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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Teilnehmer ist im Moment nicht erreichbar«, wieder­holte er die Ansage und ließ sein Telefon zuschnappen.
    »Damit war zu rechnen, wenn er sich in einem entlegenen Teil Chinas aufhält«, bemerkte Karin Vestergaard.
    »Falls er dort ist, wie Sie selbst zu bedenken gaben.« Fabel betrachtete den Zettel von Sparwalds Chef Lüttig. »Aber ich hoffe inständig, dass er sich tatsächlich in China aufhält. Wenn Sparwald seine Reise mit einem norwegischen Begleiter antre­ten wollte und wenn es sich um Halvorsen handelte ...«
    Sparwald wohnte nicht weit von seinem Arbeitsplatz ent­fernt. Für jemanden, der sich für den Umweltschutz einsetzte, war Poppenbüttel kein schlechter Wohnort. Sogar im Winter hinterließ die Natur trotz der kahlen Äste und der gedämpften Farben einen nachhaltigen Eindruck. Sparwald hatte ein klei­nes Haus am Ufer der Alster, mitten in einem Gewirr von Bäu­men. Der größte Teil der Südseite des Holzhauses bestand aus Fenstern, deren Jalousien heruntergezogen waren.
    »Es erinnert mich sehr an unsere Häuser in Dänemark«, kommentierte Karin Vestergaard. Sie zeigte auf eine große Gar­tenfläche, die jemand aufgegraben hatte. Auf dem schlammigen Unterboden lagen spiralförmige Rohre. »Sehen Sie ... er lässt einen geothermischen Energieumwandler installieren. Die Ar­beit ist noch nicht abgeschlossen. Das ist ein Projekt, das kaum jemand halb erledigt zurücklassen würde, bevor er sich für einen Monat oder länger nach China aufmacht.« Sie schaute zum Dach hinauf. »Und die Solarmodule sind neu. Sie scheinen noch nicht angeschlossen zu sein. Sparwald muss dabei gewesen sein, sein Haus gründlich umzubauen.«
    Fabel klingelte an der Haustür. Wie erwartet, öffnete nie­mand. Er wandte sich an Vestergaard.
    »Ich werde mich mal hinter dem Haus umsehen. Versuchen Sie, ein Fenster zu finden, dessen Läden nicht geschlossen sind.«
    Er ging um das Haus herum. Wieder gab es Anzeichen un­vollendeter Arbeit. An der Seite des Hauses lehnte Baumaterial, und Werkzeug lag herum. Fabel drückte den Griff der Hinter­tür hinunter. Sie war verschlossen.
    »Jan!«, rief Karin Vestergaard von der anderen Hausseite. Er lief zu ihr und wäre beinahe auf dem Schlamm ausgerutscht, der durch Sparwalds Ausgrabung für die Wärmepumpe aufgewühlt worden war.
    »Hier, gucken Sie sich das an«, rief Karin Vestergaard. »Zwi­schen der Jalousie und dem Fensterrahmen gibt es eine Lücke.«
    Er spähte hindurch, konnte jedoch nichts erkennen. Er zog eine kleine Taschenlampe hervor und richtete sie auf den Spalt.
    »Sehen Sie das?«
    »Allerdings.« Einen Moment lang versuchte er, sich einzu­reden, dass es nur ein Schuh war, doch er wusste, dass er einen hinter dem Sofa hervorragenden Fuß im Blickfeld hatte.
    Fabel kontaktierte per Handy das Präsidium und forderte einen Streifenwagen vom Polizeikommissariat 35 in Poppenbüt­tel an.
    »Und geben Sie auch der Spurensicherung Bescheid. An­scheinend sind wir an einem Mordtatort.«
     
    »Das ist neu«, sagte Karin Vestergaard ohne jegliche Ironie. Es hatte keine zwei Minuten gedauert, bis der Streifenwagen ein­traf und Sparwalds Haustür mit einer Ramme zertrümmert wurde. Das Erste, was ihnen im Innern auffiel, war der Geruch. Der nicht zu verkennende Gestank des Todes. Sie fanden Spar­walds Leiche im Wohnzimmer hinter dem Sofa. Es war ein Grauen anderer Art als am Schauplatz von Dreschers Ermor­dung, und Fabel wusste genau, was seine dänische Kollegin meinte. Der Geruch war darauf zurückzuführen, dass Sparwald seit Tagen unentdeckt in seinem Haus gelegen hatte, doch die Mordmethode war viel sauberer als in Dreschers Fall. Ohne Symbolik oder Ritual. Ohne Leidenschaft.
    Fabel und Vestergaard hatten sich Überschuhe und Ein­weghandschuhe aus Latex angezogen, bevor sie das Haus betra­ten, und die Schutzpolizisten waren ihrem Beispiel gefolgt. Er drückte sich ein Taschentuch an Mund und Nase, bückte sich und untersuchte Sparwald, der zur Decke hinaufstarrte. Seine Gesichtshaut war bleich und fleckig. Mitten in seiner Stirn be­fand sich ein Einschussloch, und ein zweites klaffte unter sei­nem Kinn. Hier hatten sie die professionelle, zügige Vernich­tung eines Lebens vor sich.
    »Die gleiche Vorgehensweise wie bei Halvorsens Ermor­dung«, stellte Vestergaard fest und hielt sich den Handrücken an die Nase, um sich gegen den Gestank des Todes abzuschir­men. Doch sonst schien die Szene sie nicht zu berühren. Ihre Stirn war ein wenig gerunzelt,

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