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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Warte aus. Du nimmst einen anderen Standpunkt ein. Tu einfach das, was du am besten kannst, Jan. Denk nicht an das Geschlecht der Täte­rin, sondern konzentrier dich auf die Verbrechen.«
    Fabel dachte über ihre Worte nach. »Du könntest recht haben.«
    »Komm«, sagte sie, »lass uns ins Bett gehen. Du musst dich ausschlafen. Morgen sehen die Dinge anders aus.«
    Er brauchte eine Weile, um einzudämmern, und dann wurde sein Schlaf von vagen Traumfragmenten heimgesucht. Irma Grese. Margarethe Paulus. Und eine andere Frau, deren Ge­sicht er nicht erkennen konnte.
     

8.
     
    »Sie suchen nach mir.« Ein weiterer Hustenanfall und ein Ab­dämpfen der Geräusche zeigten an, dass er die Muschel mit der Hand bedeckt hatte. Als er fortfuhr, klang seine Stimme härter, entschlossener, als sei er verärgert über seine Schwäche. »Ich weiß, dass Sie nach mir Ausschau halten.«
    »Natürlich tue ich das«, bestätigte Sylvie Achtenhagen. »Was hatten Sie denn erwartet? Haben Sie etwas Neues?«
    »Sie haben alles gesehen, was Sie sehen müssen. Es ist nicht nötig, mir nachzuspüren. Ich möchte nämlich, dass wir uns treffen.«
    »Auge in Auge?«, fragte Sylvie und blickte aus dem Hotel­fenster. Es war ein Hotel dicht an der Autobahn, und sie beob­achtete die durch den Regen verzerrten Konturen von Pkws und Lastern, die lautlos auf der Straße dahinzutreiben schienen.
    »Auge in Auge«, bestätigte er. »Haben Sie sich mein Geld besorgt?«
    »Die Antwort kennen Sie doch schon. Sie wissen, dass das nicht so einfach ist.«
    »Alles im Leben ist so einfach, wie man es sich wünscht. Entscheidungen über Leben und Tod sind am einfachsten. Auch die Entscheidung darüber, ob Sie diese Story jemand an­derem überlassen wollen, ist ganz einfach.«
    »Wir können sicher eine Lösung finden.«
    »Ganz bestimmt. Ich möchte etwas von Ihnen, und Sie wissen, dass Sie es mir geben werden. Wie gesagt, es ist ganz einfach.«
    Nachdem Siegfried aufgelegt hatte, blieb Sylvie noch einen Moment lang am Fenster sitzen und beobachtete die vorbei­ziehenden Autos. Sie war ihm dicht auf den Fersen. Das wusste er. Und er hatte gemerkt, dass sie ihn suchte, weil sie offen­kundig an den richtigen Orten nachgeforscht hatte. Sylvie ging zum Bett hinüber und legte die inzwischen sehr kurz gewordene Liste mit den Namen vor sich hin. Die Namen waren mit dem Osten Deutschlands und in einem Fall mit Hamburg verbun­den, und Sylvie zweifelte nicht daran, dass sich Siegfried hinter einem von ihnen verbarg.
     
    Am folgenden Morgen stand sie früh auf und fuhr die fünf­zig Kilometer nach Dresden, um sich dort mit einem Buchhal­ter im Ruhestand namens Berger zu treffen. Wie Frau Schneeg hatte Berger seine Vergangenheit als Stasi-Angestellter vertu­schen wollen, indem er aus seinem Heimatort nach Dresden übergesiedelt war. Trotzdem sprachen sich solche Dinge häufig herum, wie Berger erklärte.
    »Sie haben für Ulrich Adebach gearbeitet, stimmt's, Herr Berger?« Sylvie schaute sich in der Wohnung um. Sauber, doch klein und mit billigen Möbeln ausgestattet. Deprimierend.
    »Haben Sie nicht erwähnt, dass für mich bei der Sache etwas herausspringt?«, fragte Berger. Er war ein kleiner Mann in den Sechzigern mit immer noch dunklem Haar und einem schma­len, abgehärmten Gesicht.
    »Ich kann Ihnen etwas zahlen, wenn die Information nütz­lich ist«, versprach Sylvie.
    »Und niemand wird von meiner Beteiligung erfahren? Da­von, dass ich Ihnen geholfen habe?«
    »Niemand weiß, dass ich hier bin, Herr Berger, und ich ver­sichere Ihnen, dass niemand es herausfinden wird. Was immer Sie mir mitteilen, bleibt unter uns.«
    »Ja, ich habe für Adebach gearbeitet. Er war ein alter Mist­kerl.«
    »Wie lange haben Sie für ihn gearbeitet?«
    »Sechseinhalb Jahre, von 1977 bis 1984. Dann wurde ich versetzt.«
    »Freiwillig?«
    »Nein. Ich landete in einer anderen Abteilung, wo ich Bän­der von abgehörten Gesprächen durchgehen musste und Ähn­liches.«
    »Warum wurden Sie versetzt?«
    »Adebach legte sich einen neuen Adjutanten zu. Einen ge­meinen Schuft namens Helmut Kittel. Der hatte es auf mich abgesehen.«
    »Hatten Sie, während Sie zu Adebachs Stab gehörten, je­mals etwas mit einem Major Georg Drescher zu tun? Er diente bei der Hauptverwaltung Aufklärung oder bei Sonderoperatio­nen. Wahrscheinlich gehörte er zur Sektion A. Ich habe Grund zu der Annahme, dass er an einem Projekt namens Operation Walküre mitwirkte.«
    Berger dachte

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