Jane Blond 03 - Jane Blond greift nach den Sternen
erinnern, wie oft einige Feinde in der Vergangenheit schon versucht haben, sich aus taktischen Gründen mit dir anzufreunden.« Big Rosie hatte recht. Roan und Paulette hatten sich beide als Janeys Freunde ausgegeben, um dichter an sie heranzukommen. »Denk an die Achillesferse!«
Janey dachte die ganze Zeit darüber nach, während sie nach Hause fuhren. Big Rosie hatte sich einen Transporter der Putzfirma Blitzeblank von Janeys Mutter ›ausgeliehen‹. Janey hatte großes Vertrauen zu ihren Freunden. Aber es hatte auch lange gedauert, sie zu finden: Big Rosie, Zoff, Alex und seine Mutter (die entweder die Schulleiterin Claire Halliday war oder als Agentin mit dem Decknamen Halo agierte, je nachdem was gerade los war). Ihr neuester und allerbester Freund war jedoch ihr Vater: Boz Brilliance Brown alias Solomon Brown alias Abe Rownigan. Janey seufzte. Wo war er jetzt gerade? Und wann würde sie ihn Wiedersehen?
»Es dämmert bereits.« Big Rosie deutete auf den rosa Himmel, der die Stadt erhellte. »Wir haben gerade noch Zeit genug für die Rückverwandlung und ein letztes Abschlusstraining, bevor deine Mutter aufwacht.«
Janey nickte und unterdrückte ein Gähnen. Sie war ziemlich müde, doch wenn Big Rosie in solch einer Hochstimmung war, dann gab es kein Pardon. Außerdem musste sich Janey alle Mühe geben, um Big Rosie milde zu stimmen, denn sie hatte Janey vor Kurzem erst einen riesigen Fehler verziehen. Janey hatte aus Versehen fast die gesamte SPIon-Organisation verraten (Solomons Polywissenschaftliche Institution). Sie hatte ein klitzekleines Überbleibsel eines zerstörten LippenSPIfoda (eine Lippenaktivierte SPIon Fotodatenbank in der unscheinbaren Form eines ganz gewöhnlichen Lineals) bewahrt, jeden Abend einen zarten Kuss darauf gehaucht und sich vor dem Schlafengehen das darauf gespeicherte Bild ihres Vaters angeschaut. Leider hatte Kopernikus, der größte Feind der SPIon-Organisation, Janey beschattet und auch einen Blick auf das Bild erhaschen können. Damit hatte sie die Identität von Boz Brown preisgegeben und ihn gezwungen, wieder in den Untergrund abzutauchen. Außerdem war das Gedächtnis ihrer Mutter erneut gelöscht worden, damit sie sich möglichst wenig an ihren Ehemann erinnerte. Big Rosie war völlig außer sich vor Wut gewesen, dass Janey solch ein Fehler unterlaufen war. Aus diesem Grund musste Janey nun doppelt sorgfältig sein in dem was sie sagte und tat.
»In Ordnung«, antwortete sie zögerlich, während sie zusammen die Wendeltreppe zu Big Rosies SPIon-Labor hochgingen. »Aber nur eine Stunde. Dann muss ich unbedingt noch mein Zimmer aufräumen. Ich hätte das eigentlich schon gestern Abend erledigen sollen.«
Big Rosie verzog das Gesicht. »Aufräumen? Pfui. Also, glaube nicht, dass ich dir dabei helfe! Obwohl ... lass mich nachdenken. Eigentlich wäre es DIE Gelegenheit, dein Zimmer gegen Spionage-Angriffe fremder Agenten zu sichern. Los, Jenny-Penny! Lass uns aufräumen!«
Die nächste Dreiviertelstunde verbrachte Janey damit, herumliegende Bücher im Regal zu verstauen, den Teppich zu saugen, den Spiegel zu putzen und alle ihre Agentenwerkzeuge in der Kiste unter ihrem Bett zu verstecken. Schließlich wandte sie sich wieder ihrem SPIT zu. »Big Rosie, was hat das hier eigentlich mit SPIonage zu tun? Und warum sitzt du dort nur herum und schaust mir zu?«
»Du hast etwas übersehen.« Big Rosie schleckte den Puderzucker eines Berliners von ihrem Finger. »Außerdem sitze ich nicht, sondern ich ›SPItte‹! Unsere Fallen können wir nur auslegen, wenn wir genau wissen, wo sich alle Gegenstände befinden, und wenn alles blitzeblank sauber ist. So wie jetzt, das genügt uns.« Sie sprang vom Bett. »Und nun kümmern wir uns noch einmal um deinen Spiegel.«
Sie standen beide vor Janeys Kommode. Big Rosie benetzte einen Finger mit Speichel und zeichnete dann eine kurze Linie auf das Spiegelglas.
»Hey, den hab ich gerade eben erst poliert!«, protestierte Janey.
»Schau zu und lerne etwas, Jenny-Penny.«
Die Spur aus Spucke war verschwunden. Janey sah sich den Spiegel an und zuckte mit den Schultern. Was sollte das beweisen? Doch dann beugte Big Rosie sich leicht nach vorne und hauchte den Spiegel an. Die ganze Glasfläche beschlug, doch quer durch die Mitte verlief die kurze Linie, die Big Rosie zuvor gezeichnet hatte.
»Siehst du?« Big Rosie trat einen Schritt zurück, bis die Sicht wieder klar war, und demonstrierte den Trick noch einmal.
»Okay, das hab ich jetzt
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