Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jeans und große Klappe

Jeans und große Klappe

Titel: Jeans und große Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
Luft, nach zweihundert keuchte ich wie ein überfetteter Mops, nach dreihundert Metern kapitulierte ich.
    »Wir haben doch noch gar nicht richtig angefangen«, beschwerte sich Steffi, »da drüben kommt die erste Übung.«
    Ich hatte gar nicht bemerkt, daß sie mich über den Trimmpfad hetzte und nun auch noch von mir erwartete, zehn Liegestütze und beim nächsten Haltepunkt fünf Klimmzüge zu machen.
    »Also, wenn ich schon die ganze Strecke entlangtraben muß, dann verschone mich wenigstens mit diesen Freiübungen. Du kannst dein Pensum ja erledigen, aber ich ruhe mich inzwischen aus.«
    Stefanie maulte, behauptete, meine Methode sei zwar bequemer, aber auch weniger gesundheitsfördernd, andererseits könne man von Damen gesetzteren Alters wohl auch nicht mehr verlangen! Diese Bemerkung schmeckte mir nun gar nicht, und so gab ich auch meinen Vorsatz, dies würde mein erster und letzter Waldlauf sein, zunächst einmal auf. Gewissenhaft trabte ich künftig jeden Sonntag durch die frische Waldluft, nunmehr in dezentes Dunkelblau gekleidet und in zunehmendem Maße auch bereit, mit geschlossenen Beinen über Baumstämme zu springen und mit geschulterten Holzbalken Rumpfbeugen zu veranstalten. Langsam bekam ich sogar Spaß an der Sache und erfreute mich einer zunehmenden Kondition. Trotzdem war ich nicht böse, wenn es sonntags mal regnete und der Frühsport ins Wasser fiel.
    Weniger erfreulich fand ich die Tatsache, daß sich mitunter die restliche Familie am Waldesrand einfand, die letzten dreihundert Meter mit Anfeuerungsrufen begleitete und prompt die Aufmerksamkeit sonntäglicher Spaziergänger auf uns lenkte. Ich verbat mir die Ovationen und forderte vermehrte Tätigkeit im Haushalt, speziell bei der Vorbereitung für ein angemessenes Frühstück, das engagierten Sportlern nach Absolvierung eines anderthalbstündigen Trainings letztlich zustände.
    Eines Morgens – wir waren gerade ein knappes Drittel des Trimmpfads entlanggestrampelt – hörten wir plötzlich eine blechern klingende Stimme: »Und eins und zwei und eins und zwei … gleichmäßiger laufen, tief durchatmen … und eins und zwei …«
    »Was ist denn das für ein Idiot?« Stefanie lehnte sich wartend gegen einen Baum. Ich lehnte mich daneben.
    »Und eins und zwei …«
    Um die Wegbiegung kam ein Radfahrer, vor dem Gesicht ein Megaphon, in das er munter hineintrötete: »Keine Müdigkeit vorschützen, meine Damen, und eins und zwei …«
    »Hau ab, du dämlicher Kerl! Was fällt dir überhaupt ein?«
    Steffi hatte Sascha bereits erkannt, als ich noch rätselte, ob wir von einem männlichen oder einem weiblichen Antreiber verfolgt würden.
    »Verschwinde sofort, oder ich gehe keinen Schritt weiter!« verlangte Steffi.
    »Dann wirst du wohl hier übernachten müssen«, sagte ihr Bruder ungerührt. »Meinst du etwa, ich habe den Bademeister umsonst weichgekocht, damit er mir seine Flüstertüte leiht? Also weiter jetzt, ich denke, du bist so konditionsstark. Nun zeig mal, was du drauf hast.«
    »Ich lasse mich doch von dir nicht zum Affen machen«, protestierte Stefanie.
    Mir war inzwischen eine Idee gekommen, und so flüsterte ich Stefanie leise zu: »Die nächste Abzweigung rechts rein und dann zum Waldsee runter!«
    Es fiel Sascha zum Glück nicht auf, daß wir den Trimmpfad verließen und in einen kleineren Waldweg einbogen. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, uns durch sein Megaphon anzubrüllen.
    Endlich hatten wir den Waldsee erreicht, einen grünlichen Tümpel, der entgegen Schillers Worten keineswegs zum Bade lud. Die Karpfen hätten das auch sehr übelgenommen.
    Über den See führt eine kleine Holzbrücke mit einem sehr rustikalen, aber nicht eben hohen Geländer.
    »Längere Pausen waren nicht eingeplant«, monierte unser Trainer, stieg aber trotzdem vom Rad, stülpte das Megaphon über den Sattel und gesellte sich zu uns, die wir schon auf der Brücke standen und in das modrige Wasser starrten.
    »Unter dem Steg sitzen die Fische in wahren Rudeln. Schade, daß ich keinen Bindfaden dabei habe«, bedauerte Sascha und lehnte sich weit über das Geländer. Ich blinzelte Stefanie zu, sie nickte verstehend, packte Saschas linkes Bein – ich nahm das rechte –, und eine Sekunde später landete unser ungebetener Begleiter mitten in der Entengrütze.
    »Schwimmen ist noch gesünder als Laufen«, rief Steffi ihrem im Wasser strampelnden Bruder zu, »vielleicht kannst du ein paar Fische mitbringen!«
    Den Heimweg legten wir wie auf Flügeln

Weitere Kostenlose Bücher