Jeans und große Klappe
durchgebrochen!« Wir sahen unsere Championissima verständnislos an.
»Zehn Minuten vor dem Start entdeckte Herr Haßberg, daß wir überhaupt keine Staffelstäbe hatten, und diese Knalltüten in Eibingen, wo der ganze Zirkus stattfand, hatten auch keine. Da haben die uns doch tatsächlich in den Wald geschickt, damit wir Stöckchen suchen. Wir haben ja auch welche gefunden, aber beim ersten Wechsel ist das Ding durchgebrochen, und als ich den Rest kriegte, war er bloß noch zehn Zentimeter lang. Da habe ich natürlich nicht richtig zufassen können. Außerdem war da noch so ein bißchen Rinde dran, und damit bin ich an Ilonas Armband hängengeblieben. Als wir uns endlich auseinandergeheddert hatten, war der Vorsprung natürlich im Eimer. Vorletzte sind wir geworden!«
Stefanie reichte ihre Kündigung ein, zog sie aber wieder zurück, nachdem Herr Haßberg sie davon überzeugt hatte, daß ihre Talente ohnehin auf einem anderen Gebiet lägen. Sie sei doch geradezu prädestiniert für den Kraftsport, als da wären Kugelstoßen, Diskusund Speerwurf.
Stefanie ließ sich umstimmen. Außerdem schwärmte sie immer noch für Herrn Haßberg.
»Wenn er mir zum Trainieren nicht eine Zaunlatte in die Hand drückt, kann ich's ja mal versuchen.«
Sven äußerte Bedenken. »Hast du dir im Fernsehen mal die Walküren angesehen, die immer zum Kugelstoßen antreten? Das sind doch wandelnde Fleischberge. Möchtest du in zwei Jahren auch wie so ein Nilpferd durch die Gegend stampfen?«
Steffi ließ sich nicht beirren. Sie räumte ihre Spikes in den Keller und besorgte sich im Gemüseladen Gewichte, die nicht mehr den Anforderungen des Eichamtes entsprochen hatten und nur noch in einer Ecke herumstanden. Wenn wir jetzt wieder einmal das Gefühl hatten, ein Elefant habe sich versehentlich in das Obergeschoß unseres Hauses verirrt, wußten wir, daß Steffi ihr tägliches Krafttraining aufgenommen hatte.
An einem Sonntagmorgen, als die Familie beim reichlich verspäteten Frühstück saß, betrat Stefanie das Zimmer. Sie kam zwar regelmäßig als letzte, aber niemals im Trainingsanzug und schon gar nicht mit unnatürlich gerötetem Gesicht und deutlich sichtbaren Schweißperlen.
»Wo kommst du denn her?« erkundigte sich Sven mäßig interessiert und köpfte genüßlich ein Ei. »Während ihr hier herumhängt, habe ich schon einen Waldlauf hinter mir. Und jetzt gib sofort das Ei her, das ist meins!«
»Ich dachte, du kommst heute mal wieder nicht zum Frühstück«, erklärte Sven bedauernd.
»Von wegen! Ich habe einen Mordshunger. Aber erst muß ich duschen. Bin wie aus dem Wasser gezogen.«
Während Stefanie eine Viertelstunde später sehr ausgiebig und keineswegs kalorienbewußt frühstückte, versuchte sie, ihre desinteressierten Tischgenossen für den Frühsport zu begeistern.
»Ihr könntet auch ruhig mal etwas für eure Gesundheit tun! Mir sind haufenweise Leute begegnet, die sich auf dem Trimmpfad abgestrampelt haben, und eine ganze Menge waren älter als du.« Damit sah sie ihren Vater herausfordernd an. Der zeigte sich nicht im mindesten beeindruckt.
»Na und? Soll ich deshalb auch über Baumstämme hüpfen? Such dir einen anderen Dummen.«
Sven hatte nur ein mitleidiges Lächeln übrig, als seine Schwester ihn als künftigen Trainingspartner anheuern wollte, und Sascha fragte besorgt: »Sag mal, tickst du nicht ganz richtig?«
Immerhin bekundeten die Zwillinge eine gewisse Bereitschaft, am sonntäglichen Waldlauf teilzunehmen, vorausgesetzt, sein Start würde um zwei Stunden verlegt werden.
»Dann brauchen wir wenigstens nicht mehr den Frühstückstisch zu decken«, versuchte Nicole ihrem Zwilling die ungewohnte Freizeitgestaltung schmackhaft zu machen.
»Den haben wir in zehn Minuten fertig, aber was glaubst du, wie lange so ein Waldlauf dauert?« gab Katja zurück. Trotzdem erklärte sie sich zum Mitkommen bereit.
Am nächsten Sonntag regnete es, weshalb das ganze Unternehmen erst einmal verschoben wurde. Aber acht Tage später starteten die drei Gesundheitsapostel planmäßig um neun Uhr und entfernten sich in zügigem Dauerlauf Richtung Wald.
Eine halbe Stunde später war Katja wieder da.
»Steffi spinnt doch! Als ich mich mal ausruhen wollte, hat sie mir einfach einen Tritt in den Hintern gegeben und gesagt, ich sei ein Schwächling. Und Himbeeren durfte ich auch nicht pflücken. Die hat doch 'ne Meise.«
Nicki hielt zwar bis zum Schluß durch, verbrachte aber den Rest des Tages im Liegen überwiegend
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