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Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Titel: Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Brontë
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dämonisches Lachen – leise, unterdrückt und tief – welches, wie es schien, durch das Schlüsselloch meiner Zimmertür drang. Das Kopfende meines Bettes stand nahe an der Tür, und im ersten Augenblick glaubte ich, dass dieser teuflische Lacher neben meinem Bett stehe oder vielmehrauf meinem Kopfpolster krieche. Ich sprang auf, blickte umher und konnte nichts sehen. Als ich noch ins Dunkel starrte, wiederholte sich der übernatürliche Laut. Ich wusste nun, dass er von der anderen Seite der Tür kam. Einem Impuls folgend, sprang ich auf und schob den Riegel vor, als Nächstes rief ich wiederum: »Wer ist da?«
    Ich hörte ein Gurgeln und Stöhnen. Nicht lange danach vernahm ich leise Schritte, die sich über die Galerie in Richtung der Treppe zum dritten Stockwerk zurückzogen, vor welcher erst kürzlich eine verschließbare Tür angebracht worden war. Diese Tür wurde deutlich hörbar geöffnet und wieder geschlossen. Dann war alles still.
    ›War das Grace Poole? Und ist sie vom Teufel besessen?‹, dachte ich. Jetzt war es unmöglich, länger allein zu bleiben, ich musste zu Mrs. Fairfax gehen. Eilig warf ich mir Kleid und Schal über, mit zitternder Hand zog ich den Riegel zurück und öffnete die Tür. Draußen stand auf dem Teppich, welcher in der Galerie lag, eine brennende Kerze. Dieser Umstand setzte mich in Erstaunen, aber noch erstaunter war ich zu bemerken, dass die Luft ganz trübe war, wie mit Rauch angefüllt, und während ich nach links und rechts blickte, um zu sehen, woher die blauen, sich kräuselnden Wolken kamen, machte sich schon ein starker Brandgeruch bemerkbar.
    Etwas knarrte – es war eine halb geöffnete Tür. Diese Tür führte zu Mr. Rochesters Zimmer, und von dort kamen jetzt auch dichte, schwere Rauchwolken. Ich dachte nicht mehr an Mrs. Fairfax, ich dachte nicht mehr an Grace Poole oder an das Lachen – in einem Augenblick stand ich in seinem Gemach. Rund um das Bett züngelten Flammen empor, die Vorhänge brannten lichterloh. Inmitten dieses Feuers und Rauches lag Mr. Rochester bewegungslos ausgestreckt; tiefer Schlaf hielt ihn umfangen.
    »Wachen Sie auf! Wachen Sie auf!«, schrie ich. Ich schüttelte ihn, aber er murmelte nur etwas Unverständliches unddrehte sich um: Der Rauch hatte ihn bereits betäubt. Es war kein Augenblick zu verlieren, die Betttücher fingen bereits Feuer. Ich stürzte an die Waschschüssel und an den Wasserkrug; zum Glück waren diese groß und tief und mit Wasser angefüllt. Ich hob sie auf, überflutete das Bett und den darin Liegenden, flog zurück in mein eigenes Zimmer, brachte meinen Wasserkrug und begoss das Lager von Neuem, und mit Gottes Hilfe gelang es mir, die Flammen zu löschen, welche es verzehrten.
    Das Zischen des verlöschenden Elements, das Zerbrechen des Kruges, den ich aus der Hand schleuderte, als er geleert war, und vor allem das Wasser, welches ich so reichlich über ihm ausgegossen hatte, weckten Mr. Rochester endlich. Obgleich es jetzt dunkel war, wusste ich, dass er erwachte, denn ich hörte ihn seltsame Flüche murmeln, als er sich in einer Wasserlache liegend fand.
    »Ist das eine Überschwemmung?«, schrie er.
    »Nein, Sir«, entgegnete ich, »aber es war ein Feuer. Stehen Sie auf, ich flehe Sie an, Sie sind gänzlich durchnässt. Ich werde ein Licht holen.«
    »Im Namen aller Elfen der Christenheit, ist das Jane Eyre?«, fragte er. »Was haben Sie mit mir gemacht, Sie Hexe, Sie Zauberin? Wer ist noch außer Ihnen im Zimmer? Haben Sie sich vorgenommen, mich zu ertränken?«
    »Ich werde Ihnen ein Licht holen, Sir. Und stehen Sie auf, um Gottes willen! Irgendjemand hatte böse Absichten; Sie können nicht früh genug untersuchen, wer oder was es ist!«
    »So, jetzt bin ich auf, aber es geht auf Ihre eigene Gefahr, wenn Sie jetzt ein Licht holen. Warten Sie noch eine Weile, bis ich in trockene Kleider komme, wenn es deren hier überhaupt noch welche gibt – ja, hier ist mein Schlafrock, jetzt eilen Sie!«
    Und ich eilte. Ich brachte das Licht, welches noch in der Galerie stand. Er nahm es mir aus der Hand, hielt es in die Höhe und betrachtete das Bett, welches ganz schwarz undversengt war. Die Betttücher waren durchnässt, der Teppich ringsum stand unter Wasser.
    »Was ist das? Und wer hat das getan?«, fragte er.
    Ich erzählte ihm kurz, was ich bemerkt hatte, das seltsame Lachen in der Galerie, die leisen Schritte, welche in das dritte Stockwerk emporstiegen, der Rauch, der Brandgeruch, welcher mich an seine Tür

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