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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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seinen Gedanken Karikaturen zeichnete, die er wahrscheinlich nie zu Papier bringen würde: Er stellte sich seine Vorgesetzten nackt und in lächerlich kompromittierenden Situationen vor.
    Die Soldatin des Wachregiments beendete ihre Aufgabe und verließ den Raum.
    »Was soll das heißen? Wollen Sie damit etwa sagen, dass sie moralische Einwände gegen diese Aktion haben?«, fragte Oberst Ulrich Adebach und zertrümmerte Dreschers geistiges Bild des kleinen, dicken, freudlosen Erich Mielke, der nichts als ein Tutu trug und wie ein Schulmädchen kicherte, während Ge­neralsekretär Honecker ihm den Hintern versohlte.
    »Nein, Genosse Oberst, keine moralischen, sondern prak­tische Einwände. Diese Mädchen sind offenbar alle noch sehr jung. Wir reden davon, unreife Mädchen einen unveränder­lichen Weg einschlagen zu lassen. Ihnen gefährliche und kom­plizierte Aufträge zu erteilen, wobei sie von jeder direkten Be­fehlsstruktur völlig abgeschnitten sind.« Drescher lächelte bitter. »Ich habe selbst drei Nichten und weiß, wie schwierig es sein kann, sie ihre Zimmer aufräumen zu lassen, geschweige denn, sie auf riskante Aufgaben anzusetzen.«
    »Die Altersspanne liegt zwischen dreizehn und sechzehn Jahren.« Adebach erwiderte das Lächeln nicht. »Und sie werden in den nächsten Jahren noch nicht im Feld eingesetzt werden. Vielleicht sollte ich Sie daran erinnern, Major Drescher, dass ich gegen die Nazis gekämpft habe, als ich genauso alt war wie diese jungen Frauen.«
    Nein, daran brauchst du mich nicht zu erinnern, dachte Drescher, denn du erzählst es mir jedes Mal, wenn es sich ir­gendwie ins Gespräch einflechten lässt.
    »Fünfzehn«, fuhr Adebach fort. »Ich war fünfzehn Jahre alt, als ich mich mit der Roten Armee durch die Straßen von Berlin vorkämpfte.«
    Drescher nickte und überlegte, was es bedeutet hatte, deut­sche Landsleute zu töten und dann beiseitezutreten, als zahl­lose deutsche Frauen von Adebachs Waffenbrüdern vergewal­tigt wurden. Oder vielleicht auch nicht beiseitezutreten. »Mit Verlaub, Genosse Oberst«, entgegnete er, »dies sind junge Mäd­chen. Und wir sprechen nicht vom Kampf. Von der Hitze des Gefechts.«
    »Haben Sie die Akte gelesen?«
    »Natürlich.«
    »Dann werden Sie wissen, dass wir diese zwölf Mädchen sehr sorgfältig ausgewählt haben. Sie alle erfüllen eine Reihe von klaren Kriterien. Jede dieser jungen Frauen hat überdurch­schnittliche sportliche und geistige Fähigkeiten, und alle wei­sen - aus dem einen oder anderen Grund - eine gewisse emo­tionale Bindungslosigkeit auf.«
    »Ja, das habe ich in der Akte gelesen. Aber die Bindungs­losigkeit rührt in den meisten Fällen von einem psychischen Trauma in der Vergangenheit her. Ich würde sagen, dass man sie als ... na ja, als gestört bezeichnen könnte. Es sind Problem­kinder.«
    »Keines der Mädchen ist geistesgestört.« Diesmal antwor­tete die ältere Frau. Drescher überraschte es nicht, dass sie einen russischen Akzent hatte. »Und sie sind auch keine wirklichen Soziopathinnen. Aber durch Erfahrung oder einfach durch Veranlagung sind sie emotional weniger ansprechbar als ihre Altersgenossinnen.«
    »Ich verstehe«, sagte Drescher. »Aber das allein ist doch wohl kaum eine Voraussetzung für das, was wir von ihnen er­warten. Ich meine ... Wie soll ich es formulieren ... Ich weiß, wir leben in einer Gesellschaft mit idealer Chancen- und Ge­schlechtergleichheit, aber es gibt keinen Zweifel daran, dass Männer ... aggressiver sind. Sie neigen eher zu Gewalt. Das Töten fällt ihnen leichter.«
    Adebach lächelte schief und stand auf. Er ging um den Tisch und stellte sich hinter die Frau. »Vielleicht sollte ich Sie mit­einander bekannt machen. Darf ich Ihnen Major Dr. Iwana Ljubimowa vorstellen? Sie ist uns von unseren sowjetischen Ge­nossen zugeteilt worden. Major Ljubimowa hat ebenfalls im Großen Vaterländischen Krieg gedient. Bei der Siebzigsten Schützendivision. Spezielle Waffenausbildung in Busuluk.«
    »Als Scharfschützin?«, fragte Drescher.
    »Dreiunddreißig nachgewiesene Tötungen«, erwiderte Lju­bimowa ausdruckslos.
    »Und nun sind Sie Militärärztin?«, hakte Drescher nach, der an dreiunddreißig deutsche Tote dachte.
    »Psychiaterin. Und nicht beim Militär.«
    »Aha.« Drescher wusste, dass die matronenhafte Russin nicht aus großer Entfernung hatte anreisen müssen: bloß aus Karlshorst, unmittelbar südlich von Lichtenberg. Dort lag die KGB-Zentrale.
    »Ich bin auf

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