Jared King - der Unternehmer
kramte in ihrer silberfarbenen Handtasche. “Ich habe dir Nathans Geschenk mitgebracht.” Sie zog ein purpurfarbenes Samtkästchen hervor und legte es auf den Frisiertisch.
Sam blickte es ungläubig an. Noch nie hatte ihr jemand Schmuck geschenkt. Ein neues Pferd, einen neuen Sattel, ein Motorrad, Flugstunden … alles, was sie sich bislang zum Geburtstag oder auch sonst gewünscht hatte, war auf das gerichtet gewesen, wie sie ihr Leben gestalten wollte, und nicht auf die Betonung ihrer Weiblichkeit. “Das war doch nicht nötig”, protestierte sie schwach.
“Es ist Tradition, dass der Bräutigam der Brautjungfer seiner Braut auf diese Weise dankt”, erklärte Elizabeth ihr sanft.
“Nun, ich war ja noch nie Brautjungfer …”. Etwas nervös öffnete sie das Kästchen. Hoffentlich hatte Nathan nicht zu viel Geld für sie ausgegeben. Der Anblick eines wunderschönen Perlenanhängers an einer feinen Goldkette und der dazu passenden Perlenohrringe raubte ihr den Atem. “Das kann ich nicht annehmen!”
“Unsinn! Es passt perfekt zu deinem Kleid.” Elizabeth nahm das zarte Collier aus dem Kästchen und hängte es Sam um.
“Aber meine Ohren sind doch gar nicht durchstochen!”
“Es sind Klipps”, antwortete Elizabeth sofort. “Speziell für dich angefertigt. Leg sie an, Sam. Ich möchte sehen, wie es wirkt.”
Sam erkannte, dass jeder Widerspruch zwecklos war, da Elizabeth das Ensemble vermutlich selber ausgesucht hatte. Also befestigte sie sich mit zittrigen Fingern die Klipps an ihren zierlichen Ohren und versuchte nicht daran zu denken, dass diese wunderschönen Perlen normalerweise ein Vermögen gekostet hätten. Natürlich war das für die Kings etwas anderes, denn sie besaßen neben der riesigen Rinderfarm, die Nathan leitete, und Tommys lukrativen geschäftlichen Unternehmungen auch eine Perlenzucht in Broome, von Elizabeths Seite her, und beträchtliche Anteile an Gold- und Diamantminen, um die sich Jared, der jüngste der drei King-Brüder, kümmerte.
Der Reichtum der Kings hatte Sam nie besonders gekümmert … bis heute. Sie hatte sich ihren Unterhalt auf “King’s Eden” immer verdient, zuerst mit ihrer Arbeit auf der Rinderfarm und in den letzten Jahren als Pilotin für Tommys Ferienpark. Aber natürlich konnte sie das Geschenk des Bräutigams, das er ihr als Erinnerung an ihre Rolle auf seiner Hochzeit überreichen ließ, nicht ablehnen.
“Perfekt!” Elizabeth begutachtete sie zufrieden. “Du hast hübsche kleine Ohren und solltest sie wirklich öfter zeigen.”
“Koboldohren”, wehrte Sam ab. Damit hatte man sie schon in der Schule immer geneckt. “Diese wunderschönen Ohrringe werden mich bis heute Abend vermutlich umbringen.”
“Aber sie schmeicheln deinem zarten Gesicht und deinem schlanken Hals. Lass sie unbedingt an. Du siehst hinreißend aus … strahlend und verführerisch.”
Zwar hätte Sam sich nie mit solchen Worten beschrieben, doch sie musste zugeben, dass der schimmernde Perlenschmuck ihrem Outfit einen ganz besonderen Glanz verlieh.
“Die Kosmetikerin sollte in zehn Minuten bei Miranda fertig sein”, sagte Elizabeth mit einem Blick auf die Uhr. “Am besten gehst du dann zu ihr und hilfst ihr mit dem Kleid und dem Schleier. Ich werde jetzt nach Nathan und Tommy sehen und mich vergewissern, dass sie den Zeitplan einhalten.”
Sie war schon an der Tür, als Sam rasch sagte: “Vielen Dank, Elizabeth, für … alles.”
Elizabeth King sah Sam noch einmal eindringlich an. “Versprich mir …” Sie zögerte und besann sich anders. “Ach, das wäre wohl zu viel verlangt.”
“Bitte …”
“Nimm es bitte nicht persönlich.” Elizabeth King seufzte. “Glaub mir, ich meine es wirklich nur gut. Aber niemand hat Freude an dem ständigen Gezänk zwischen dir und Tommy. Er zieht dich auf, und du beißt sofort an. Du ziehst ihn auf, und er beißt sofort an. Meinst du, du könntest das heute, an Nathans Hochzeit, einmal sein lassen? Ich weiß, es ist dir zur Gewohnheit geworden, aber es ist kindisch …” Sie schüttelte entschuldigend den Kopf und lächelte Sam dann beschwörend an. “Die elegante Frau, die ich hier vor mir sehe, muss mit niemandem konkurrieren. Lass dich von diesem Gedanken tragen, Sam. Gewinne Respekt … einfach dafür, dass du eine Frau bist.”
Kindisch … Dieser Vorwurf ließ Sam nicht los, nachdem Elizabeth King gegangen war. Diese kleinen Wortgeplänkel zwischen Tommy und ihr hatten begonnen, als sie beide noch Teenager gewesen
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