Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)
hatten sich im Laufe des Gesprächs entfernt, da der Inhalt offensichtlich nicht für ihre Ohren bestimmt war.
„ Grimmdor kann keine Magie anwenden, Paradur.“ gab der König zu bedenken.
„ Das ist wahr. Ich behaupte allerdings nicht, dass Grimmdor der Verräter ist, sondern bin lediglich etwas verwundert über sein Verhalten.“
Torabur nickte bedächtig, als er letztendlich antwortete.
„ Ich verstehe deine Furcht, Paradur. Doch sei unbesorgt, ich werde Wachen an deiner Seite postieren lassen.“ beschwichtigte der zwergische Herrscher seinen General. „Doch nun werde ich mich in meine Kammer begeben. Diese Zeiten lassen mich in einem rasenden Tempo altern.“
Paradur verschwand, während König Torabur sich in seine Kammer zurückzog, wo er sich müde auf seinen massiven, hölzernen Stuhl fallen ließ. Er hatte es eigentlich nicht für möglich gehalten, doch so sehr er sich auch gegen den Gedanken sträubte, konnte es der Wahrheit entsprechen. Grimmdor hatte sich in letzter Zeit schließlich außergewöhnlich benommen und Torabur bezweifelte zudem, dass Paradur über die finsteren Blicke des Offiziers log. Jedoch konnte das auch andere Ursachen haben, wie etwa einen der gefürchteten Wutausbrüche Grimmdors.
Lange Zeit saß der Herrscher der Zwerge an seinem Tisch. Den Kopf in die Hände gelegt, zermarterte er sich den Geist über die Angelegenheit mit Grimmdor und Paradur. Er vertraute beiden sein Leben an, doch wenn Grimmdor wirklich eine Gefahr darstellte, sollte er womöglich von den Besprechungen am folgenden Tag ferngehalten werden.
Doch das konnte er nicht. Wenn die Befürchtungen Paradurs sich als falsche Fährte herausstellen sollten, würde Grimmdor ihm die Verwehrung der Teilnahme an den Planungen niemals verzeihen. Ein Verräter befand sich in jedem Fall in der Festung, so viel stand fest. Doch Grimmdor und Paradur waren es nicht. Konnten es nicht sein. Torabur donnerte mit seiner mächtigen Pranke auf den Tisch und stand auf, um sich erschöpft und in voller Bekleidung in sein Bett fallen zu lassen.
Er hatte Alpträume. Latenor besiegte die vereinigte Armee aller Völker des Ostens, während Grimmdor Paradur hinterrücks niederstreckte. Die Stimme des finsteren, elfischen Herrschers wurde durch einen Zauber verstärkt und übertönte den gesamten Schlachtlärm, schändete die noch lebenden Elfen mit einer Flut orkischer Worte. Die Reinheit der Stimme durfte nicht mit einer Schmach wie dem Gebrauch des orkischen Gegrunzes verunstaltet werden.
Verschwitzt wachte er auf. Der Mond stand weiterhin silbern am Himmel und tauchte die weite Weidenlandschaft in eine ominöse, unechte Stahlschattierung. Der Himmel hatte Sternenpest. Ein eisiger Wind zog durch das Zimmer. Schwerfällig erhob er sich von seinem Bett und schloss das Fenster. Nachdem er sich erneut hingelegt hatte, stellte er zu seiner Enttäuschung fest, dass er nicht mehr einschlafen konnte. Zu sehr beschäftigten ihn die zahllosen, absonderlichen Vorfälle des letzten, verstörenden Tages.
Sein Blick richtete sich starr auf die Decke, während die silberne Scheibe träge über das Firmament kroch, um der Morgensonne Platz zu machen. Einzelne Strahlen wurden durch irisgroße, runde Löcher in den Fensterläden gefiltert und erreichten die Augen des Königs stets zur selben Zeit. Die Löcher waren in voller Absicht so angebracht worden, damit er keine der frühen Besprechungen verpasste. Er schlief stets in der exakt selben Position. Zwar konnte Torabur sich als König ebenso gut wecken lassen, doch er bevorzugte es, den Tag alleine zu beginnen. Er mochte die Einsamkeit am Morgen.
Als er aufstand, hämmerte eine zwergische Pranke an der Tür. Die Angst legte einen schweren Stein in den Magen des Königs, als dieser sich erhob, um sich seinem Schicksal zu stellen. Zu seiner Erleichterung stand jedoch lediglich einer der Krieger vor der Tür und erinnerte ihn daran, nicht zu spät zu dem Treffen zu kommen. Der König bedankte sich und machte sich auf den Weg in den Kriegssaal. Aus dem Nichts fragte er sich, wie es Garandor, Waldoran und Dante in diesen Zeiten erging. Je näher die Schlacht rückte, desto häufiger dachte der König an die drei Auserwählten, die nun hoffentlich zu viert waren. Für einen Augenblick schlich sich der Verdacht in seinen Geist, dass sie alle tot im Gebirge verrotteten. Doch er verdrängte dieses abstoßende Bild mit aller Macht. Der König spürte, dass es noch Hoffnung gab.
Er schritt an den diversen
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