Jedi-Padawan 01 - Die geheimnisvolle Macht
hingefallen. Es war ein Unfall gewesen, verursacht durch Beine und Füße, die bei beiden Jungen zu schnell wuchsen. Doch Bruck war überzeugt gewesen, dass Obi-Wan es absichtlich getan hatte. Brucks Würde war etwas sehr Wichtiges für ihn. Das Gelächter der anderen Schüler hatte ihn aufgebracht und seitdem nannte er Obi-Wan Tollpatsch. Tollpi-Wan.
Der Name war hängen geblieben.
Das Schlimmste daran war: Es stimmte. Obi-Wan fühlte sich oft so, als würde sein Körper zu schnell wachsen. Es schien, als könnte er nicht mit den langen Beinen und den großen Füßen mithalten. Ein Jedi sollte sich in seinem Körper wohl fühlen, doch Obi-Wan fühlte sich unbeholfen. Nur wenn ihn die Macht durchfloss, fühlte er sich elegant und sicher.
»Los, Tollpi«, spottete Bruck, »lass sehen, ob du mich noch mal schlagen kannst! Noch ein letztes Mal, bevor sie dich aus dem Tempel werfen!«
»Bruck, genug!«, sagte Yoda. »Lernen zu verlieren wie
gewinnen ein Jedi muss. Geh in dein Zimmer, geh.«
Obi-Wan versuchte, Brucks verletzende Worte zu ignorieren. In vier Wochen würde er dreizehn Jahre alt werden und müsste den Tempel verlassen. Sticheleien wie die von Bruck häuften sich, seit sein Geburtstag näher rückte. Wenn er in den nächsten vier Wochen kein Padawan werden würde, wäre er ohnehin zu alt. Er hatte sich aufmerksam nach Gerüchten umgehört und dabei herausgefunden, dass vor seinem Geburtstag kein Jedi auf der Suche nach einem Padawan im Tempel erwartet wurde. Er befürchtete, niemals ein Jedi-Ritter zu werden. Diese Angst machte ihn wütend. Wütend genug für eine dumme Prahlerei.
»Ihr müsst ihn nicht wegschicken, Meister Yoda«, sagte er. »Ich fürchte mich nicht einmal davor, gegen ihn zu kämpfen, wenn er keine Augenbinde trägt.«
Bucks Wangen röteten sich. Seine eisblauen Augen verengten sich. Yoda nickte lediglich, als er Obi-Wans Worte vernahm. In Wirklichkeit war es so, dass Obi-Wan genauso erschöpft war wie Bruck. Er hoffte, Yoda würde sie beide auf ihre Zimmer schicken, anstatt ihnen einen neuen Kampf zu gestatten.
Doch einen Augenblick später sagte Yoda: »Also gut. Macht weiter. Zu lernen viel habt ihr noch. Doch die Augenbinden benutzen müsst ihr.«
Obi-Wan wandte sich um und verneigte sich vor Yoda. Er akzeptierte die Anweisung. Er wusste, dass Yoda sich über seine Erschöpfung völlig im Klaren war. Obwohl er sich gewünscht hätte, der Meister würde ihm eine Gnadenfrist gewähren, akzeptierte er die Weisheit in allen Entscheidungen, die Yoda traf, ob groß oder klein.
Obi-Wan zog seine Augenbinde fester. Er schüttelte seine Erschöpfung ab, zwang seine Muskeln zu Gehorsam. Er versuchte zu vergessen, dass er gegen Bruck kämpfte oder dass er seine Chance, ein Jedi-Ritter zu werden, bald verpasst hatte.
Stattdessen konzentrierte er sich auf das Bild des togorianischen Piraten. Auf dessen orangefarben gestreiftes Fell, das von einer schwarzen Panzerung bedeckt war.
Obi-Wan konnte die Macht fühlen. Sie umfloss ihn, durchdrang ihn. Er konnte Brucks lebendige Macht spüren, die dunklen Wellen, die dessen Zorn verursachte. Doch dem Impuls, diesem Zorn mit seinem eigenen entgegenzutreten, musste er widerstehen.
Obi-Wan nahm eine defensive Haltung ein, als Bruck seinen ersten Ausfallschritt machte. Er ließ sich von der Macht leiten wie schon zuvor. Den nächsten Hieb blockte er mit Leichtigkeit ab. Dann sprang er hoch, um einem weiteren Schlag auszuweichen und landete hinter einem Pfeiler. Lichtschwerter schlugen gegeneinander, zischten und brannten, rissen sich wieder auseinander. Die Luft war schwer, die Energie des Kampfes hing in ihr.
Einige Minuten lang kämpften die zwei Schüler wie in einem grazilen Tanz. Obi-Wan wich jeder Attacke aus, blockte jeden kreischenden Schlag ab. Doch er versuchte nicht, Bruck zu schlagen.
Zeig ihm, dass du nicht ungeschickt bist, dachte Obi-Wan verbissen. Zeig ihm, dass du nicht dumm bist Zeig es ihm immer und immer wieder.
Langsam durchdrang der Schweiß Obi-Wans Kleider. Seine Muskeln brannten. Er konnte kaum schnell genug atmen, um die Luft zu bekommen, die er brauchte. Doch solange er nicht im Zorn angriff, blieb die Macht stark in ihm. Er versuchte, nicht über den Kampf nachzudenken. Er verlor sich in dem Tanz und schon bald fühlte er sich so müde, dass er überhaupt nicht mehr nachdachte.
Bruck kämpfte immer langsamer. Irgendwann musste Obi-Wan seinen müden Attacken nicht einmal mehr ausweichen. Er wehrte sie nur noch ab,
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