Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall
ich mich: Warum ich?« Jane Goodall im Film »Jane´s Journey«
Janes Auftrag lautete, in Gombe Schimpansen zu beobachten, aber wie gesagt: Anfangs wusste sie rein gar nichts über diese Art von Menschenaffen. Und ebenso wenig wusste sie, wie sie an diese Aufgabe herangehen sollte. Es war von Louis Leakey schon verrückt genug, ein junges Mädchen ohne jede wissenschaftliche Ausbildung mitten in den Dschungel zu schicken, wo tausend Gefahren lauerten. Aber dann sollte sie auch noch täglich allein losziehen, um irgendwann zufällig auf Schimpansen zu treffen, deren Reaktion sie in keiner Weise abschätzen konnte. Sie machte das Beste aus der Sache, konzentrierte sich auf ihren Job und versuchte, irgendetwas Spannendes über Schimpansen herauszufinden, bevor das Geld ausging. Denn Louis Leakey hatte für sein Forschungsprojekt nur eine Summe auftreiben können, die für das Nötigste an Ausrüstung und für einen Aufenthalt von sechs Monaten reichte.
Natürlich hatte Jane Angst, wenn sie weit von dem kleinen Zeltlager entfernt allein im Dschungel unterwegs war. Leoparden konnten gefährlich werden, und oftmals merkte sie an dem intensiven Katzengeruch, dass einer in der Nähe umherstrich. Sie beruhigte sich dann selbst mit dem Wissen, dass Angst den Adrenalinspiegel im Blut steigert und man dadurch schneller fliehen kann. Außerdem redete sie sich ein, dass sie schließlich einen Job zu erledigen habe und ihr schon allein deswegen nichts passieren werde, wenn sie nur vorsichtig wäre – alles Gedanken, die ihr bei näherer Betrachtung selbst lächerlich vorkamen.
Auf der anderen Seite war ihr Traum, den sie schon als Kind geträumt hatte, endlich in Erfüllung gegangen: Sie war in Afrika, und ihre Empfindungen und ihre Freude darüber drückte sie in einem Brief an die Daheimgebliebenen in England aus:
Sie fand es spannend, das Gebiet, in dem die Schimpansen vermutet wurden, zu durchstreifen, und mit der Zeit lernte sie, Spuren ihrer Anwesenheit in der Vegetation zu entdecken. Aber noch spannender war für sie das Bewusstsein, dass dies niemand vor ihr getan hatte. Und eines Tages, nach Wochen der ergebnislosen Suche, sah sie tatsächlich zum ersten Mal eine Gruppe Schimpansen. Sie waren weit weg und flohen sofort, als sie den Eindringling bemerkten. Mit viel Geduld schaffte sie es nach und nach, immer näher an die Schimpansen heranzukommen. Irgendwann hatten sie sich an den seltsamen »weißen Affen « in ihrem Gebiet soweit gewöhnt, dass sie sich nicht mehr vor ihr fürchteten, bei manchen von ihnen wandelte sich die anfängliche Angst allerdings in Aggression um. Sie versuchten, sie zu vertreiben, indem sie über ihrem Kopf wie wild an den Ästen rüttelten, und einer schlug ihr sogar auf den Kopf und stieß einen wütenden Schrei aus. Aber sie lernte, damit umzugehen. Sobald sie bei ihren täglichen Ausflügen auf eine Gruppe stieß und aggressives Verhalten spürte, versuchte sie, so unbeteiligt wie möglich zu wirken. Sie sah den Schimpansen nicht in die Augen, denn direkter Blickkontakt hätte vielleicht als Kampfbereitschaft aufgefasst werden können. Vielmehr hockte sie sich dann auf den Boden und tat so, als sei sie damit beschäftigt, ein Loch zu graben oder Blätter zu essen. Und damit tat sie genau das Richtige, denn die Schimpansen beruhigten sich wieder.
Es dauerte Monate, aber auf diese Weise gewann sie immer mehr das Vertrauen der Schimpansen. Unerwartet bekam sie dabei Hilfe von einem von ihnen, dem sie wegen seines schönen grauen Bartes den Namen »David Greybeard« gegeben hatte. Anders als die übrigen Mitglieder seiner Gruppe hatte David, ein erwachsenes Männchen, weniger Angst vor ihr, er zeigte ihr gegenüber auch keinerlei Aggression. Wenn die anderen unruhig wurden und sich zur Flucht wenden wollten, blieb er gelassen sitzen, und das beeinflusste allmählich die übrigen Schimpansen. So schaffte es Jane schließlich, sich unbehelligt mitten unter ihnen aufzuhalten und ihre Beobachtungen zu machen. Sie war überrascht, wie zärtlich und liebevoll die Schimpansenmütter mit ihren Jungen umgingen, wie fröhlich sie mit ihnen spielten und wie viel Spaß sie mit ihnen hatten. Und sie stellte fest, wie positiv sich eine gute Mutterschaft auf die Zukunft des Nachwuchses auswirkt und wie sehr sie dazu beiträgt, dass aus einem jungen Schimpansen später einmal ein selbstbewusstes und nützliches Mitglied der Gemeinschaft wird.
»Ich dachte: Wenn ich ein Baby bekomme, werde ich auch Spaß
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