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Jeder Kuss ein Treffer

Jeder Kuss ein Treffer

Titel: Jeder Kuss ein Treffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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wunderte sich, dass er schon in voller Blüte stand. Entweder hatte er über Nacht ausgeschlagen, oder sie war zu beschäftigt gewesen, um seine Knospen zu bemerken. Der Mann neben ihr war eine andere Geschichte. Es war ihm gelungen, sich in ihr Leben, in ihr Bett und in ihren Kopf zu schmeicheln, trotz allem, was passiert war. Aber nicht nur das: Er hatte zu ihr gehalten. Obwohl alle Indizien gegen sie sprachen, war er die ganze Zeit von ihrer Unschuld überzeugt gewesen. Er wollte sie sogar heiraten, obgleich er wusste, dass sie zu Gefühlsausbrüchen neigte. Das musste Liebe sein.
    Manchmal wusste man einfach, dass es richtig war, dachte Annie. Vielleicht hatte sie es schon in dem Moment gewusst, als sie zum ersten Mal seine lächerliche Boxershorts erblickte.
    »Mai passt mir gut«, sagte sie.
    »Super.« Wes lächelte. »Ich kenne zufällig so ein Bed & Breakfast, wo man ganz wunderbar heiraten kann. Wir müssen nur jemanden finden, der die ganze Arbeit übernimmt.« Er zog Annie an sich und küsste sie.
    »Ich wüsste nicht, wo ich lieber heiraten würde«, sagte sie und lehnte sich gegen Wes. Seine Arme um ihre Taille fühlten sich gut an. Annie entdeckte Peaches, die schmollend auf dem Hof umherschlich und ihr böse Blicke zuwarf. Offenbar ahnte sie, dass ihr Frauchen immer noch sauer war wegen des Debakels mit Flohsack. Bestimmt fragte sie sich, ob sie deswegen eine Mahlzeit verpassen würde, dachte Annie.
    Die Katze lief hinüber zum Pfirsichbaum und erklomm den untersten Ast, gar keine leichte Aufgabe für ein elf Kilo schweres Tier. Dann ließ Peaches los und plumpste mit einem dumpfen Laut zu Böden. Sie überschlug sich mehrmals und blieb auf dem Rücken liegen, alle vier Beine in die Luft gestreckt. Der Kopf fiel zur Seite, die Zunge hing heraus.
    »Ich glaube, ich hole mir auch ein Stück von der Torte«, sagte Annie.
    »Ich bringe es dir.« Wes stand auf und ging hinein. Annie saß eine Weile da und genoss die Stille. Plötzlich erschauderte sie. Eine kalte Windbö fegte über sie hinweg. Sie bekam Gänsehaut an den Armen und ein Prickeln die Wirbelsäule hinunter. Außerhalb ihres Gesichtskreises bewegte sich etwas: Sie drehte sich um. Nichts. Annie spürte, dass ihr Blick zu einem der Ballsaalfenster hingezogen wurde. Die Vorhänge teilten sich, und Annie fühlte sich beobachtet. Es war ein Gefühl des Wissens, das sie schon viele Male empfunden hatte. Bloß war niemand da.

EPILOG
    »Bleib stehen, verdammt noch mal!«, rief Annie am nächsten Morgen Erdle nach, der die Hintertreppe hinunterflitzte.
    »Für einen nichtsnutzigen Säufer rennt er ganz schön schnell«, sagte Theenie. Erdle duckte sich hinter eine der großen Eichen. »Ihr zwingt mich nicht, noch mehr von diesem ekligen Zeug zu trinken!«, rief er und zeigte auf die neue Flasche Rizinusöl in Theenies Hand. »Ich rufe Lamar an, damit er mich ins Kittchen steckt.«
    Annie stemmte die Hände in die Hüften. »Auf gar keinen Fall verlässt du dieses Haus mit meinem Ring in deinem … ahm … Körper. Pass auf, dass ich nicht doch mein Nudelholz hole!«
    »Sie sind einfach verrückt, wissen Sie das?«, rief Erdle. »Gemein und verrückt. Kein Wunder, dass ich trinke.«
    Von der Hintertür sahen Destiny und Lovelle zu. »Ist doch ein Ding, dass Dee Dee einen viereinhalb Kilo schweren Jungen entbunden hat und Erdle nicht mal einen Einkaräter rausdrücken kann«, meinte Destiny. »Männer sind wirklich solche Waschlappen.«
    »Wir gehen am besten nach draußen und helfen den Mädels«, sagte Lovelle.
    Die beiden stiegen die Treppe hinunter.
    »Oh, gut, wir bekommen Verstärkung«, freute sich Theenie.
    Die vier Frauen bildeten einen Kreis um Erdle, der sich an den Baum klammerte wie ein ertrinkender Mann an seine Rettungsinsel. Theenie schraubte die Flasche auf. »Ihr drei haltet ihn fest, ich flöße ihm das hier ein.« Erdle riss die Augen auf. Er verzog das Gesicht und hielt sich den Bauch.
    »Uuh!« Er krümmte sich stöhnend.
    Theenie schraubte den Deckel wieder auf die Flasche und tätschelte Erdles Arm. »Kommen Sie mit, mein Lieber«, sagte sie. Er nickte und stolperte über den Hof, Schweißperlen auf der Stirn. »Und Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, beruhigte Theenie ihn. »Ich passe gut auf Sie auf. Habe ich schon erzählt, dass ich früher mal Schwesternhelferin war?«
    Destiny sagte zu Annie: »Sieht aus, als wäre es nur eine Frage der Zeit.«
    – Ende –

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