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Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
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Erinnerungen verfügen über eine solche Macht. Und Freundschaft, Liebe. In deinen Fieberträumen hast du häufig von Balira gesprochen. Du weißt, es geht ihr gut und ich weiß, ihr gehört zusammen. Sie ist jedoch eine heranwachsende Zauberin – sie wird einmal über Macht verfügen, die jenseits deiner Vorstellungskraft liegt und wird diese im Krieg gegen die Schatten entfesseln – doch im Festsaal vermochte sie es noch nicht, den Angriff der Mönche abzuhalten. Sie konnte sich lediglich mit einem geschickten Zauber verstecken.
    Mein einziger Hinweis ist folgender. Wenn du in einer Situation bist, aus der es keinen Ausweg gibt, denke daran, dass du sie wiedersehen kannst, sobald du zum Eisenturm zurückkehrst. In Gedanken vermag es keine Macht der Insel, euch zu trennen.“ Er ließ die Worte einsinken und fuhr, verschwörerisch lächelnd, fort.
    „ Da fällt mir ein, ich möchte dir noch eine Kleinigkeit mit auf den Weg geben. Mardor, bring sie herein.“ tönte seine tiefe Stimme.
    Einen Augenblick später flog die Tür auf und ein schmächtiger Zwerg trat ein. Er trug ein voluminöses Samtkissen, auf welchem sich eine atemberaubende, purpurne Brustplatte befand. Nachdem Mardor das Kissen mitsamt Rüstung abgestellt hatte, bekam Garandor die Möglichkeit, sie zu begutachten. Er hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Seine funkelnden Augen konnten sich beinahe nicht satt sehen an der Pracht dieses Meisterwerks. Ihm entging dennoch nicht, wie das zufriedene Lächeln sich tiefer in die Mundwinkel seines Herrschers grub.
    „ Nun, da du über die passende Rüstung verfügst, fehlt lediglich noch ein Streithammer, der eines Helden würdig ist.“ Der Satz hing noch an den Lippen Toraburs, als sich Mardor aus der Kammer begab, um den versprochenen Hammer hereinzubringen.
    Garandor wusste nicht, wie er sich fühlen sollte. Einerseits wurden ihm Rüstungen, die eines edlen Herrschers würdig waren, übergeben und andererseits wollte er das alles nicht. Fürchtete sich vor der bevorstehenden Reise. Er wollte sich nicht von seiner geliebten Heimat verabschieden, um womöglich niemals wiederzukehren. Er wollte nicht von Baliras stiller Seite gerissen werden. Und er konnte es kaum ertragen, dass die Hoffnung dreier Völker auf seinen breiten Schultern ruhte. Sein Gefühl jedoch sagte ihm, dass er nicht ablehnen durfte. Dass er nicht konnte.
    „ Mein König, ich – ich danke dir.“ stotterte Garandor verlegen.
    „ Nicht doch. Die Hoffnung des gesamten Ostens ruht auf deinen Schultern.“
    Die Tür öffnete sich und herein spazierte Mardor, einen gigantischen, mit transparenten, rostroten Diamanten besetzten Hammer in seinen für zwergische Verhältnisse wahrlich winzigen Armen balancierend. Toraburs Blick versprühte sichtbaren Stolz.
    „ Ich werde dich nun alleine lassen, Garandor. Ruhe dich aus; schon bald wirst du dich nach ihr sehnen.“
    Der König und Mardor verschwanden aus der Tür und Garandor wurde mit seiner neuen Rüstung, seiner Waffe und seinen Gedanken in Frieden gelassen.
    Er entschied sich, ohne mit der Wimper zu zucken, wieder in sein Lager zu steigen. Ruhe war das, nach dem sich der Zwerg am stärksten sehnte.
     

     

     

     

     

XIII
     

     

     

     

    Er schwebte.
    Der verschwommene Boden unter ihm schwankte gefährlich hin und her. Anscheinend hatte sein Träger es äußerst eilig, denn die schwungvollen Bewegungen ließen ein leichtes Gefühl der Übelkeit in Morpheus aufsteigen.
    Noch konnte er nicht klar erkennen, was um ihn herum vorging. Seine Sinne hatten erst damit begonnen, sich in seinen lahmen Körper zurückzuschleichen. Sein müder Geist versuchte desperat die fatalen Geschehnisse vor seinem unfreiwilligen Schlaf zu rekapitulieren.
    Eine Mission – eine sinnfreie Mission – hatte ihn und die Klanglosen Klingen in den Turm der zwergischen Festung gebracht und während dem Aufstieg – seine Gedanken wurden von einem lauten Schlucken unterbrochen. Während dem Aufstieg hatte der Tod Claudius mit Hilfe des Wetters ausgelesen. Wissenslücken unterbrachen die darauffolgenden Momente. Er konnte jedoch nicht lange bewusstlos gewesen sein, denn dem Hecheln seines Trägers nach zu urteilen, befanden sie sich immer noch auf der Flucht aus dem Turm.
    Da Morpheus‘ Sehkraft allmählich wiederkehrte, erkannte er die gigantische Schar Krieger die sich an der Verfolgungsjagd beteiligte. Viel weiter würde sein unbekannter Träger ihn nicht mehr mitschleppen können. Morpheus

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