Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
Vom Netzwerk:
Stieres gelehnt in derselben Position, nachdem er vom Rücken der mächtigen Bestie geklettert war. Seine pupillenlosen Augen schienen konzentriert ins Nichts zu starren, schienen auf der Suche zu sein. Seine Gefährten ließen ihn gewähren und ihr Anführer Waldoran genehmigte ihnen gar, ein Feuer zu entfachen, obwohl ein gewisses Risiko bestand, dass gegnerische Späher – sofern es in diesen trostlosen Gegenden überhaupt eine Form von Leben gab – auf sie aufmerksam werden könnten.
    Da sich in einem Umkreis von mehreren tausend Schritten kein Holz befand, nutzten sie einen speziellen, elfischen Trick um die Wärmequelle zu entfachen. Waldoran nahm einen leichten Beutel von seinem Gürtel und öffnete ihn. Seine Finger glitten hinein und erschienen wenige Augenblicke später mit einer winzigen Menge Pulver. Die Menge war so gering, dass die minuziösen Krümel lediglich sichtbar waren, wenn Waldoran seine Finger auseinandernahm. Waldoran bat Dante, ihm eine gebogene Schüssel aus dünnem Eisen zu reichen, die dieser seit Beginn der Reise dazu verwendet hatte, gemeinsam mit dem Elfen das Essen vorzubereiten. Seit ihrem Aufbruch vor etwa einem halben Mond war dies jedoch nicht sehr häufig vorgekommen, da sie sich zu einem großen Teil von Früchten und Beeren ernährten, welche zu Beginn ihrer Mission in Massen den Wegesrand gesäumt hatten. In den Bergen mussten sie auf andere Nahrungsmittel vertrauen, zumeist aus dem mysteriösen Beutel Waldorans.
    Als die Schüssel stand, rieb der Fürst die beiden Finger gegeneinander, sodass die winzigen Körner des Pulvers wie vertrockneter Regen in den Behälter rieselten, woraufhin sich umgehend eine helle, blaue Flamme bildete und eine ungeheure Wärme verströmte. Für Notfälle, meinte Waldoran gelassen. Dante war sich nicht sicher, doch er meinte, einen Hauch Menschlichkeit in der Antwort des Elfen gehört zu haben; Stolz. Die Möglichkeit, dass seine Fantasie lediglich durch die Trostlosigkeit der Landschaft Pirouetten schlug, bestand jedoch ebenfalls. Über der blauen Flamme bereiteten sie eine beinahe majestätisch wirkende Mahlzeit zu. Drei Hasen, die Waldoran vor dem Gebirge erlegt und konserviert hatte.
    Dante, Lannus und Garandor freuten sich über die erste warme Mahlzeit seit Langem, doch Chorz aß nichts, da er von drei Hasen ohnehin nicht satt wurde und bereits eine Reserve aufgebaut hatte, indem er den Kadaver des von Waldoran befragten und erlegten Orks verspeist hatte. Waldoran rührte die Hasen ebenfalls nicht an, denn als Elf konnte er sich mit den meisten Tieren des Waldes verständigen und die Ermordung dieser Tiere hatte ihm bereits einen Stich ins Herz versetzt. Garandors Laune erhellte sich während des Essens ein wenig und als er seinen Anteil verspeist hatte, sprach er sogar einige Worte, was seit dem Vorfall in der eisigen Höhle nicht vorgekommen war.
    „ Dante.“ sagte er mit einer rauen Stimme, welche dem jungen Menschen fremd vorkam.
    „ Garandor?“ fragte der Mensch, unsicher.
    „ Ich kann zeichnen, doch nur ich kann die Zeichnungen sehen.“ Garandor lehnte weiterhin an Chorz, welcher, wie an dem ungeheuer lauten Schnarchen und den regelmäßigen Bewegungen seines gewaltigen Körpers gut zu erkennen war, in einen festen Schlaf gesunken war.
    Die Aussage des Zwergs verwirrte Dante.
    „ Ich verstehe nicht, Garandor.“
    „ Wenn ich mich auf eine Sache konzentriere, verändert sich das weiße Licht vor meinen Augen. Es formt sich nach meinen Vorstellungen.“ Garandor redete ruhig und mit Bedacht. Dennoch fragte sich Dante, ob der Zwerg den Verstand verloren hatte.
    „ Das verstehe ich nicht, Garandor.“
    Der Zwerg nahm sich Monde für die Antwort.
    „ Schließe deine Augen, Dante. Was siehst du?“
    „ Dunkelheit.“
    „ Noch Etwas.“
    Eine Pause, dann folgte die stockende Antwort.
    „ Einzelne Farben. Sie verschwinden wenn ich versuche sie genauer zu betrachten. Wenn ich meine Augen unter den geschlossenen Lidern bewege, verstecken sie sich.“
    „ Mit diesen Farben zeichne ich. Nur, dass mein Hintergrund weiß ist, deiner schwarz.“
    „ Das kann ich nicht.“ Obwohl Dante diese Erläuterung Garandors einerseits für Wahnsinn hielt, nagte die Ungewissheit an ihm, ob nicht doch ein wahrer Kern im Gerede des Zwergs stecke.
    „ Schade.“ meinte der Blinde abwesend. Die Augen geschlossen, war er ohne Zweifel damit beschäftigt, seine Fantasiewelt zu erschaffen.
    Dante beobachtete Garandors Gesicht eingängig, während er,

Weitere Kostenlose Bücher