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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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ihr zu treffen. Dann, als sie zu­sammen im Bett waren, ermordete sie ihn mit einer Injektion Suxamethoniumchlorid. Genau das Mittel, mit dem Sie Georg Drescher bewegungsunfähig gemacht haben. Sie haben gerade erwähnt, dass Major Drescher und seine Stasi-Kollegen Sie in Verschleierungs-, Tarnungs- und Verführungstechniken aus­bildeten. Das klingt genau nach den Fertigkeiten, durch die Jespersen in eine verletzliche Position gebracht und ermordet wurde. Vermutlich werden Sie behaupten, auch darüber nichts zu wissen?«
    »Ich weiß nichts darüber.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht.« Fabel fixierte sie mit einem durchdringenden Blick, der seinen Zweck jedoch verfehlte.
    »Es ist mir gleichgültig, ob Sie mir glauben oder nicht.«
    »Eine Kollegin von Jespersen befindet sich im Nebenzim­mer und verfolgt diese Vernehmung. Seine Vorgesetzte. Sie ist hier, weil Politiinspektor Jespersen in Hamburg war, um Georg Drescher zu suchen. Außerdem ging er Gerüchten nach, dass eine Auftragsmörderin mit dem Codenamen Walküre in Ham­burg tätig sei. Das sind verdammt viele Übereinstimmungen, Margarethe.«
    Kein Kommentar, kein Achselzucken, kein Mienenspiel.
    »Jespersen war hier, um den Mann zu finden, der von Ih­nen gejagt wurde. Er wiederum jagte eine Mörderin namens Walküre und wurde mit der gleichen Droge getötet, die Sie Drescher verabreicht haben. Sie haben Jens Jespersen ermordet, stimmt's? Er war Ihnen bei der Erfüllung Ihrer Aufgabe im Weg. Ein Sekundärziel. Oder wie würden Sie es nennen ... ein ungeplantes Treffen?«
    Margarethe ignorierte Fabel und wandte sich an Susanne. »Sie sind Kriminalpsychologin?«
    »Das wissen Sie bereits.«
    »Und Sie haben mit Dr. Köpke gesprochen?«
    »Ja.«
    »Also halten Sie mich für eine Psychopathin.«
    »Ich glaube, dass Sie an einer dissozialen Persönlichkeitsstö­rung leiden, ja. Aber das ist meiner Meinung nach noch nicht alles. Sie sind nicht bloß psychopathisch, sondern auch psycho­tisch. Von Wahnvorstellungen erfüllt.«
    »Tatsächlich?«, fragte Margarethe. »Dann wissen Sie auch, dass man mich in eine Anstalt stecken wird, wahrscheinlich für den Rest meines Lebens.«
    »Ich glaube nicht, dass Sie je wieder in die Gesellschaft ein­gegliedert werden können oder dass Ihre Störungen zu heilen sind. Höchstens die Psychose lässt sich medikamentös behan­deln. Aber Sie werden für den Rest Ihres Lebens in Gewahrsam bleiben müssen.«
    »Obwohl ich Ihrer Diagnose nicht zustimme, Frau Doktor Eckhardt, akzeptiere ich Ihre Sicht meiner Zukunft. Ich werde nie wieder in Freiheit sein. Und wenn ich eine Psychopathin bin, fehlen mir jegliche Zurechnungsfähigkeit und Verantwort­lichkeit. Jede Bestrafung ist für mich bedeutungslos. Würden Sie also bitte Herrn Fabel erklären, dass es für mich absolut kei­nen Sinn hat, ihm etwas darüber vorzumachen, welche Morde ich begangen habe und welche nicht?«
    »Es gibt noch andere Gründe für eine Lüge«, sagte Fabel. »Beispielsweise den Schutz anderer. Vielleicht haben Sie nicht allein gearbeitet. Oder Sie haben beschlossen, ein Wiedersehen mit den anderen früheren Walküren zu veranstalten. Das würde erklären, warum Sie so viel Geld und alle möglichen sonsti­gen Mittel zur Verfügung hatten. Vielleicht war es eine Ihrer Schwestern, von der Jespersen ermordet wurde.«
    »Vielleicht«, meinte Margarethe. »Aber davon weiß ich nichts. Und wenn ich es wüsste, würde ich ihnen keine Loyalität schulden. Sie haben mich im Stich gelassen. Nur meine leib­liche Schwester ist bei mir geblieben und hat versprochen, alles in Ordnung zu bringen.«
    Na also, dachte Fabel. Da war etwas. Zum ersten Mal wäh­rend der Vernehmung sah er einen Ansatzpunkt. Noch keine Bruchstelle, aber etwas, das man bearbeiten konnte. Um es auf­zuhebeln.
    »Ja, Margarethe«, sagte er verständnisvoll. »Die anderen ha­ben Sie im Stich gelassen. Sie verraten. Die anderen sind wahre Walküren geworden, während man Sie zurückgewiesen und verstoßen hat. Nach all dem Grauen, all dem Schmerz, all den entsetzlichen Dingen, die Ihnen eingetrichtert worden waren. Ist das der wirkliche Grund, warum Sie Drescher gefoltert und getötet haben? Um eine Art Erfüllung zu erreichen? Haben Sie die geringste Vorstellung von den Summen, die durch die Tref­fen erzielt worden sind? O ja, nachdem die Mauer gefallen war, wandten sich Drescher und seine Mädchen mit echter Begeis­terung dem Kapitalismus zu. Sie haben als Privatunternehmen für andere

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