Jedi-Padawan 01 - Die geheimnisvolle Macht
dich beherrschen werden sie nicht. Du sie beherrschen sollst.«
Yodas Weisheit hatte er zutiefst verinnerlicht. Wie hatte er nur versagen können?
Vor seiner Tür hörte er andere Anwärter, wie sie sich auf die Nacht vorbereiteten. Gutenachtwünsche wurden von Tür zu Tür gerufen. Irgendwann fuhren die Lichter herunter und die Gänge waren still.
Obi-Wan fühlte sich von der friedvollen Energie der schlafenden Schüler umgeben. Doch sie konnte sein Herz nicht beruhigen. Seine Kameraden konnten schlafen. Sie hatten keine quälenden Gedanken. Obi-Wan wälzte sich herum, unfähig, den Gedanken an Brucks triumphierendes Gesicht auszulöschen, wenn dieser von Obi-Wans Schicksal erfahren würde.
Ein leises Klopfen ertönte an seiner Tür. Zögernd stand Obi-Wan auf und öffnete sie. Da stand Bant, das junge Mon-Calamari-Mädchen. Sie sah ihn schweigend an. Sie trug einen Umhang, dessen grüne Farbe sich von ihrer lachsfarbenen Haut abhob. Ihre Kleider rochen feucht und salzig, denn sie kam gerade aus ihrem Zimmer, das sie immer so dunstig hielt wie die Luft an einem warmen Meer. Sie war klein für ihre zehn Jahre und sah ihn mit ihren großen, silberfarbenen Augen an.
Sie musterte seine Blutergüsse und Verbrennungen mit einem Ausdruck, der sagte: Du hast wieder gekämpft. Dann sah sie an ihm vorbei, zu den gepackten Koffern auf dem Boden.
»Du wolltest dich nicht verabschieden?«, fragte sie und blinzelte ein paar dicke Tränen weg. »Du wolltest einfach gehen?«
»Ich bin dem Agrikultur-Korps zugeteilt worden«, erklärte er und hoffte, sie würde verstehen, wie peinlich ihm das war. »Ich wollte Auf Wiedersehen sagen, aber ich ...«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe gehört, dass du auf einen Planeten namens Bandomeer gehst.«
Also wussten es bereits alle. Obi-Wan nickte benommen, als Bant nach vorn schlurfte, um ihn fest in den Arm zu nehmen.
»Ja, das stimmt«, sagte er. Er nahm sie ebenfalls in den Arm. Also ist mein Schicksal besiegelt, dachte er. Ich werde Farmer. Denn diesem Abschied würden noch mehrere folgen. Er konnte es nicht verhindern. Bant ließ ihn los und tat einen Schritt zurück. »Es wird gefährlich. Haben sie dir nicht gesagt, dass es gefährlich wird?«
Obi-Wan schüttelte den Kopf. »Es ist nur das Agri-Korps. Wie gefährlich kann das schon sein?«
»Das brauchen wir nicht wissen«, sagte Bant.
»Wir brauchen es nur zu tun«, fügte Obi-Wan leise hinzu. Es war ein Satz, den sie schon viele Male von den Meistern gehört hatten, wenn sie Aufgaben zu erfüllen hatten, deren Bedeutung sie nicht verstehen konnten.
»Dich vermissen ich werde«, sagte Bant und imitierte dabei Yodas eigenartige Sprechweise. Wieder blinzelte sie Tränen nieder.
»Furchtbar Leid es mir tut«, gab Obi-Wan zurück. Er versuchte zu lächeln, schaffte es aber nicht. Bant nahm ihn noch einmal fest in den Arm, dann rannte sie fort, um ihre Tränen zu verbergen.
Kapitel 3
Mit Hilfe von Jedi-Heilungstechniken und den wunderbaren Salben des Tempels waren Obi-Wans Blessuren und Verbrennungen bis zum Morgen verheilt. Doch den Schmerz in seiner Seele konnte niemand lindern. Er schlief nur kurz und stand noch vor der Morgendämmerung auf.
Er verabschiedete sich von Garen Muln und Reeft, zwei Jungen von verschiedenen Seiten der Galaxis, die im Laufe ihrer Jahre im Jedi-Tempel unzertrennlich geworden waren.
Reeft, ein Dresselianer mit extrem faltigem Gesicht, sagte während des Frühstücks unaufhörlich zu allen am Tisch: »Ich möchte nicht gierig erscheinen, aber kann ich dein Fleisch haben?« oder »Ich möchte nicht gierig erscheinen, aber ...«, während er voller Heißhunger auf ein Törtchen oder ein Getränk schielte. Obwohl Obi-Wan am Abend vorher nicht gegessen hatte, teilte er alles mit ihm. Bant gab netterweise die Hälfte ihres Nachtisches ab. Mit seiner ledriggrauen Haut konnte der Dresselianer furchtbar traurig aussehen, wenn er nicht all das zu essen bekam, was er wollte.
»Es wird nicht so schlimm werden«, sagte Garen Muln zu Obi-Wan. »Immerhin steht dir ein Abenteuer bevor.« Garen Muln war immer rastlos. Yoda hatte ihm schon oft zusätzliche Aufgaben gegeben, um ruhiger zu werden.
»Und du hast immer etwas zu essen um dich«, fügte Reeft eifrig hinzu.
»Wer von uns weiß schon, wo er landen wird?«, fragte Bant »Für jeden von uns wird eine andere Mission kommen.«
»Und unerwartet«, stimmte Garen Muln zu. »Das ist, was Yoda immer sagt. Nicht jeder ist dafür bestimmt, ein
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