Jeder Kuss ein Treffer
mit meiner Arbeit immer vollkommen zufrieden.«
»Damals hast du ja auch noch nicht Tag und Nacht in der Kneipe gesessen.«
»Ich fange gleich mit dem Hof an«, sagte Erdle. »Machen Sie mir einfach eine Liste, was alles erledigt werden muss.« Er eilte nach draußen, noch ehe Annie etwas erwidern konnte.
»Das ist ja das reinste Irrenhaus«, sagte Wes zu Theenie, als sie ihm den Eisbeutel auf den Kopf legte.
Destiny schnaubte verächtlich. »Das ist noch gar nichts.«
Annie merkte, dass Wes Destiny von oben bis unten musterte. Kein Wunder. Eine Frau mit so viel Holz vor der Hütte lenkte die Aufmerksamkeit auf sich. Destinys lockender Blick blieb offenbar auch nicht unbemerkt, da Wes einen Mundwinkel leicht nach oben zog. Annie bedauerte, nicht noch heftiger ausgeholt zu haben. »Das hier ist kein Irrenhaus«, sagte sie. »Sie sind einfach nur zu einem ungünstigen Zeitpunkt aufgetaucht.«
»Annie steht unter großem Stress«, bestätigte Theenie, »und zwar aus gutem Grund.«
Annie biss die Zähne aufeinander. »Ich stehe nicht unter Stress.«
»Ich finde schon, dass sie gestresst aussieht«, sagte Destiny. »Dafür muss man nicht hellsehen können.«
»In zwei Wochen heiratet hier eine bekannte Person«, erklärte Theenie Wes Bridges. »Wir dürfen nicht sagen, wer es ist, weil die Presse es nicht herausfinden soll, aber der Mann ist berühmter als Donald Trump. Deshalb ist unsere Annie gespannter als ein Flitzebogen.«
»Ich bin
nicht
gestresst«, wiederholte Annie, nun lauter.
Theenie hob den Eisbeutel an und prüfte Wes‘ Kopf. »Oh, je, das sieht nicht gut aus. Ganz und gar nicht.«
»Zeig mal her!«, sagte Annie.
Wes hob die Hand, als wolle er sich vor ihr schützen. »Nur gucken, nichts anfassen!«
Mit einem Seufzer trat Annie näher an ihn heran und verzog das Gesicht, als sie die hässliche Beule sah. Die zweite auf der Stirn wurde auch immer größer.
»Ich glaube, es wäre besser, mit ihm zur Notaufnahme zu fahren.«
»Gute Idee«, sagte Wes. »Da kann ich direkt Anzeige erstatten wegen schwerer tätlicher Beleidigung.«
»Ich glaube nicht, dass Annie Sie wirklich schlagen wollte«, sagte Destiny.
Annie nickte zustimmend, auch wenn sie vermutete, dass es bei diesem Mann nicht viel nützte. Er war zwar das schönste Exemplar, das sie seit langem gesehen hatte, aber er war fest entschlossen, sie für ihr Versehen bluten zu lassen. Anstatt sich noch einmal bei ihm zu entschuldigen, was er, wie sie wusste, eh nicht annehmen würde, reckte sie das Kinn in die Luft. »Vielleicht überlegen Sie das nächste Mal etwas länger, ehe Sie sich in die Angelegenheiten fremder Menschen einmischen.« Wes runzelte die Stirn, antwortete aber nicht.
»Ich glaube, wir sollten Doc Holden rufen«, schlug Theenie vor. »Er weiß am besten, was zu tun ist. Er wohnt direkt nebenan«, erklärte sie Wes. »Der ist im Handumdrehen hier.«
Obwohl Wes protestierte, er brauche keinen Arzt, rief Annie den Nachbarn an.
Fünf Minuten später wurde die Hintertür von einem älteren weißhaarigen Mann aufgestoßen, der eine schwarze Arzttasche trug. Er sah sich um und entdeckte dann Wes. »Sie sind bestimmt der Patient.«
»Ich bevorzuge den Ausdruck
Opfer«
, gab Wes zurück und warf einen Blick in Annies Richtung.
»Was haben Sie gesagt?«
»Doc, vielleicht müssen Sie Ihr Hörgerät lauter stellen«, schlug Annie vor.
Dr. Holden warf Annie einen verstimmten Blick zu, während er an dem fleischfarbenen Gegenstand in seinem Ohr herumdrehte. »Du wirst auch noch mal alt, junge Dame.« Er schob seine Brille zurecht und nahm den Eisbeutel von Wes‘ Kopf. »Oh je, das sieht aber böse aus. Was ist passiert?«
»Eine Verrückte hat mir mit einem Nudelholz auf den Kopf geschlagen.«
»Das muss Annie gewesen sein«, riet der Arzt.
»Es war ein Versehen, Doc«, sagte Annie.
Theenie nickte. »Eigentlich wollte sie Erdle verprügeln.«
»Und woher stammt diese Beule auf Ihrer Stirn?«
»Das war auch ein Versehen«, sagte Annie.
Seufzend schaute der Arzt sie an. »Wie oft habe ich dich schon wegen deines Temperaments ermahnt?«
»Ich wollte überhaupt niemanden verprügeln.«
Plötzlich erblickte der Arzt Destiny. »Kennen wir uns nicht?«
Sie stellte sich vor. »Ich schreibe eine tägliche Rubrik in der Zeitung. Wahrscheinlich haben Sie dort schon mein Bild gesehen.«
»Sie ist die Heilige Göttin der Liebe«, erklärte Theenie. »Sie kann hellsehen.«
Wes seufzte. »Jetzt
weiß
ich, dass ich in einem
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