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Jeans und große Klappe

Jeans und große Klappe

Titel: Jeans und große Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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vor dem Fernseher, behauptete, sie könne morgen auf keinen Fall zur Schule gehen, und verweigerte jede weitere Mitwirkung bei irgendwelchen sportlichen Unternehmungen.
    Stefanie gab nicht auf, und endlich kam ihr ein grandioser Einfall.
    »Wie wäre es denn, wenn du am nächsten Sonntag mitkommst?« erkundigte sie sich strahlend und musterte mich von oben bis unten. »Du könntest wirklich mal etwas für deine Figur tun!«
    »Wer? Ich? Wie komme ich denn dazu? Ich wiege 54 Kilo, habe Konfektionsgröße 40 und bin damit ganz zufrieden.«
    »Na ja, ich meine ja eigentlich auch nicht deine Figur, sondern mehr deine Gesundheit«, räumte Steffi ein. »Dafür solltest du wirklich mal etwas tun.«
    »Das werde ich auch. Nach dem Mittagessen lege ich mich zwei Stunden in die Sonne.«
    »Siehste! Genau das meine ich ja! Du hast viel zu wenig Bewegung. So ein kleiner Waldlauf wäre bestimmt das richtige.«
    Über Bewegungsmangel konnte ich eigentlich nicht klagen. Wenn man erst die Badewannen ausscheuert und anschließend die Wandkacheln abseift, ergibt das mindestens fünfzig Kniebeugen. Beim Fensterputzen streckt man sich nach oben, beim Fußbodenreinigen nach unten. Wäscheaufhängen läßt sich auch ohne weiteres in die Rubrik ›Gymnastik‹ einreihen. Ich sah also nicht die geringste Veranlassung zu weiterer körperlicher Betätigung.
    Rolf war anderer Meinung. »Eigentlich hat Steffi recht. Ein bißchen sportlicher Ausgleich wäre bestimmt gut für dich.«
    Die Knaben fanden das auch und erklärten sich mit seltener Einmütigkeit bereit, künftig für das sonntägliche Frühstück zu sorgen.
    Jetzt konnte mir nur noch einer helfen!
    »Bekanntlich soll man sich erst mit seinem Arzt beraten, bevor man auf seine alten Tage unangebrachten sportlichen Ehrgeiz entwickelt«, erklärte ich meiner Familie in der Hoffnung, das Thema nunmehr abschließen zu können.
    »Das ist eine gute Idee«, stimmte Rolf bereitwillig zu. »Du kannst mir dann auch gleich eine Überweisung für den Augenarzt mitbringen, ich brauche eine neue Sonnenbrille.«
    Vierzehn Tage lang zögerte ich den Arztbesuch hinaus, dann reklamierte Rolf seinen Krankenschein. »Heute wäre ich beinahe bei Rot über die Kreuzung gedonnert!«
    Unsere Hausärztin, sehr resolut und keineswegs das, was ältere Damen bei der wortreichen Schilderung ihrer diversen Leiden als Zuhörerin bevorzugen, prüfte Herztätigkeit und Blutdruck, stellte fest, daß ich die letzten Medikamente vor zwei Jahren benötigt hatte, als Steffi mir ihre abgelegte Grippe vererbt hatte, und äußerte keinerlei Bedenken gegen die geplanten Waldläufe.
    »Ich wollte, ich könnte auch die Energie dazu aufbringen, aber leider bin ich viel zu faul.«
    »Ich auch, aber Stefanie hat genug Energie für uns beide. Dabei hatte ich gehofft, Sie würden eine verrutschte Bandscheibe oder ein anderes nicht kontrollierbares Wehwehchen finden, das mich von den ehrgeizigen Plänen meiner Tochter befreit.«
    Leider erntete ich nur ein verständnisvolles Lächeln und war entlassen.
    »Ich habe ja gar keinen Trainingsanzug!« stellte ich aufatmend fest, als Steffi mich am nächsten Sonntag kurz nach acht Uhr aus dem Bett scheuchte.
    »Du kannst meinen haben, und wenn der nicht paßt, nimmst du den von Sven. Vorsichtshalber habe ich beide herausgelegt.«
    Ausnahmsweise hatte Steffi aber auch an alles gedacht.
    Svens Trainingsanzug war viel zu groß, der von Steffi etwas zu klein. Außerdem war er kanariengelb. »Hol mal Saschas Anzug.«
    »Den habe ich in der Schule gelassen«, brüllte mein Sohn ein Stockwerk höher.
    Also zwängte ich mich erst einmal in Steffis Hose, und wenn ich das Gummiband an der Fußsohle hochstecken würde, könnte sie mir bis knapp unter den Bauchnabel reichen. Allzuviel Bewegungsfreiheit würde ich allerdings nicht haben. Die Jacke endete kurz über der Taille, bei den Ärmeln fehlten auch ein paar Zentimeter. Egal, etwaige andere Freizeitsportler würden sich wohl mehr über meine mangelhafte Kondition als über meine mangelhafte Garderobe amüsieren.
    Den leicht ansteigenden Weg zum Wald hinauf bewältigten wir auf meinen ausdrücklichen Wunsch in einem gemäßigten Marschtempo, aber dann ging es los! Stefanie zeigte sich zwar gewillt, auf meine jahrelange sportliche Abstinenz Rücksicht zu nehmen, und legte ein ihrer Meinung nach mittleres Schneckentempo vor, aber ich hatte mehr den Eindruck, daß sie für die nächste Olympiade trainierte. Nach hundert Metern japste ich bereits nach

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