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Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
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Sicherheit an den einzigen Überlebenden.“ fuhr Raspiron fort.
    Torabur runzelte die Stirn, als er die Erinnerungen hervorkramte.
    „ Ich – Ich erinnere mich. Garandor hat überlebt.“ nickte er schließlich, seinen Bart kraulend.
    Raspiron nickte und verstummte in einer demonstrativen Pause. Für einige Augenblicke schien Torabur verwirrt zu sein, doch nach Momenten fokussierter Überlegung gab er ein verstehendes Brummen von sich.
    „ Du wolltest die Aufmerksamkeit auf ihn lenken.“
    „ Das war die Absicht.“ Der Hauptmann wartete aus Unsicherheit darauf, dass der König fortfuhr.
    „ Nun.“ begann dieser mit einem Hauch von Verbitterung. „Meine Brüder und Schwestern haben an dem Tag ihr Leben gelassen; nicht nur Krieger. Weshalb hast du mir nicht eine Nachricht überbracht? Weshalb mussten meine Brüder und Schwestern, meine Freunde, sterben?“ Ein unterdrückter Funken Wut blitzte in den Augen des Königs auf.
    „ Die Zeit war knapp und die Rillen der Schale – mein Orakel, wenn du so möchtest – welche mir erläuterten, dass Garandor der Auserwählte ist und sein Portrait aus Wellen schufen, warnten mich davor, dass die Sanduhr verrinnt, dass der Bach versiegt; und dass Blut fließen muss. Und eine andere Möglichkeit als diese, kam mir nicht in den Sinn. Der Zeitdruck und die Verzweiflung vernebelten meine Sinne.“ Er versank in einer Pause und fuhr nach einer Weile stockend fort. „Torabur, ich bitte nicht um Verzeihung, da ich weiß, dass sie mir nicht gewährt wird. Ich bitte dich lediglich um die Möglichkeit, Seite an Seite mit dem Osten kämpfen zu dürfen. Ich weiß, wie aussichtslos die Lage ist.“ Ein unangenehmes, rauchiges Schweigen vernebelte die verstreichende Zeit. Torabur runzelte die Stirn.
    „ Sag mir, Raspiron, von welcher Quelle stammen deine Wellen?“
    „ Eteís, ein legendärer Kommandant der Klanglosen Klingen – er starb vor wenigen Zyklen – brachte einen Flakon von eine seiner Reisen in den Süden mit. Er behauptete, das Wasser stamme aus einem pechschwarzen See nahe der Küste und dass es sehende Kräfte besäße.“ Während seiner Worte wusste Raspiron nicht, in welche Richtung er blicken sollte und so durchstreiften sie die Kammer des zwergischen Herrschers unruhig, ausweichend.
    „ Nithrals Rache.“ murmelte Torabur bedächtig nickend in seinen spröden Bart.
    „ Nithral –“ setzte der Hauptmann an.
    „ Der See ist verflucht, Raspiron. Nithral, der mächtigste aller Magier, legte ehe er in der ersten Schlacht um die Erodyn-Höhen von Santúr verbannt wurde, einen Fluch auf die stillen Gewässer der Insel. Eteís brachte dir ein maliziöses, verräterisches Orakel von seiner Reise mit. Die Wasser sind getrübt; der Tod badet in ihnen.“
    Toraburs Augen fanden die des Hauptmannes, und hielten sie. Nach wenigen Augenblicken senkte Raspiron jedoch sein Haupt und stützte es mit seinen Händen.
    „ Mein Blick war stumpf, Torabur. Mein Geist vernebelt vor Verzweiflung. Du hast die Schwaden zerlaufen lassen. Dafür möchte ich dir danken. Ich bin nun dazu verpflichtet, dem Osten zu dienen, König. Akzeptiere meine Hilfe; helfe mir, das Blut meiner Fehler von meinen Händen und meiner Seele zu waschen.
    „ Nun, da ich deine Beweggründe kenne, kann ich dir als Mensch verzeihen, Raspiron.“ begann Torabur gewichtig, überlegt. „Doch als König kann ich es nicht. Die Entscheidung, ob ich dir vergeben kann, wird nicht bloß von mir und nach meinen Interessen getroffen, sondern muss die Meinung meiner Brüder und Schwestern widerspiegeln. Du hast gespürt, wie mächtig und verschlingend ihr Hass ist. Unter diesen Umständen weiß ich nicht, ob deine Hilfe von immenser Bedeutung wäre, oder ob sie nicht bloß die Moral meiner eigenen Truppen vernichten würde. Es tut mir Leid, Raspiron. Es ist unmöglich die Sturheit und den Hass auf dich zu überbrücken. Ich kenne mein Volk. Sie werden dir nicht verzeihen.“ Torabur betonte jede einzelne Silbe mit Bedacht, sprach langsam, doch nicht stockend.
    Raspiron wirkte auf den König wie ein aufrichtiger, ehrenhafter Mann, welcher lediglich beabsichtigt hatte, das Richtige zu tun und von Mächten jenseits seiner Vorstellungskraft betrogen wurde. Torabur persönlich würde seine Hilfe angesichts ihrer desperaten Lage annehmen, doch die zwergischen Krieger würden nicht gemeinsam mit Mördern an ihrem eigenen Volk in die Schlacht ziehen. Und selbst wenn Torabur es schaffte, den größten Teil seiner Krieger davon

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