Jenseits Der Grenze
Captain Duellos behielt mit der Inspire , der Brilliant und der Formidable die Position bei. Es überraschte Geary nicht, dass sich Captain Armus mit seiner Colossus nicht von der Stelle gerührt hatte. Armus war schlicht zu schwerfällig, um in einer plötzlich veränderten Situation zügig zu reagieren. Das konnte zwar unter bestimmten Umständen ein Problem darstellen, aber in diesem Fall war es ein Segen, schien doch das Verharren der Colossus und der restlichen Formation anderen Schlachtschiffen und Eskortschiffen als Vorbild für deren eigenes Verhalten zu dienen.
Die wohl größte Überraschung stellte die scheinbar verfluchte Orion dar, bei der man sich in der Vergangenheit immer darauf hatte verlassen können, dass sie genau das Gegenteil von dem tat, was ihr aufgetragen worden war: Dieses Mal hatte sie Gearys Befehl befolgt und sich nicht von der Stelle bewegt.
Überall auf den Planeten, Monden und Orbitaleinrichtungen im System wurde für die Verteidigungsstreitkräfte eine höhere Alarmstufe ausgerufen, außerdem wurden Schilde aktiviert und Waffensysteme hochgefahren. Bislang war aber noch keine Zielerfassungsautomatik auf die Schiffe der Flotte ausgerichtet worden.
Es war nicht so schlimm, wie es hätte sein können, aber die Situation war auch so schon erschreckend genug. Es musste nur auf irgendeiner Seite ein Schuss abgefeuert werden, dann konnte ein Bürgerkrieg seinen Lauf nehmen.
Navarro stand sekundenlang wie erstarrt da, während er das Display betrachtete. Dann erwachte er wie aus einer Trance und tippte auf eine der Übertragungen.
Tanyas Gesicht tauchte auf der Anzeige auf. »An alle Einheiten: Behalten Sie Ihre Position wie von Admiral Geary befohlen bei. Alle Schiffe, die sich in Bewegung gesetzt haben, werden hiermit aufgefordert, auf ihren ursprünglichen Orbitalplatz zurückzukehren. Sie alle haben Admiral Gearys Befehle erhalten. Stellen Sie sofort alle nichtautorisierten Handlungen ein und kehren Sie auf Ihre Ausgangspositionen zurück.« Desjani strahlte alle Befehlsgewalt aus, die sie besaß, was in ihrem Fall eine beträchtliche Ausstrahlung bedeutete. Aber selbst die genügte ganz offensichtlich nicht.
Navarro machte eine finstere Miene und tippte auf eine später gesendete Nachricht, diesmal von Admiral Timbale, der hastig drauflos redete. »Zurückziehen! Alle militärischen Streitkräfte im Varandal-Sternensystem werden hiermit aufgefordert, sich sofort zurückzuziehen! Stellen Sie augenblicklich alle nichtautorisierten Handlungen ein. Niemand eröffnet das Feuer! Ich wiederhole: Sofort zurückziehen! Alle Waffen sind Code Rot Status Null. Der Einsatz von Waffen ist nicht autorisiert!«
»Wieso sehen wir keine Reaktionen von den Kriegsschiffen?«, wollte Suva wissen.
»Weil die sehr wahrscheinlich ihre Nachrichten über heimliche Wege durch das Kommando- und Kontrollsystem schicken. Solche Übermittlungen tauchen dann in den offiziellen Aufzeichnungen nicht auf. Richtig, Admiral?«, erwiderte Sakai. Er hatte die Flotte auf ihrer letzten Reise begleitet und diese Tatsache zweifellos aus erster Hand miterlebt.
Geary nickte und machte keinen Hehl aus seiner Sorge. »Wie Sie sehen können, versuchen wir bereits, die Lage unter Kontrolle zu bringen …«
»Unter Kontrolle?« Suva warf ihm einen aufgebrachten Blick zu. »Dieser andere Admiral hat den Verteidigungsstreitkräften befohlen, nicht das Feuer zu eröffnen!«
»Ja, weil etliche Leute kurz davor stehen, genau das zu tun«, erklärte Geary. »Sobald ein Schuss fällt, werden alle gezwungen, sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden. Unter diesem Druck, der im Moment auf allen lastet, werden sich zu viele von ihnen reflexartig für die Kameraden entscheiden, mit denen sie Seite an Seite gekämpft haben. Wir konnten das im Syndik-Heimatsystem beobachten, als es dort zur Rebellion kam. Verstehen Sie denn nicht? Die Situation gerät immer schneller außer Kontrolle. Nicht zu handeln, ist jetzt keine Option mehr.« Er zeigte auf das Display. » Das da kann ich nicht mehr in den Griff bekommen.«
»Wir können nicht vor einem Putsch kapitulieren, noch bevor er überhaupt richtig begonnen hat!«, brüllte ihn Suva nahezu an.
»Führen Sie Ihre Befehle aus, Admiral«, drängte Navarro ihn, dem seine Verzweiflung deutlich anzuhören war. »Senatorin Suva hat recht. Wenn wir diesem Druck nachgeben, dann kommt das in jeder Hinsicht einem Putsch gleich. Niemand in der Flotte wird sich über die Anweisungen von Black
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