Jenseits aller Vernunft
sie immer inniger wurde und ihr Schloss sich rhythmisch zusammenzog. Genau in dem Augenblick, als sie die Kontrolle verlor, hob er sich über sie und zog ihren bebenden Körper an sich. Seine Männlichkeit übte einen pulsierenden Druck aus, der sie vollständig erfüllte. Er stieß mit einem einzigen, tiefen Vordringen in sie, dann überschwemmte sein Samen sie heiß.
Eine ganze Weile später, als sie wieder zu sich gekommen war, bemerkte sie, dass sie beide völlig bewegungslos lagen und ihre H ände fest die Rückseite seiner Schenkel umfa ss ten. Er war immer noch hart und voll in ihr.
»Ross?« fragte sie leise.
»Entschuldige. Das war noch nicht genug.«
Er begann sich zu bewegen, erst ganz langsam, dann mit seinen erschütternden, immer schneller werdenden Stößen, die jeden Gedanken unmöglich machten und sie wieder an den Rand jenes unbeschreiblichen Empfindens brachten. Diesmal wurden sie zusammen hineingewirbelt, von dunklem, pulsierendem Vergessen verschluckt, in warmer, samtiger Umarmung zugedeckt.
Er schluchzte voller Freude ihren Namen, als er in jenes goldene, süße Nachklingen sank, das Gesicht an ihrem Hals begraben.
»Ich bin müde, aber will noch nicht schlafen. Es ängstigt mich, dass ich wach werde und alles war nur ein Traum!« Lydia knetete das Haar auf seiner Brust zwischen den Fingern.
Ross seufzte zufrieden. »Mir geht es genauso. Es fühlt sich so verdammt gut an, dich in den Armen zu halten.« Er zog sie noch enger an sich und hauchte einen Kuss auf ihre Schläfe. »Lydia, woher hast du, trotz deiner kümmerlichen Jugend, deine gepflegte Ausdrucksweise? Ma hat mir einmal abends in einem ätzenden Vortrag darüber, wie flegelhaft und dumm ich doch sei, zu Recht deine guten Manieren unter die Nase gerieben. Ich habe immer versucht, Victoria und ihren Vater nachzuahmen. Wer hat es dir beigebracht?«
»Ich habe nicht immer bei den Russells gelebt. Mein wirklicher Papa, meine Mama und ich stammen aus der Stadt. Viel weiß ich nicht mehr davon, aber an unser Haus erinnere ich mich. Mama hatte Blumentöpfe auf der Terrasse am Eingang. In meinem Zimmer im ersten Stock gab es ein Fenster. Ich weiß noch, wie ich im Sommer abends an dem Fenster saß und mir die Gardine ins Gesicht wehen ließ. Sie war weiß und gerafft, und man konnte richtig hindurchschauen.«
Ross’ Hand streichelte gemächlich über ihr Hinterteil. »Wenn wir unser Haus bauen, besorge ich dir auch weiße Raffgardinen.« Sie kuschelte sich enger an ihn. »Was ist mit deinem Vater passiert?«
»Er starb. Sein Name war Joseph Bryant.« Plötzlich setzte sie sich aufrecht hin und verkündete stolz: »So heiße ich: Lydia Bryant.«
Er zog sie wieder zu sich herunter und küsste sie nachdrücklich auf den Mund. »Nein, nicht mehr. Jetzt heißt du Coleman.«
»Du weißt schon, was ich gemeint habe«, murmelte sie und lehnte sich schläfrig wieder an ihn. »Papa schrieb Geschichten für die Zeitung. Manchmal ärgerte er sich, weil die Leute nicht einverstanden waren mit dem, was er geschrieben hatte. Ich glaube, es ging um die Sklaven. Er erklärte Mama, er gehe in den Norden, um uns dort ein neues Heim zu suchen. Wir waren ganz aufgeregt. Doch unterwegs wurde er krank und starb. Wir haben ihn nie wiedergesehen. Ich habe ihn leider fast vergessen.«
»Jetzt stell dir vor, wie es ist, wenn man überhaupt nicht weiß, wer sein Vater ist. Ganz abgesehen davon, dass die Kundschaft meiner Mutter auch keinen tollen Vater hätte liefern können.«
Sie schaute in sein verbittertes Gesicht und glättete die Anspannung mit einem Finger. »Wenn er dich gezeugt hat, muss er schon recht gutaussehend und stark gewesen sein. Aber mir ist es egal, wer er war.«
Seine Züge wurden friedlich, und er küsste ihre Hand. »Erzähl’ weiter. Wann hat deine Mutter wieder geheiratet?«
»Es war ungefähr in meinem zehnten Lebensjahr. Wir muss ten unser Haus verlassen und alles aufgeben. Ich glaube, die Leute haben Mama schlecht behandelt wegen der Dinge, die Papa geschrieben hatte.«
Ross konnte sich den Rest denken. Bryant war ein Gegner der Sklaverei gewesen, und als er nach Norden ging, vertrug er wahrscheinlich das Klima nicht, war sicher an irgendeiner Lungenkrankheit gestorben. Lydias Mutter hatte dann als Witwe kein Dach mehr über dem Kopf.
»Ich erinnere mich an ein dunkles Zimmer ganz oben in einem alten Haus, in dem wohnten wir. Mama nähte, bestickte die Taschentücher anderer Damen und ähnliches. Eines Tages kam sie nach
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