Jedi-Akademie 01 - Flucht ins Ungewisse
schlimmer. Man hatte ihr nicht nur den Zugang zum vollständigen Bericht verwehrt – man hatte sie durch Täuschung zu der irrigen Annahme verleitet, daß Hans Befragung keine weiteren Daten ergeben hatte.
Aber Information muß geteilt werden! dachte Qwi. Wie kann ich meine Arbeit machen, wenn ich nicht die relevanten Daten bekomme?
Qwi hatte es keine Mühe gemacht, die verschiedenen Paßwörter zu entschlüsseln. Offenbar hatte niemand erwartet, daß sie nachforschen würde. Sie las mit wachsender Empörung und Verwirrung den vollständigen Bericht: die Vernichtung Alderaans, der Angriff auf Yavin 4, der Hinterhalt der Rebellenflotte über Endor, das riesige Hospitalschiff und die Passagiertransporter, die vom Superlaser des zweiten Todessterns in Mikrometeoriten verwandelt worden waren.
»Was dachten Sie denn, wofür man sie benutzt hat?« hatte Han gefragt. Qwi schloß die Augen und dachte nach.
Konzentriere dich auf das Problem. Es war ein Mantra ihrer Kindheit gewesen. Laß dich von nichts ablenken. Nur die Lösung des Problems zählte. Die Lösung des Problems war gleichbedeutend mit Überleben…
Sie erinnerte sich, daß sie als Kind zwei Jahre in der sterilen, stillen Umwelt der Orbitalen Ausbildungssphäre über ihrer Heimatwelt Omwat verbracht hatte. Qwi war zehn Standardjahre alt gewesen, genauso alt wie ihre neun Mitschüler, die aus neun verschiedenen Omwati-Wabensiedlungen stammten. Aus der Umlaufbahn sahen die orangen und grünen Kontinente surreal aus, von Wolken verhüllt und von Canyons zerfurcht, befleckt von hochgetürmten Bergen – ganz anders als auf den sauberen Karten, die sie kannte.
Aber neben Qwis Ausbildungssphäre kreiste Mufti Tarkins persönlicher Sternzerstörer im Orbit. Er war nur ein Schiff der Sieges -Klasse, aber mächtig genug, um Tod und Zerstörung auf Omwat niederregnen zu lassen, falls die Studenten versagten.
Zwei Jahre lang hatte Qwis Leben nur aus einer endlosen Folge aus Unterricht, Prüfungen, Unterricht und nochmals Prüfungen bestanden, mit dem ausschließlichen Zweck, das vollständige Wissen der Ingenieurwissenschaften in aufnahmefähige junge Omwati-Gehirne zu stopfen – oder ihre Gehirne dabei zum Platzen zu bringen. Tarkins Forschungen hatten ergeben, daß Omwati-Kinder zu erstaunlichen intellektuellen Leistungen fähig waren, wenn man sie entsprechend forderte. Die meisten jungen Geister brachen unter dem Druck zusammen, aber einige gingen als kostbare Juwelen daraus hervor, brillant und kreativ. Mufti Tarkin hatte diese Möglichkeit überprüfen wollen.
Der hagere, stahlharte Mann hatte wichtigen Prüfungen in seiner Paradeuniform beigewohnt und die überlebenden Omwati-Kinder beobachtet, während sie mit Problemen rangen, vor denen die besten Konstrukteure des Imperiums kapituliert hatten. Qwi wußte noch genau, wie entsetzt sie gewesen waren, als ein Junge namens Pillik plötzlich von Krämpfen geschüttelt zu Boden gestürzt war, sich den Kopf hielt und laut brüllte. Er war wieder auf die Knie gekommen, weinend, ehe die Wächter ihn gepackt hatten. Als sie ihn fortschleppten, streckte er immer noch die Hände nach seinen Prüfungsunterlagen aus und schrie, daß er seine Arbeit beenden wollte.
Schweigend waren Qwi und ihre drei überlebenden Klassenkameraden ans Fenster der Ausbildungssphäre getreten und hatten zugesehen, wie die Turbolaser des Sternzerstörers der Sieges -Klasse Pilliks Wabensiedlung ausgelöscht hatten, um sein Versagen zu bestrafen.
Qwi durfte sich von den Konsequenzen nicht ablenken lassen. Wenn ihre Konzentration nachließ, würden alle sterben. Sie mußte ihr Mitgefühl unterdrücken. Probleme waren rein und sicher und mußten um ihrer selbst willen gelöst werden. Sie durfte nicht zulassen, daß sie an etwas anderes als die abstrakte Herausforderung dachte.
Am Ende hatte Qwi als einzige ihrer Gruppe die Ausbildung überlebt. Sie erhielt keine Unterweisung in den Biologiewissenschaften, um ihre geistige Kapazität ausschließlich für Physik, Mathematik und Maschinenbau zu nutzen. Tarkin hatte sie zum neuen Schlund-Zentrum gebracht und sie der Obhut des großen Ingenieurs Bevel Lemelisk übergeben. Seitdem hielt sich Qwi im Schlund auf.
Probleme mußten um ihrer selbst willen gelöst werden.
Wenn sie sich von Gefühlen ablenken ließ, würden schreckliche Dinge geschehen. Sie erinnerte sich an die Bilder brennender Omwati-Städte, die aus dem Orbit wie flackernde Lagerfeuer aussahen, an die durch Laserbeschuß
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