30-jährigen Krieg nahmen feindliche Truppen die Barbarossastadt ein. Bei diesem sogenannten ›Kroatensturm‹ wurden in kürzester Zeit 1500 Bürger niedergemetzelt. Wer entkommen konnte, floh in den südlichen Reichswald. Unterhalb von Dansenberg wurden diese armen Menschen, zumeist Frauen und Kinder, von ihren erbarmungslosen Verfolgern eingeholt und regelrecht abgeschlachtet. Seitdem heißt dieses Waldstück Jammerhalde. Einer Legende nach kann man selbst heute noch an windstillen Tagen die Wehklagen dieser armen Menschen hören.«
    »Das ist aber eine gruselige Geschichte«, versetzte Sabrina, die ihre liebe Mühe damit hatte, das noble Dienstfahrzeug über den staubigen, mit Schlaglöchern übersäten Waldweg zu manövrieren.
    Der erste Teil der Strecke war nahezu eben und führte durch einen lichten Hochwald. Dann ging es eine kleine Steigung hinauf. Nach einer Spitzkehre wechselten urplötzlich sowohl die Lichtverhältnisse als auch die Vegetation. Es wurde merklich dunkler und der breite, mit grauem Splitt bestreute Forstweg wurde nun von dichtem Brombeergestrüpp und

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