Jedi-Akademie 01 - Flucht ins Ungewisse
seine Stimme streng. »Aber ich hoffe, daß Sie nach all den Verzögerungen endlich mit der Arbeit am Sonnenhammer-Projekt fertig werden. Großmufti Tarkins Zieldatum ist bereits überschritten, wie Sie wissen, und wir brauchen Resultate. Ich erwarte, daß Sie Ihren Abschlußbericht schreiben und alle entsprechenden Dokumente vorlegen. Reichen Sie sie so bald wie möglich in meinem Büro ein.«
Qwi blinzelte ihn verärgert an. Sie hatte bereits fünf verschiedene »Abschlußberichte« vorgelegt, aber jedes Mal hatte Sivron sie gebeten, eine bestimmte Simulation zu wiederholen oder die Strukturnähte in der Quantenpanzerung des Sonnenhammers neu zu testen. Er hatte nie einen Grund dafür angegeben, und Qwi war überzeugt, daß er die Berichte nie gelesen hatte. Inzwischen war sie es leid und würde lieber mit der befriedigenderen, kreativen Arbeit an einem neuen Projekt beginnen.
»Sie werden den Bericht heute abend in Ihren Händen halten, Direktor Sivron!« Sie würde einfach eine Kopie des letzten einreichen.
»Gut, gut«, sagte Sivron und streichelte erneut seinen Kopffühler. »Ich wollte nur sichergehen, daß alles in Ordnung ist.«
Wozu? dachte Qwi. Wir können nirgendwohin. Sie haßte es, wenn diese Bürokraten- und Militärtypen ständig ihre Nasen in ihre Arbeit steckten. Ohne ein weiteres Wort verließ Sivron den Raum.
Qwi starrte ihm nach und aktivierte dann das nur selten benutzte Schloß ihrer Tür. Sie kehrte an ihr Terminaldisplay zurück und versuchte weiter, die Mauer aus Paßwörtern zu durchbrechen. Herausforderungen hatte sie schon immer geschätzt.
Qwi mußte immer wieder an das denken, was Han ihr gesagt hatte. Zuerst war es nur ein neues Rätsel gewesen, dessen Lösung sie reizte, aber dann hatte sie sich intensiver damit befaßt. Alle Prototypen, die sie entwickelte, waren für sie abstrakte Konzepte, die mittels mathematischer Musik und brillanter Intuition in die Realität umgesetzt wurden. Sie redete sich ein, daß sie nicht wußte – und es sie auch nicht kümmerte –, wofür ihre Erfindungen benutzt wurden. Sie konnte es sich natürlich vorstellen, aber sie zog es vor, nicht näher darüber nachzudenken. Sie wollte es nicht wissen! Sie blockte derartige Gedanken ab, ehe sie an die Oberfläche ihres Bewußtseins stiegen. Aber Qwi Xux war nicht dumm.
Der Todesstern sollte ausgebeutete, tote Planeten spalten, um an die tief im Kern liegenden Rohstoffe zu gelangen. Sicher! Hatte sie sich diese Entschuldigung hinterher ausgedacht? Die Weltenvernichter waren riesige wandernde Fabriken, die nutzlosen Abfall verarbeiteten und daraus wertvolle Industriegüter herstellten. Sicher! Tarkin war während ihrer Zwangsausbildung bei ihr gewesen. Sie wußte, wozu der Mann fähig war.
Und der neue Sonnenhammer war… »Was?« hatte Han gesagt und die Stimme erhoben, daß sie in ihren empfindlichen Ohren schmerzte. »Große Galaxis, welchem Zweck könnte der Sonnenhammer denn dienen? Doch nur der totalen Vernichtung allen Lebens in den Systemen, die den Imperialen nicht gefallen. Der Sonnenhammer hat nur diesen einen Zweck: zahllosen unschuldigen Wesen den Tod zu bringen. Sonst nichts.«
Aber dafür war doch Qwi nicht verantwortlich! Das gehörte nicht zu ihrem Job. Sie entwarf nur die Pläne, entwickelte sie weiter, löste Probleme. Es erregte sie, etwas zu vollbringen, was bis dahin als unmöglich gegolten hatte.
Andererseits wußte sie sehr genau, was sie machte… obwohl ihre vorgetäuschte Naivität eine wunderbare Entschuldigung war, ein perfekter Schutz vor ihren Gewissensbissen.
In den Schlund-Datenbanken hatte Qwi den vollständigen Bericht über Han Solos »Befragung« gefunden – durch ein Paßwort geschützt, das sie mühelos entschlüsselt hatte –, kein bloßes Schriftprotokoll, sondern eine Videoaufzeichnung. Sivron und Daala hatten ihr tatsächlich eine Menge vorenthalten – aber warum?
Als sich Qwi die Aufzeichnung der Foltersitzung ansah, wollte sie ihren Augen nicht trauen. Sie hatte sich nicht vorstellen können, daß man ihm die Informationen auf diese Weise abgepreßt hatte! Die Worte auf dem Papier wirkten so kühl und kooperativ.
Aber auf einer tieferen Ebene fühlte sie sich in ihrer beruflichen Ehre gekränkt und war voller Zorn auf Admiral Daala. Angeblich hatten alle Schlund-Wissenschaftler freien Zugang zu Daten. In ihren zwölf Jahren im Inneren der Ballung Schwarzer Löcher war nie eine ihrer Informationsanfragen abgelehnt worden! Aber das hier war noch viel
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