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Jeder Kuss ein Treffer

Jeder Kuss ein Treffer

Titel: Jeder Kuss ein Treffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Eisentafel neben der Tür datierte das Haus auf 1850. Statt den Klopfer zu betätigen, pochte Wes mit der Faust gegen die Tür und wartete. Gerade wollte er erneut klopfen, da hörte er einen Mann schreien. Nach Wes‘ Meinung kamen die Rufe aus dem Garten.
    Er sprang von der Treppe, lief ums Haus herum, über die Zufahrt, immer den lauten, aufgeregten Stimmen nach. An einem hüfthohen schmiedeeisernen Zaun blieb er stehen. Mit einem Nudelholz in der Hand jagte eine attraktive Rothaarige in Jeans und langem Baumwollhemd einen zerzausten Mann mittleren Alters über den Hof.
    »Lauf, du fauler, nichtsnutziger Säufer!«, rief die Frau.
    Der Mann duckte sich hinter eine der vielen Eichen, die dem Hof Schatten spendeten. »Legen Sie das Ding weg, Miss Annie!«, rief er. »Sonst tun Sie noch jemandem weh.«
    »Allerdings!«, gab die Frau zurück.
    »Schlag ihn bitte nicht!«, flehte eine grauhaarige Dame auf der Hintertreppe des Hauses. Eine andere Frau mit langem schwarzem Haar und großen Brüsten feuerte Miss Annie an.
    »Gib‘s ihm, Annie!«, lachte sie.
    Mehrmals jagte die Rothaarige den verängstigten Mann um den Baum. Zweimal schlug sie mit dem Nudelholz zu, verfehlte den Mann aber um gute dreißig Zentimeter. Trotzdem duckte er sich und lief weiter. »Hilfe!«, rief er immer wieder. »Hilft mir denn keiner?«
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein …« Wes sprang über den Zaun und rannte auf die beiden zu. »Hören Sie auf!«, befahl er.
    Annie lief um den Baum herum. Erdle versuchte hilferufend den Sicherheitsabstand zu ihr zu wahren. Für jemanden, der gerade von einer dreitägigen Sauftour zurückgekommen war, war er ziemlich schnell, fand Annie. Sie sah die Angst in Erdles Augen, als sie mit dem Nudelholz den Baumstamm traf. Sie hatte nicht die Absicht, Erdle wirklich zu schlagen, doch das musste er ja nicht wissen. Sie konzentrierte sich so auf die Verfolgungsjagd, dass sie nicht auf die Stimmen hinter sich achtete.
    Als sie wieder mit dem Nudelholz ausholte und auf den Stamm zielte, nahm sie nur vage eine Bewegung hinter sich wahr. Eine körperlose Hand schoss in ihr Gesichtsfeld, Annies Entschlusskraft schwand. Es gab einen Knall, dann kreischte Theenie auf. Annie hörte einen dumpfen Aufprall, drehte sich um und erstarrte, als sie einen braunhaarigen Mann auf dem Boden liegen sah, alle viere von sich gestreckt. Sie rang nach Luft und ließ das Nudelholz los. Es fiel auf die Stirn des Mannes. Annie stieß einen spitzen Schrei aus.
    »Jetzt sehen Sie mal, was Sie angerichtet haben!«, schimpfte Erdle und wies mit dem Finger auf den Mann.
    Erschrocken riss Annie die Augen auf. Vor ihr lag ein gut aussehender, unrasierter Typ in abgetragener Jeans, T-Shirt, schwarzer Jeansjacke und Bikerstiefeln. »Wo ist
der
denn hergekommen?«, rief sie.
    Theenie und Destiny liefen die Treppe hinunter und eilten über den Hof zu dem Fremden, der reglos dalag.
    Theenies Mund stand vor Schreck offen: »Du hast ihn umgebracht!«
    »Und wie sie den um die Ecke gebracht hat«, sagte Erdle. »Wenn sie es mit dem ersten Schlag nicht geschafft hat, dann auf jeden Fall mit dem zweiten.« Unter Stöhnen setzte der Mann sich auf. Er rieb sich den Hinterkopf und zuckte zusammen. »Was war denn das?«
    Annie kniete sich neben ihn. Sein Haar hatte die Farbe von Paranüssen, es war dicht und leicht gelockt und reichte ihm über den Kragen. Er kam nicht von hier; an so einen Kerl hätte sie sich erinnert. »Es tut mir unglaublich leid«, sagte sie. »Sind Sie verletzt? Warten Sie, ich helfe Ihnen auf.«
    Drohend sah er sie mit seinen braunen Augen an. »Fassen Sie mich bloß nicht an, Madam! Sind Sie eigentlich verrückt?«
    »Ja, das ist sie«, stimmte Erdle zu. »Gemein und verrückt.«
    Annie warf Erdle einen finsteren Blick zu. »Werd bloß nicht frech, Bürschchen. Ich bin noch nicht fertig mit dir!«
    »Wenn Sie mich anfassen, rufe ich die Bullen«, drohte Erdle. »Oder ich hol mir so ein Pfefferspray und vielleicht ein Betäubungsgewehr. Oder einen riesigen Dobermann, oder vielleicht einen Pitbull …«
    »Ruhe jetzt, Erdle, sonst reiß ich Ihnen den Kopf ab!«, rief Theenie. Alle hielten verdattert inne. Theenie rümpfte die Nase, faltete die Hände und warf dem Fremden ein zuckersüßes Lächeln zu. »Entschuldigen Sie bitte, Sir«, sagte sie übertrieben höflich, »aber ich war früher mal Schwesternhelferin. Vielleicht sehe ich mir besser mal Ihren Kopf an. Wäre Ihnen das recht?«
    Wes starrte sie an. »Sind Sie

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