Jedi-Padawan 07 - Der bedrohte Tempel
könntest ihm wieder vertrauen«, sagte Bant langsam. »Und ich glaube, dass auch Qui-Gon das kann. All das ist gerade erst passiert. Du hattest noch keine Zeit, darüber nachzudenken, allein mit ihm darüber zu reden. Du hast so viel erlebt. Auf Melida/Daan sind Dinge vorgefallen, die du mir nicht erzählen willst.« Sie machte bewusst eine Pause. »Wenn du dazu bereit bist, möchte ich sie gerne hören.«
Obi-Wan holte tief Luft. Er konnte ihren Namen nicht laut sagen. Doch er wusste, dass er es irgendwie schaffen musste. Er wusste, dass er, wenn dieser Moment vorüber war, niemals mehr mit einer lebendigen Seele über sie sprechen würde. Und dass etwas in ihm sterben würde.
»Ihr Name war Cerasi«, sagte er. Er spürte eine Welle der Trauer in sich aufbranden. Doch er spürte auch Erleichterung darüber, dass er ihren Namen ausgesprochen hatte. »Cerasi«, sagte er wieder. Er hob sein Kinn und fühlte die kühlende Gischt des Wasserfalls. Er fühlte sich plötzlich stärker, so als stünde Cerasis wacher Geist neben ihm und berührte seine Schulter. »Wir hatten eine Verbindung, die ich nicht erklären kann. Diese Verbindung beruhte nicht auf Zeit, auf miteinander verbrachten Stunden. Sie beruhte nicht auf Geheimnissen oder Vertrauen. Es war etwas anderes.«
»Du hast sie geliebt«, sagte Bant.
Obi-Wan schluckte. »Ja. Sie hat mich inspiriert. Wir haben Seite an Seite gekämpft. Wir haben einander vertraut. Und als sie starb, habe ich mir die Schuld dafür gegeben. Und ich wusste, dass ich nicht weiterleben könnte, wenn du gestorben wärst.«
»Aber du hättest weitergelebt, Obi-Wan«, sagte Bant leise. »Wir leben alle weiter.« Sie lehnte sich an ihn an und ihre
Augen glitzerten voller Tränen. »Du hast mein Leben gerettet. Wir werden gemeinsam weiterleben.«
Qui-Gon saß in Tahls Unterkunft. Sie waren eine Zeit lang schweigsam gewesen. ZwoJot wurde neu programmiert. Dabei hätte Qui-Gon gerade jetzt ihr musikalisches Geplapper gerne gehört.
»Ihr werdet Euch bald mit dem Rat treffen«, sagte Tahl schließlich. »Wenn Ihr Euch dazu entschließt, Obi-Wan wieder als Euren Padawan anzunehmen, würde ihm das helfen. Der Rat wird ihm höchstwahrscheinlich gestatten zurückzukehren.«
»Ich weiß«, sagte Qui-Gon.
»Besonders im Hinblick auf alles, was er getan hat«, fügte Tahl hinzu.
»Ich weiß sehr wohl, was er getan hat.«
Tahl seufzte. »Ihr seid ein sehr dickköpfiger Mann Qui-Gon Jinn.«
»Nein«, protestierte er. »Nicht dickköpfig. Vorsichtig. Ich muss mir sicher sein, Tahl. Könnte es Obi-Wan oder den Jedi gegenüber nicht unfair sein, ihn wieder aufzunehmen? Wenn ich ihm mein Vertrauen nicht schenken kann, wird irgendwann unsere Meister-Padawan-Beziehung zerbrechen.«
»Und Ihr habt das Gefühl, dass Ihr dieses Vertrauen nicht wieder aufbauen könnt?«, fragte Tahl.
Qui-Gon sah auf den Boden. »Das ist meine Schwäche, ich weiß das.«
Wieder herrschte Schweigen zwischen ihnen. Dann griff Tahl nach ihrer Tasse, ließ ihre Finger über deren Oberfläche gleiten und hielt sie gegen das Licht, das sie nicht sehen konnte.
»Das ist eine schöne Tasse«, sagte Tahl. »Ich weiß es, auch wenn ich es nicht sehen kann. Ich fühle es.«
Die Tasse war wirklich schön, das konnte Qui-Gon sehen. Sie war so dünn, dass man beinahe hindurchsehen konnte, ihr Blau so hell, dass es fast weiß war. Die Form war einfach, ohne
gebogenen Rand.
»Ich benutze sie, obwohl ich sie zerbrechen könnte«, sagte sie. Sie setzte die Tasse vorsichtig ab. »Habt Ihr schon jemals vom Planeten Aurea gehört?«
»Natürlich«, sagte Qui-Gon. »Aurea ist für seine Kunsthandwerker bekannt.«
»Sie haben dort die besten Glasbläser der Galaxis«, fuhr Tahl fort. »Viele haben sich schon gefragt, warum gerade auf diesem Planeten diese Kunst so hoch entwickelt ist. Ist es der goldene Sand, den sie haben, die Temperatur des Feuers, die lange Tradition? Was auch immer es sein mag, sie machen die schönsten Gefäße in der Galaxis, so kostbar, dass sie als unbezahlbar gelten. Aber manchmal ist jemand unvorsichtig, lässt eines fallen und es zerbricht.«
Tahl nahm ihre Tasse wieder in die Hand. »Genau so wie ich diese Tasse zerbrechen könnte. Aber die Kunsthandwerker besitzen ein noch größeres Talent als das der Herstellung solcher Gefäße. Sie reparieren die zerbrochenen. Und damit erreichen sie die höchste ihrer Künste. Sie nehmen die Bruchstücke von etwas Schönem und machen etwas noch Schöneres daraus.
Weitere Kostenlose Bücher