Jeans und große Klappe
hier los ist.«
Angelas Mutter bekundete sofortige Hilfsbereitschaft und bot Asyl an sowie tatkräftige Unterstützung durch ihren Mann, der nicht nur einen Meter neunzig groß, sondern darüber hinaus auch noch aktiver Sportler sei.
»Ich glaube, das wird nicht nötig sein. Hier ist jetzt alles ruhig, und in spätestens einer halben Stunde müßte der Wagen kommen.«
Er kam schon früher. Mit ihm kamen drei Männer, die wie Buchhalter aussahen, weder eine Zwangsjacke noch eine gezückte Injektionsspritze mitbrachten und es bereits nach fünf Minuten schafften, daß Uschi die Tür öffnete und das Messer herausgab. Sie ließ sich sogar davon überzeugen, daß man sie ja nur zur längst fälligen Kontrolluntersuchung bringen und morgen wieder zurückfahren werde.
Beim Abschied entschuldigte sie sich etwas beschämt. »Ich glaube, vorhin habe ich mich ziemlich albern benommen. Wenn ich nur wüßte, was ich mir dabei gedacht habe.«
Das wußte ich auch nicht, aber auf eine Wiederholung war ich nicht gerade erpicht und deshalb sogar froh, als mir der Arzt am nächsten Tag mitteilte, daß man Uschi vorläufig nicht zurückschicken könnte. »Sie muß schon seit geraumer Zeit keine Medikamente mehr genommen haben, denn anders ist dieser plötzliche Abbau nicht zu erklären.«
»Ich habe mich aber ganz genau an Ihre Anweisungen gehalten«, versicherte ich ihm etwas pikiert.
»Das bezweifle ich ja gar nicht, aber manche Patienten entwickeln Fähigkeiten, die jedem Taschenspieler zur Ehre gereichen würden. Sie lassen die Pillen einfach verschwinden, ohne daß man auch nur das geringste bemerkt.«
Rolf quittierte das dramatische Ende von Uschis Zwischenspiel mit typisch männlicher Überheblichkeit.
»Du hättest sie mit mehr psychologischem Einfühlungsvermögen behandeln müssen. Wenn ich zu Hause war, ist doch niemals etwas vorgefallen.«
»Ach nein? Und wie erklärst du dir ihr übertriebenes Schlafbedürfnis?«
Der Psychologe grinste süffisant. »Du warst doch auch mal fünfundzwanzig.«
»Allerdings. Und damals habe ich treu und brav jeden Morgen um neun in der Redaktion gesessen und auf meinen Chef gewartet, der bekanntlich selten vor elf erschienen ist.«
»Seid ihr denn da noch nicht liiert gewesen?« forschte Sven.
»Nein. Außerdem geht dich das überhaupt nichts an!« Gegen derartige Anspielungen bin ich allergisch.
»Also weißte, an den Klapperstorch glaube ich schon seit ein paar Wochen nicht mehr, und ich nehme doch an, du auch nicht«, meinte der Herr Sohn, bevor er in Deckung ging und schleunigst die Tür hinter sich zuwarf. Das Feuerzeug knallte gegen die Füllung und fiel scheppernd zu Boden.
»Sag mal, wie findest du das?« wollte ich von Rolf wissen.
»Völlig in Ordnung. Seine berechtigten Zweifel beweisen mir, daß der Bengel wenigstens rechnen kann. Schließlich kennt er sein Geburtsdatum und unseren Hochzeitstag.«
Eins zu null für den Nachwuchs!
Nun saßen wir mal wieder auf dem trocknen. Andererseits kann man von einem Vierzehnjährigen und einem Zwölfjährigen (»Ich bin zwölfdreiviertel!«) schon ein gewisses Verständnis und ein angemessenes Quantum an Mitarbeit erwarten. Zu berücksichtigen war allerdings, daß es sich bei diesen Knaben um Teenager handelte, und deren Reaktionen lassen sich nie berechnen. Mutter Natur sorgt immerhin vor. Sie läßt uns ein Dutzend Jahre Zeit, unsere Kinder lieben zu lernen, bevor sie in die Flegeljahre kommen. Es gibt aber Tage, an denen es schwerfällt, mit Kindern vernünftig zu reden Montag bis einschließlich Sonntag.
Ich versuchte es trotzdem. »Würdet ihr es als unzumutbar empfinden, euch in bescheidenem Umfang an den Hausarbeiten zu beteiligen, sofern es sich nicht um typisch weibliche Tätigkeiten handelt, wie Bügeln, Stopfen, Kochen und Brutpflege?«
»Du hast Saubermachen und Aufräumen vergessen!« reklamierte Sascha.
»Letzteres werdet ihr in Zukunft selber tun, jedenfalls in euren eigenen Zimmern. Mindestens einmal wöchentlich harkt ihr sie durch, und das Chaos in euren Schränken hört jetzt auch auf. Ordnung ist das halbe Leben! «
»Ich bin aber mehr für die andere Hälfte«, bemerkte Sven.
»Darüber hinaus werdet ihr künftig für geputzte Schuhe sorgen, alle zehn Tagen den Rasen schneiden, die Abfallbeseitigung übernehmen und mittags abtrocknen.«
»Das ist ja ein tagesfüllendes Programm. Wann sollen wir denn da noch Schularbeiten machen?«
»Dazu bleibt euch genügend Zeit, vor allem, wenn ihr sie zu Hause
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