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Jeans und große Klappe

Jeans und große Klappe

Titel: Jeans und große Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Nicki wieder auf ihren noch etwas wackligen Beinen.
    Sascha war als einziger verschont geblieben. Vermutlich deshalb, weil er sich meistens außer Haus aufgehalten hatte und nur zum Schlafen und Essen aufgetaucht war, und selbst das nicht immer; Manfred hatte bereitwillig Couch und Schlafsack zur Verfügung gestellt.
    Mit ärztlicher Genehmigung hob ich die Quarantäne auf, entließ die Genesenden in ihre diversen Schulen und atmete auf.
    Zwei Tage später war Sascha gesprenkelt! Immerhin hatte er den Vorzug, Besucher empfangen zu dürfen, denn innerhalb der Familie konnte nichts mehr passieren, und seine Freunde hatten die Masern bereits in einem angemesseneren Alter hinter sich gebracht.
    Constanze machte auch einen Krankenbesuch und wurde von dem Patienten höchst ungnädig empfangen. Mißtrauisch betrachtete er den Asternstrauß. »Was soll ich mit dem Grünzeug? Die Leichenfrau hat gesagt, ich werd' schon wieder.«
    Übrigens erholte er sich am schnellsten von allen Kindern, und endlich kam der Tag, an dem auch er wieder zur Schule marschieren konnte. Die Seuchenstation wurde endgültig geschlossen.
    Vielleicht sollte ich noch erwähnen, daß ich in der darauffolgenden Woche auf meinen Armen kleine rote Pünktchen entdeckte. Das sofortige Ferngespräch mit meiner Mutter informierte mich, daß ich während meiner Kindheit zwar Windpocken, Mumps und Keuchhusten gehabt hatte, von den Masern jedoch verschont geblieben war!

6
    Seit über vier Jahren wohnten wir nun schon in Bad Randersau und fühlten uns mit einiger Berechtigung als Einheimische. Wir hatten die feierliche Verleihung jener Rechte miterlebt, die aus dem Dorf Bad Randersau die Stadt Bad Randersau gemacht hatten. Genau wie alle anderen hatten wir das Wasser aus unseren Kellern gepumpt, als seinerzeit Teile des Mühlbachs kanalisiert und zwei wichtige Ablaufrohre nicht geschlossen worden waren. Wir hatten in dem heißen Sommer vor drei Jahren weisungsgemäß die Birken in unserer Straße bewässert und die asphaltierten Wege nicht mit spitzen Absätzen betreten. Und nun bekleidete ich sogar ein Ehrenamt.
    Anläßlich eines Elternabends in der Grundschule hatte ich mich darüber beschwert, daß ständig die im Flur abgestellten Regenschirme verschwänden und nie wieder auftauchten. Als Abhilfe schlug ich vor, die transportablen Schirmständer doch ins Klassenzimmer zu stellen, wo man sie auch während der Pausen unter Kontrolle habe. Daraufhin bescheinigten mir die dankbaren Anwesenden Organisationstalent sowie Redegewandtheit und wählten mich in den Elternbeirat.
    Nur zu einer Mitgliedschaft im Turnverein konnte ich mich bisher nicht bereitfinden, obwohl Frau Keks sich seit Monaten bemühte, mich von den Vorteilen der wöchentlichen Gymnastikstunden zu überzeugen.
    In unserer Familie ist Stefanie das einzige Mitglied mit sportlichen Ambitionen. Wir anderen haben keine. Rolf begrüßt aber jede Art von Körperertüchtigung, vorausgesetzt, andere führen sie aus, und mir geht es so ähnlich. Früher habe ich mal Tennis gespielt, jetzt spiele ich allenfalls Pingpong. Sven ist total erledigt, wenn er im Freibad einmal quer durchs Becken geschwommen ist, und Saschas sportlicher Ehrgeiz erschöpft sich im Aufziehen seiner Armbanduhr. Die Zwillinge haben es eine Zeitlang mit Leichtathletik versucht, kapitulierten aber bald, weil immer gerade dann Training angesetzt war, wenn sie zum Schwimmen gehen wollten.
    »Das ist schließlich auch Sport!« erklärte Katja, während sie statt der Turnschuhe ihren Badeanzug einpackte. »Außerdem ist das gar nicht gesund, bei dieser Hitze über die Aschenbahn zu rennen. Oder soll ich mir vielleicht einen Sonnenstich holen?«.
    Stefanie hatte für derartige Ausreden nur ein mitleidiges Lächeln übrig. »Schlappschwänze! Nehmt euch an mir ein Beispiel, ich bin bei jedem Wetter auf dem Sportplatz.«
    »Ja, aber auch bloß so lange, bis du wieder vier Wochen lang mit Gips herumläufst. Nee danke, mir sind meine heilen Knochen lieber.«
    Katjas dezenter Hinweis auf gelegentliche Betriebsunfälle war durchaus berechtigt. Stefanies sportlicher Ehrgeiz steht in umgekehrtem Verhältnis zu ihren Fähigkeiten, und bisher hat sie noch keine Disziplin gefunden, bei der nicht irgendwelche Gliedmaßen in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Sascha hat ihr kürzlich empfohlen, es mal mit Minigolf zu versuchen.
    Angefangen hatte Steffis sportliche Laufbahn mit dem Reiten. Wir wohnten noch nicht lange in Bad Randersau, als Stefanie auch

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