Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
Vom Netzwerk:
bestätigte, teils bewusst, teils unbewusst, die Effektivität dieser Art der Führung. Wenn er genauer darüber nachdachte, war diese vermutlich auch der Grund dafür, dass sich eine so hohe Zahl an respektlosen Dieben mit dem System zurechtfand.
    „ Lannus.“ schreckte Kandra ihn aus seinen tiefsinnigen Gedanken. „Sieh nur Lannus, dort drüben. Gegen ihn kannst du dich beweisen.“ Sein Lehrer zeigte auf einen Hünen, der sich trotz seiner enormen Größe pfeilschnell bewegte.
    Sein kahlgeschorener Skalp glänzte in der mittäglichen Sonne, während er ihm ebenfalls unheimliche, geisterhafte Züge verlieh. Sein Blick war leblos. Wulstige Lippen verunstalteten die verstörende Grimasse. Unglaublich breite Schultern und riesige Arme machten ihn zu einem wahren Monster. Lannus schüttelte ungläubig den Kopf.
    „ Mit so einem Hünen kann ich es nicht aufnehmen. Dafür bin ich noch nicht bereit.“ wehrte Lannus schwach ab.
    „ Nein, Lannus. Ich weiß, dass du ihn bezwingen kannst. Glaub an dich.“ antwortete Kandra scharf. Lannus zögerte, doch Kandra wusste bereits, dass er ihn überzeugt hatte. Nur noch einen Augenblick, dann würde er sagen:
    „ Du hast Recht, Kandra. Ich werde ihn besiegen.“ Lannus‘ Stimme festigte sich mit Überzeugung, während er sich mit seinen Händen von der Bank schob.
    Kandra blickte Lannus, welcher bereits beinahe vor seinem Gegner stand, bedächtig hinterher.
    All seinen Mut zusammennehmend, baute das junge Mitglied sich vor dem Hünen auf. Bellendes Gelächter, welches erstaunliche Ähnlichkeiten mit einem nahen Sommergewitter aufwies, erklang, als Lannus‘ Gegner sein Schwert zog. Kandra lächelte. Auch Lannus hatte seine Klinge gezogen und stellte sich mit leicht gespreizten Beinen vor seinen überragenden Widersacher in die Kampfposition. Bei diesem Anblick zweifelte Kandra daran, dass er das Richtige getan hatte. Der neue Mitstreiter des Zirkels war zwei Köpfe kürzer als sein Gegenüber.
    Lannus setzte zum ersten Schlag an, welcher mit Leichtigkeit pariert wurde. Für einen flüchtigen Augenblick standen sie sich gegenüber und duellierten sich mit Blicken. Plötzlich, wie aus dem Nichts, ein pfeilschneller Hieb des Hünen. Doch Lannus musste diese Attacke vorhergesehen haben, denn auch er erlitt keinen Treffer, sondern wich elegant aus. Nun prasselte ein Hagel aus raschen, präzisen Hieben auf Lannus ein. Die meisten anderen Gegner hätten sich bereits ergeben, doch das neueste Mitglied des Zirkels hielt sich erstaunlich gut. Das musste Kandra sich aus der Nähe ansehen. Nun ging Lannus zum Angriff über. Seine Attacken waren pfeilschnell und schnellten aus solch unvorstellbaren Winkeln hervor, dass seinem Lehrer der Mund aufklappte. Kandra befand sich nun direkt an der Grenze des Rings. Der Riese verzog seine Grimasse in sichtlicher Frustration und stellte sich verzweifelt, mit den monströsen Armen vor seinem Körper, direkt an den Rand des Kreises, welcher ihre behelfsmäßige Arena abgrenzte.
    Der Kampf war entschieden.
    „ Es reicht.“ rief der Offizier seinem Schützling zu. Lannus drehte seinen Kopf und starrte ihn regungslos an, bis seine Mundwinkel sich zu einem überheblichen, beinahe fanatischen Grinsen erhöhten. In diesem Augenblick wurde Kandra bewusst, dass er einen gravierenden Fehler begangen hatte.
     
     
     

XV
     
     
     
     
    Dieser verdammte Beutel. Garandor konnte sich nicht vorstellen, mit so einem Ungeheuer am Rücken – und zusätzlich in eine massive Rüstung gehüllt und mit einem gigantischen Streithammer bewaffnet – bis ans Ende der Insel spazieren zu müssen. Der Zwerg packte hastig die letzten, unentbehrlichen Sachen für seinen langen Marsch zusammen. Er hatte das Äußere der Festung erst an wenigen Gelegenheiten mit eigenen Augen gesehen und selbst dann hatte er sich nie aus der umliegenden Stadt entfernt.
    Nachdem der Zwerg jegliche Utensilien und Rationen in seinem Beutel verstaut hatte, schoss Balira ihm durch den Kopf, doch er schüttelte den Gedanken, sie zu besuchen, wie frisches Laub aus seinem Geist.
    Widerwillig verließ Garandor seine Kammer und schlenderte – unterbrochen von einigen Pausen, verursacht durch winzige Details in den verzierten Wänden, welche ihm noch nie zuvor aufgefallen waren und ihn mit ihren geschlängelten Linien an den Boden wurzeln wollten – zum Haupttor. Er stolperte einige Male ungeschickt aufgrund des enormen Gewichts auf seinem Rücken und fluchte nach jedem gerettetem Fall zischend

Weitere Kostenlose Bücher